Sonic CD (Review)

In Anbetracht des großen Erfolgs des ersten Sonic-Spiels ist es keine Überraschung, dass Sega großen Wert darauf gelegt hat, die kostspielige Mega Drive-Erweiterung Mega CD mit einem eigenen Sonic-Spiel zu versehen. Parallel zu Sonic 2 entwickelt, baut Sonic CD nicht auf dem zweiten Sonic-Spiel, sondern auf dem ersten auf und bietet interessanterweise sogar alternative Umsetzungen ähnlicher Ideen.

Dank der seinerzeit großen Kapazität der CD konnte Sonic CD in Sachen Präsentation einen großen Schritt nach vorn machen. Während die Geschichte der anderen Sonic-Spiele nur in den Spielanleitungen stattgefunden hat, bietet Sonic CD zu Beginn und Ende jeweils eine äußerst ansehnlich gezeichnete Comic-Videosequenz, die die Geschichte illustriert. Doktor Robotnik hat sich die mächtigen Zeitsteine geschnappt und den Planeten Little Planet zu einer Festung ausgebaut. Zu allem Überfluss hat er Sonics Verehrerin Amy Rose entführt. Das kann Sonic natürlich nicht auf sich beruhen lassen und so muss der blaue Igel wieder seinen Heldenmut unter Beweis stellen.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Sonic CD ein ganz einfacher Nachfolger zum ersten Sonic ist. In sieben Zonen zu je drei Acts muss rennen, springen und rollen und jeweils im letzten Act einen Endgegner vermöbeln. Ähnlich wie Sonic 2 fügt auch Sonic CD einen Move hinzu, mit dem man aus dem Stand eine hohe Geschwindigkeit aufbauen kann, den Super Peel Out. Hierzu muss man auf dem Steuerkreuz nach oben drücken und einen Sprungknopf drücken. Sonic fängt dann auf der Stelle an zu rennen und sobald man das Steuerkreuz loslässt, rennt Sonic in hoher Geschwindigkeit nach vorne. Allerdings ist der Super Peel Out weniger komfortabel als der aus Sonic 2 bekannte Spin Dahs, denn wenn man springt oder sich einkugelt, geht ein großer Teil der Laufgeschwindigkeit verloren. Positiv daran ist, dass die hohe Spielgeschwindigkeit in diesem Fall mit einem zusätzlichen Risiko einhergeht, allerdings ist die Praktikabilität des Moves in den meisten Bereichen des Spiels ziemlich beschränkt, was – neben dem Leveldesign an sich – zu einem gewissen Stop-and-Go-Spielgefühl führt, das nach dem besonders flüssigen Sonic 2 ein wenig enttäuschend ist.

Sonic CD kann allerdings noch mit einem weiteren sehr speziellen Feature aufwarten, das dem Spiel eine Menge versteckte Abwechslung hinzufügt. Jedes Level bietet nämlich drei verschiedene Zeitebenen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. An ausgezeichneten Stellen kann man durch das Passieren eines entsprechend markierten Pfostens und das Erreichen der Maximalgeschwindigkeit zwischen den Zeitebenen wechseln. Doktor Robotnik hat nämlich in der Vergangenheit einer jeden Welt eine Maschine aufgestellt, die gegnerische Roboter ausspuckt und mit der Zeit zur dystopischen Zukunft führt. Zerstört man die Maschine in der Vergangenheit, wandelt sich die Zukunft in eine glückliche Zukunft. Nur wenn man in jeder Zone die glückliche Zukunft freischaltet, oder aber die sieben Zeitsteine einsammelt, die man in 3D-Bonuslevels am Ende eines jeden Levels ergattern kann, kann man das Spiel mit dem guten Ende abschließen.

Das Leveldesign in Sonic CD hat eine Reihe von Vor- und Nachteilen gegenüber anderen Sonic-Spielen, die dafür sorgen, dass das Spiel sich deutlich stärker an Spieler richtet, die die 2D Level gern erkunden und in einem wechselhaften Rhythmus durch die Level laufen. Durch die verschiedenen Zeitebenen und die verschachtelten Leveldesigns kann man das Spiel mühelos mehrfach durchspielen und dabei stets neue Erfahrungen machen. Auf der anderen Seite leidet der Spielfluss an dem doch etwas komplexen Spielsystem und dem nur selten gradlinigen Leveldesign. Viele Levelelemente und Sprungpassagen sind darauf ausgelegt, den Spieler zu bremsen und stehen im starken Kontrast zum rasanten Sonic 2. Das ist vor allem insofern ein wenig schade, als dass Sonic CD mit dem Super Peel Out sogar phasenweise deutlich schneller ist als Sonic 2.

In Sachen Endgegnerdesign ist Sonic CD noch einmal etwas kreativer als die beiden Vorgänger und kombiniert die Kämpfe oft mit interessanten Szenarien und Plattform-Sequenzen. Während Leveldesign und Spielmechanik in der Sonic-Reihe sich weiter an Sonic 2 orientiert haben, haben die Endgegner ab Sonic 3 einige Konzepte aus Sonic CD aufgegriffen. Auch Amy und Metal Sonic, die in Sonic CD ihr Debüt feiern, sind in späteren Sonic-Spielen regelmäßig mit von der Partie.

In Sachen Grafik und Musik ist klar ersichtlich, dass die Entwickler auf dem Mega CD mit einer größeren Kapazität arbeiten konnten. Gerade die Musik sticht selbst gegenüber den erst spät erschienenen Sonic 3 und Sonic & Knuckles in Sachen Aufnahmequalität deutlich hervor. Interessanterweise gibt es übrigens zwei komplett verschiedene Soundtracks für Sonic CD. Japan und Europa haben sich auf dem Mega CD einen Soundtrack geteilt, für die USA und die europäische PC-Version wurde aber ein komplett separater Soundtrack aufgenommen. Welchen Soundtrack man bevorzugt ist Geschmacksfrage; in der neuesten Fassung für Xbox 360 und PlayStation 3 kann man in Sonic CD allerdings weltweit zwischen beiden Soundtracks wählen. In der Sonic Gems Collection (GameCube, PlayStation 2) hingegen ist in Europa der amerikanische Soundtrack enthalten.

Sonic CD ist ein interessanter alternativer Ansatz zu einem Sequel zu Sonic 1, steht aber nicht nur auf Grund der benötigten Peripherie klar im Schatten von Sonic 2. Nichtsdestotrotz hat das Spiel einige gute Ideen und unterhaltsames Leveldesign, so dass es zu Recht auch heute noch einen guten Ruf genießt. Wer die Möglichkeit hat, der greift idealerweise zu dem Widescreen-Remake von Christian Whitehead, auch die Fassung des Spiels in der Sonic Gems Collection ist aber sehr gelungen.

Getestet auf Mega Drive, GameCube und Xbox 360.