Sonic the Hedgehog 2 (Mega Drive, Review)

Unmittelbar nach Abschluss der Arbeiten am ersten Sonic the Hedgehog für das Sega Mega Drive wurde das Sonic Team in zwei Teile geteilt, die getrennt voneinander jeweils an einem eigenen Sequel zum bis dato größten Mega Drive-Spiel zu entwickeln. Während ein Teil des Sonic Teams Sonic the Hedgehog CD für das Mega CD-Add-On arbeitete, hat der andere Teil in Zusammenarbeit mit dem US-Studio Sega Technical Institute und dem heute vor allem für die Hardware-Entscheidungen bei den PlayStation-Konsolen bekannte Mark Cerny ein Sequel für das Mega Drive entwickelt.

Auch wenn Sonic geradewegs dafür berühmt ist, eine riesige Zahl an Charakteren – in vielen Fällen auch an spielbaren Charakteren – zu bieten, war der Anfang der Reihe noch sehr überschaubar. Der erste Teil hat sich im Wesentlichen mit Sonic und Doktor Robotnik begnügt, der zweite Teil erweitert die Heldenriege erstmals um den kleinen Fuchs Miles „Tails“ Prower. Doch wesentlich bedeutender ist die Änderung in der Ausrichtung des Spiels. Während das erste Sonic sich noch ein wenig unklar über die Ausrichtung zwischen klassischem Jump & Run und schnellem Arcade-Spiel war, stehen bei Sonic 2 endgültig alle Ampeln auf grün.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass spielerisch alles beim Alten geblieben ist, denn Sonics Moveset ist weiterhin enorm simpel. Alle Knöpfe haben die selbe Funktion und Sonic kann im wesentlichen nur laufen und springen. Allerdings gibt es einen Move, der gleich von Beginn an einen neuen Ton anschlägt: Den Spin Dash. Wenn Sonic zum Stehen gekommen ist, kann man sich ducken und durch wiederholtes Drücken auf den Sprungknopf Geschwindigkeit sammeln um dann, wenn man sich nicht länger duckt, mit hoher Geschwindigkeit loszurollen. Das ermöglicht nicht nur die schnelle Regeneration der Geschwindigkeit, wenn man einmal einen Fehler gemacht hat, sondern auch einen schnellen Start nach etwas kniffligeren Plattformsequenzen zurück in das High-Speed-Gameplay. Nebenbei wurden auch einige Fehler in der Spielphysik von Teil 1 korrigiert, so dass insbesondere die Geschwindigkeitslimits, die stellenweise dazu geführt haben, dass man langsamer wurde, wenn man nach rechts gedrückt hat, wesentlich liberaler ausgelegt werden.

Doch nicht nur mechanisch drückt Sonic 2 aufs Gas, sondern auch in Sachen Leveldesign. Zunächst einmal ist auffällig, dass die Zonen von drei auf zwei Akte verkleinert wurden und es dafür im Gegenzug deutlich mehr Zonen zu spielen gibt. Das sorgt für wesentlich mehr Abwechslung, da die Levelelemente sehr stark an die Themen gebunden sind. Mit drei Akten am Stück gab es in Sonic 1 schon stellenweise etwas Ermüdungserscheinungen, aber Sonic 2 bleibt durchweg aufregend und frisch. Darüber hinaus wurde das Platforming deutlich beschleunigt. Musste man im Erstling noch stellenweise sekundenlang warten, gibt es in Sonic 2, jedenfalls wenn man keine Fehler macht, nahezu nie einen Grund anzuhalten – und wenn man doch einmal anhält, kann man mit Sicherheit binnen einer Sekunde wieder loslaufen.

Die Level in Sonic 2 sind ein intensiver Mix aus Präzision, Geschwindigkeit und Chaos und laden durch zahlreiche alternative Wege zum wiederholten Spielen ein. Die Designideen für die Level sind in thematischen Kombination aus Optik und Funktionalität beeindruckend. Besonders bemerkenswert sind in meinen Augen die Chemical Plant Zone – ein Level das in einer futuristischen Stadt mit einer Chemiefabrik spielt, die giftiges Wasser abpumpt -, die Casino Night Zone und die Oil Ocean Zone, in der man eine Ölbohranlage erkundet. Alle drei Level bieten ein Thema, das man so in kaum einem Jump & Run zu sehen bekommt und schaffen es so, dem Spiel einen sehr individuellen Charakter zu geben. Ergänzt wird das natürlich auch von einigen eher gewöhnlicheren Themen wie einer Höhle (Mystic Cave Zone), einer Wiesenlandschaft (Emerald Hill Zone) oder einem Berg (Hill Top Zone).

Wenn man Sonic 2 mit dem besten Ende abschließen möchte, so reicht es nicht, alle Level im Spiel erfolgreich abzuschließen – wenngleich das in der Originalfassung auf Grund der beschränkten Lebensanzahl durchaus schon eine gewisse Herausforderung ist – sondern man muss auch die sieben Chaos Emeralds sammeln. Diese sind hinter Minispielen versteckt, die man in den Levels betreten kann, indem man mit mindestens 50 Ringen einen der Zwischenspeicher berührt und in den Sternring springt, der danach über dem Zwischenspeicher kreist. In Sonic 2 ist das Minispiel, das man für einen Chaos Emerald absolvieren muss quasi ein 3D Autorunner. Sonic und Tails laufen automatisch vorwärst durch einen Pseudo-3D-Tunnel und müssen eine vorgegebene Zahl an Ringen sammeln und Bomben ausweichen, die ihnen anderenfalls Ringe abnehmen. Dieses Minispiel wird in den letzten Runden ziemlich knifflig, man kann allerdings im Zweispielermodus sich das ganze ein wenig erleichtern.

Sonic 2 bietet nämlich einen Drop-in-drop-out Zweispielermodus. Zu jedem Zeitpunkt kann ein zweiter Spieler einfach die Kontrolle über Tails übernehmen. Tails spielt sich genauso wie Sonic, kann aber außer in den Minispielen keine Ringe verlieren und kehrt im Todesfall ratzfatz wieder zu Sonic zurück. Allerdings kann bei rücksichtsloser Spielweise des ersten Spielers der Mehrspielermodus schon etwas nervig werden, weil die Kamera sich nur an Sonic orientiert, der Tails-Spieler also mit Sonic mithalten kann. Spielt man mit einem deutlich unerfahreneren Spieler ist dieser Modus aber auch ideal, um den zweiten Spieler an das Spiel heranzuführen. Anfangs bietet es sich dann an, dass der zweite Spieler Tails spielt und der erste Spieler vorsichtig spielt um dem zweiten Spieler zu ermöglichen mitzuhalten, später kann man die Rollen tauschen und als Tails dem ungeübteren Spieler vor allem bei Endgegnerkämpfen zur Seite stehen.

Die Präsentation von Sonic 2 ist exzellent, das liegt nicht nur an der lebhaften, intensiven und farbenfrohen Optik oder der hohen Spielgeschwindigkeit, sondern auch an dem fantastischen Soundtrack, der aus dem Mega Drive-Soundchip alles herausholt. Die markanten Arcade-Klänge sind so eingängig wie wohl in keinem anderen Spiel auf der Konsole und sind durch das spezielle Klangprofil der Konsole auch bis heute sofort wiederzuerkennen. Neben dem Mega Drive-Original ist auch bei Sonic 2 vor allem die 3D-Neuauflage für den Nintendo 3DS zu empfehlen. Weiterhin bietet die Sonic Mega Collection eine sehr originalgetreue Emulation und auf Handys gibt es zudem eine optisch aufpolierte und spielerisch um ein Level erweiterte Fassung von Taxman, dem Entwickler von Sonic Mania.

Sonic 2 hat die gute Grundlage des Erstlings grundlegend aufpoliert und zu einem echten Spitzenspiel verfeinert. Für eine weite Spanne von Spielertypen kann Sonic 2 eine herausragende Spielerfahrung bieten und immer wieder zu einer schnellen Spielrunde einladen. Das exzellente Leveldesign, das flüssige und rasante Gameplay und die intensive Präsentation runden sich zu einem nahezu perfekten Gesamterlebnis ab.

Getestet auf Mega Drive, Mega Drive Classic, Saturn, GameCube, Xbox 360, Nintendo DS, PlayStation Portable, Nintendo 3DS und Android-Handy.