Unstrong Legacy (Review)

Glasses, vielfach als Widersacherin in den Jump & Runs der A Game with a Kitty-Serie aufgetreten, hat bereits im vergangenen Jahr mit ihrem ersten 3D Jump & Run Unstrong: Space Calamity einen ersten Switch-Auftritt als Heldin gehabt, in Unstrong Legacy übernimmt sie nun abermals die Titelrolle. Basierend auf dem PC-Freeware-Spiel Unstrong von origamihero erwartet uns hier ein kompaktes 2D-Jump & Run mit Metroidvaniastruktur für den kleinen Geldbeutel.

Glasses ist nicht gerade ein Glückskind. Nicht nur, dass ihre Eltern ihre Geschlechtsidentität nicht akzeptieren und immerzu darauf auf sind, die Weltherrschaft an sich zu reißen, zu allem Überfluss scheitern Glasses eigene raffigieren Pläne in aller Regelmäßigkeit. So beginnt auch Unstrong Legacy mit einem Schuss in den Ofen. Glasses Basis ist abgeschmiert und ihr ganzer Kram ist in der Welt verteilt. Als Spieler unterstützt man Glasses jetzt dabei, ihre Besitztümer wieder aufzulesen.

Infolge dessen, dass Glasses alle ihre praktischen Erfindungen verloren hat, ist ihr Bewegungsrepertoire zu Beginn des Spiels noch sehr eingeschränkt. Zunächst kann man nur laufen und springen, im Laufe des Spiels erhält man gelegentlich weitere Fähigkeiten, die nicht nur auf dem kritischen Pfad durch das Spiel notwendig werden, sondern außerdem erlauben, in bereits besuchten Gebieten zusätzliche Sammelgegenstände einzusacken. Im Gegensatz zu vielen anderen Metroidvania-Spielen verzichtet Unstrong Legacy allerdings komplett auf eine Karte, wer also wirklich alles sammeln möchte, sollte sich eingehend mit der Welt des Spiels befassen.

Allerdings heißt das nicht, dass man sich nur zu Fuß in der Spielwelt bewegen kann, denn an einigen Checkpoints im Spiel gibt es zusätzlich einen Teleporter. Einmal aktiviert, kann man zwischen den verschiedenen Teleportern im Spiel per Knopfdruck hin und her reisen. Fleißige Sammler können überall in der Welt Zahnräder finden. Zum Glück wird recht kleinschrittig angezeigt, wie viele der in einem Gebiet versteckten Zahnräder man bereits gesammelt hat, denn die Spielwelt ist im Vergleich zu anderen Metroidvania-Spielen etwas weniger verzweigt, so dass man im normalen Spieldurchlauf die meisten Gebiete nur ein, maximal zwei mal betritt. Im Gegenzug ist der Spielfluss auf dem kritischen Pfad sehr gelungen.

Die bereits angesprochenen Zahnräder dienen im Spiel einerseits als Währung, von der man sich zusätzliche Lebensenergie kaufen kann und andererseits als Zugangsbeschränkung zu Geheimarealen, in denen Glasses Teile ihrer Erinnerungen zurückerlangen kann. Aber Achtung: Zwar werden durch das Betreten der Geheimareale keine Zahnräder verwendet, aber wenn man Zahnräder für Lebensenergieupgrades ausgibt, kann man diese bei den Zugangsbeschränkungen zu den Geheimarealen nicht mehr vorzeigen, so dass es schwieriger wird, alle Geheimareale zu betreten.

Das Leveldesign in Unstrong Legacy ist sehr kreativ und bietet einige spannende Plattformsequenzen, kleine Rätsel, sofern man sich denn auf Zahnradsuche begibt, und auch eine Hand voll gut designter Endgegner. Die verschiedenen Areale des Spiels sind optisch deutlich zu unterscheiden und bleiben gut genug im Gedächtnis, dass es mir im Test leicht gefallen ist, mir Stellen zu merken, an die ich später noch einmal mit zusätzlichen Fähigkeiten zurückkehren wollte.

Dass der Spielumfang mit ca. zwei bis vier Stunden nicht allzu groß ist, ist verschmerzbar, da das Spiel im Gegenzug auch nicht allzu teuer ist und eine deutlich größere Welt ohne Karte wahrscheinlich schwer zu navigieren wäre. In Anbetracht der getroffenen Designentscheidungen ist der Spielumfang angemessen. Der Schwierigkeitsgrad von Unstrong Legacy ist fordernd, aber nicht boshaft; wer möchte, kann sich mit einem optionalen Easy-Modus etwas zusätzliche Lebensenergie verschaffen und so das Spiel etwas einfacher gestalten. Auch im Easy-Modus sollte man aber damit rechnen, das eine oder andere Mal zu scheitern.

Technisch ist Unstrong Legacy die meiste Zeit solide und die 2D Optik ist prägnant, ohne unangenehm zu sein. In der ursprünglichen Version des Spiels gab es in einigen Stlelen recht deutliche Framerateprobleme, doch zum Glück sind die zwischenzeitlich in einem Patch behoben worden.

Unstrong Legacy ist ein sehr unterhaltsames kleines Jump & Run mit Metroidvania-Anleihen und einer etwas skurrilen aber sympathischen Präsentation. Es setzt sicherlich keine neuen Maßstäbe im Genre, bietet aber einige Stunden sehr guter Unterhaltung und das ist es ja, was im Endeffekt zählt.


Getestet auf Nintendo Switch.