Klonoa: Phantasy Reverie Series (Review)

Der 2D Jump & Run-Held Klonoa hatte Anfang der 00er Jahre ein regelrechtes Hoch. Nach dem ersten Teil auf der PlayStation folgte nicht nur ein Sequel auf der PlayStation 2, sondern auch noch ein Rennspiel Spin-Off und mehrere Game Boy Advance Titel. Doch schon kurze Zeit später mussten Fans Abschied von ihrem katzenartigen Helden nehmen und – abgesehen von einem Remake des Originals auf der Wii – beinahe zwei Jahrzehnte auf seine Rückkehr warten. Mit Klonoa Phantasy Reverie Series kommen nun die beiden Hauptreihenteile gebündelt auf aktuelle Systeme und bringen auch ein Versprechen für die Zukunft mit: Bei gutem Erfolg des Titels könnten auch neue Klonoa-Spiele folgen. Ein Grund zu Freude nicht nur für Serienfans?

Die Klonoa-Spiele sind 2D Jump & Runs in denen man nicht nur rennen und springen, sondern vor allem auch greifen kann. Auf Knopfdruck kann man sich kleine Gegner, die sich in Reichweite befinden einfach schnappen und über dem Kopf durch die Gegend tragen. Diese Fähigkeit ist nicht nur für Kämpfe hilfreich – so kann man andere Gegner mit einem beherzten Wurf ausschalten – sondern unterstützen Klonoa auch beim Platforming, denn wenn man mit einem Gegner im Schlepptau springt, kann man mit einem erneuten Sprung durch Abwurf des Gegners in der Luft deutlich höher gelangen Verschiedene Levelgimmicks können zudem ebenfalls mit der Greiffähigkeit aufgelesen und so zur Fortbewegung genutzt werden. Mit dieser kurzen Einführung werfen wir jetzt einen Blick auf die individuellen Spiele in der Sammlung.

Klonoa: Door to Phantomile hat seinen Ursprung auf der ersten Playstation und erschien im Jahr 1998. Die Geschichte ist nicht der Rede Wert, der Bösewicht entführt Lephise und will die Welt zum Bösen umwandeln. Klonoa, der namensgebende Held des Spiels, hat 12 Level voller Gefahren vor sich und obwohl das Spiel aus damals noch neuen Polygonen besteht, kann Klonoa wie in einem 2D-Spiel nur vorgegebene Wege ablaufen und springen. Im Vergleich zu damals wurde das Spiel natürlich grafisch verbessert, neuen Spielen hält die altmodische Grafik jedoch nicht stand.

Neu hinzugekommen ist ein leichter Modus, mit dem das schon nicht schwere Spiel noch leichter wird. Im Gegensatz zu anderen Spielen der damaligen Zeit werden Gegner nicht durch Sprünge auf dem Kopf getötet, durch Windbälle kann man Gegner greifen und sie unter anderem für einen Doppelsprung missbrauchen. In jedem Level sind neben Diamanten noch 6 Items versteckt, diese sind wichtig da man nur mit allen Items das versteckte Bonuslevel freischalten kann.

In jedem zweiten Level wartet ein Endgegner auf Klonoa, diese sind abwechslungsreich und benötigen eine individuelle Taktik um besiegt zu werden. Verzweigungen und Rätsel bringen Abwechslung ins Spiel, die kurze Spieldauer trübt jedoch den guten Gesamteindruck. Zudem würde Klonoa eine höhere Geschwindigkeit gut zu Gesicht stehen.
Klonoa 2: Lunatea’s Veil folgt dem Vorbild des Erstlings sehr eng. In den normalen Levels wie auch bei den Endgegnern könnte man die beiden Spiele gar problemlos miteinander verwechseln.

Zu Beginn des Spiels wählt man zunächst aus zwei Schwierigkeitsgraden, dem Originalschwierigkeitsgrad und dem neuen einfacheren Schwierigkeitsgrad, der wie im Erstling den Schaden, den man nimmt, drittelt und zudem Klonoa mit einem Extraherz an Lebensenergie versieht. Auch hat man im einfachen Modus unendlich viele Leben, wohingegen man im Original nur begrenzt viele Leben hat und über die Sammelgegenstände in den Levels zusätzliche Versuche gewinnen kann. Über weite Teile des Spiels macht das keinen wesentlichen Unterschied, bei den Endgegnerkämpfen kann man sich so aber Wiederholungen sparen. Richtig schwierig sind die Endgegner so und so nicht, aber im Original hält Klonoa nur sehr wenige Gegentreffer aus, so dass der eine oder andere digitale Tod nicht überraschend kommt. Beim Platforming hingegen spielen die Herzen allein daher schon keine Rolle, als dass ein Absturz ohnehin mit dem Tod bestraft wird. Großzügige Rücksetzpunkte vermeiden Frust allerdings fast so effektiv wie der allgemein geringe Anspruch der Plattformsequenzen.

Zwar muss man in Klonoa eine stattliche Zahl an Plattformen überspringen, meistens sind aber nur sehr wenige Sprünge zwischen zwei sicheren Punkten notwendig und anspruchsvollere Elemente wie schnelle bewegliche Plattformen oder fallende Plattformen gibt es keine. In der Konsequenz können die Plattformabschnitte für sich durchaus ermüdend sein, zumal die Spielgeschwindigkeit von Klonoa ausnehmend niedrig ist. Schon die gewöhnliche Laufgeschwindigkeit ist so gemächlich, dass man vermuten könnte, einen Rennknopf übersehen zu haben, doch wenn man die Flatterfähigkeit Klonoas nutzt, dann könnte man endgültig der Ansicht erliegen, dass man an einem Gummiseil hängt.

Als Ausgleich für das somit eher wenig aufregende Platforming gibt es zur Auflockerung immer mal wieder kleinere Rätsel, die in engem Zusammengang mit der Greiffähigkeit Klonoas stehen. So gibt es beispielsweise Schalter, die durch Berührung oder einen Schlag aktiviert werden müssen und nur eine beschränkte Zeit aktiv sind. Um eine Tür zu öffnen, muss man mehrere dieser Schalter gleichzeitig aktiv setzen. Anhand der Plattformpositionen und zur Verfügung stehenden Gegner muss man sich also überlegen, welche Route zwischen den Schaltern optimal ist. Solche Rätsel spielen zwar nur eine untergeordnete Rolle im Spiel, sind aber meines Erachtens die beste Nutzung der gebotenen Spielmechaniken. Im späteren Verlauf werden die Rätsel cleverer und auch etwas fordernder in der Ausführung, so dass die zweite Hälfte von Klonoa 2 den Gesamteindruck der Spielsammlung deutlich stärkt. Übrigens sind beide Spiele zusammen knapp 10 Stunden lang. Wem die Spiele besonders gut gefallen, der kann aber versuchen, Sammelgegenstände in den Levels zu sammeln um Zusatzlevel freizuschalten oder einen höheren Schwierigkeitsgrad ausprobieren.

Klonoa Phantasy Reverie Series ist technisch auf Xbox One X makellos umgesetzt. Die Framerate ist durchweg stabil, die Ladezeiten sind moderat und die farbenfrohe Optik sympathisch. Im Vergleich zu den Originalen wurden die Grafiken komplett neugestaltet, ragen aber eine ähnlich entspannte Atmosphäre wie in den Originalen.

Als Remakes der beiden Klonoa-Originalspiele kann Phantasy Reverie Series überzeugen, so dass Fans, die die Klassiker noch einmal im neuen Gewand erleben wollen, bedenkenlos zugreifen können: Für Neueinsteiger ist es wichtig zu wissen, dass die Klonoa-Spiele ausnehmend gemächliche Spiele sind, die gleichzeitig trotz sehr geringer Spielgeschwindigkeit nur jeweils wenige Stunden lang sind. Spielerisch haben die Spiele leider Genre-Größen wie Mario, Donkey Kong, Sonic oder Rayman wenig entgegenzusetzen. Insofern lohnen sich die Klonoa-Spiele vor allem dann, wenn man zwei entspannte, wenig anspruchsvolle, aber optisch liebevoll gestaltete Jump & Runs spielen möchte.

Vielen Dank an Bandai Namco für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox One X (Klonoa 2, getestet von Sebastian) und Xbox Series X (Klonoa 1, getestet von Andreas).