AI: THE SOMNIUM FILES – nirvanA Initiative (Review)

Nachdem ich den ersten Teil erst letztes Jahr gespielt habe, habe ich mich sehr auf das Detective Adventure AI: THE SOMNIUM FILES – nirvanA Initiative von Spike Chunsoft gefreut. Es gibt ein Wiedersehen mit vielen Personen des ersten Teils. Allerdings kann man das Spiel auch ohne Vorkenntnisse spielen. Es wird anfangs sogar gefragt, ob man den Vorgänger kennt. Abhängig davon werden Ereignisse daraus erwähnt oder eben nicht, damit man nicht gespoilert wird.

Story

In AI: THE SOMNIUM FILES – nirvanA Initiative untersucht man den Fall von Leichen, die nur als linke oder rechte Hälfte aufgefunden werden. Zuerst taucht die Hälfte eines bekannten IT-Unternehmers während kurzer Dunkelheit in einer Quiz-Show auf. Ein Schild verweist auf ein merkwürdiges Video, plötzlich verbrennt die Leiche. Aber es wird mysteriöser, als sechs Jahre später die andere Hälfte der Leiche inmitten eines Stadiums aufgefunden wird. Der Todeszeitpunkt ist offenbar nur ein paar Stunden her. Wie kann das sein?

Das trifft sich gut, ich nämlich auch nicht. Die Schnittflächen gibt es nicht zu sehen.

Diesmal ist der Protagonist nicht Kaname Date aus dem Vorgänger. Stattdessen spielt man die Adoptivtochter Mizuki sowie Ryuki, der den Fall vor sechs Jahren untersucht hat. Diese arbeiten wie Date ebenfalls bei der Spezialeinheit ABIS. Diese kann mit einer speziellen Maschine in das Unterbewusstsein von Personen eindringen, um Hinweise zu finden und Fälle zu klären. Dazu gehört auch, dass die beiden je ein künstliches Auge mit hochentwickelter KI zur Unterstützung haben.

Man spielt, wenn auch nicht unbedingt halb-halb, die Ereignisse von vor sechs Jahren und in der Gegenwart, um an die Lösung des Mysteriums zu gelangen. Verschwörungstheorien und auch philosophische Gedanken finden Erwähnung. Verschiedene Personen haben ihre Gründe, warum sie nicht kooperativ sind, die es zu klären gilt. Wie schon im ersten Teil gibt es Verzweigungen der Geschichte in verschiedene Routen. Aber eine einzelne Route bietet noch keinen Abschluss, auch wenn ein Abspann erscheint. Wer aus welchen Gründen auch immer beim ersten Abspann aufhört, hat nicht einmal die Hälfte gesehen. Per Timeline kann man praktisch zu erreichten Abschnitten springen. Es gilt, die verschiedenen Abzweigungen zu beenden, erst zum Schluss folgt die Auflösung. Wiederholung wichtiger Fakten nimmt dabei meiner Meinung nach weder zuviel Raum ein, noch habe ich sonstige Längen empfunden.

In der Tat. Doch auch dann sieht Mizuki, was Aiba sieht.

Dass sich die Geschichte um einen mysteriösen Fall dreht, würde aber nur das halbe Bild ergeben. AI: THE SOMNIUM FILES – nirvanA Initiative hat auch oft lockere Atmosphäre und reichlich Humor zu bieten. Außerdem sind manche Szenen wenig realistisch, sondern überdreht. Meiner Auffassung nach gehört das zur Reihe dazu, auch wenn es manchen weniger gefallen mag.

Untersuchung

Im Lauf der Geschichte sucht man verschiedene Orte und Personen auf. Teilweise ist die Reihenfolge frei wählbar und nur auf wenige Details aus Gesprächen an anderen Orten wird dann eingegangen. Aus fixem Standpunkt kann man die Kamera bewegen und auch vielerlei Objekte untersuchen. Teilweise löst das Dialoge aus, die oft humorvoll sind. In Gesprächen hat man Dialogoptionen, aber es gibt kein Scheitern. Das wichtige kann man nicht verpassen, manche Dialogoptionen kann man auch auslassen.

Es gibt aber auch Szenen mit Quick Time Events. Zeitlich knapp sind diese meiner Auffassung nach jedoch nicht. Dennoch kann man es per Einstellung leichter machen. Die Action in diesen Szenen und teils auch uninteraktiven Szenen ist oft überdreht, aber mir gefällt das im Gesamtbild. Wie oben erwähnt ist AI: THE SOMNIUM FILES – nirvanA Initiative trotz halbierter Leichen und Mystery schließlich nicht gerade ein stockernster Titel.

Ist ja nur ein Geschoss.

Psync

Als sogenannte Psyncer können Mizuki und Ryuki per spezieller Maschine in das Unterbewusstsein von Personen eindringen. Das wird im Lauf der Geschichte mehrfach notwendig. In diesem „Somnium“ müssen Mental Locks gelöst werden, um an Hinweise zu gelangen. Hier steuert man die andere Hälfte der Teams, den KI-Partner des Psyncers. In humanoider Form können sich Aiba und Tama durch das Somnium bewegen. Diverse Objekte sind interagierbar und haben meist mehrere Optionen. Nicht alle Objekte sind für das Voranschreiten von Belang. Mit dem Lösen von Mental Locks können neue Objekte auftauchen oder sich die Szenerie ändern.

Während Psyncs besteht ein gewisser Zeitdruck. Interaktionen mit Objekten kosten unterschiedlich viel Zeit, und wenn das Limit überschritten ist, ist man gescheitert. Nur bei der letzten Entscheidung darf man das Zeitlimit überschreiten. Man bekommt beim Scheitern die Wahl, den Psync neu zu starten oder eine begrenzte Zahl an geöffneten Mental Locks zurückgehen. Das kann man auch selbst auslösen, sie zählen quasi wie eine Art Checkpoint. Wenn man stehen bleibt, bleibt auch die Zeit (fast) stehen. Wer weniger Zeitdruck möchte, kann auch eine niedrigere Schwierigkeit einstellen.

Spieglein, Spieglein? Im Tutorial noch ohne Zeitkosten.

Die Somniums entspringen dem Unterbewusstsein und sind traumartig. Die Ergebnisse von Interaktionen sind also nicht zwangsläufig wie in der Realität zu erwarten. Trotzdem gibt es bisweilen Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Auch wenn ich ab und zu herumprobieren musste, schätze ich die Psyncs nicht als schwer ein. Wer Probleme hat, bekommt im Zweifelsfall zudem diverse Tipps.

Virtuelle Untersuchung

Aiba und Tama sammeln mit Sensorik diverse Daten. Somit können Ryuki und Mizuki manchmal mit ihrer Hilfe Orte wie Fundorte von halben Leichen virtuell untersuchen. Mit verschiedenen Sichtmodi gibt es dabei unterschiedliches zu entdecken. Manches ist zum Beispiel nur per X-Ray-Mode zu finden. Mit den Hinweisen konstruiert man dann einen Ablauf. Das ein oder andere mal lag ich falsch und musste neu wählen, aber schwer wird es meiner Meinung nach nicht. Ryuki beziehungsweise Mizuki spielen zum Abschluss den Hergang nach, was der Unterhaltung dient.

Das nehme ich nicht vorweg.

Sonstiges

Aiba und Tama haben je einen virtuellen Raum, den man per Menü einsehen kann. Dort können sie „Life Advice“ geben. Man wird vage nach Sorgen gefragt und kann dann mehrfach aus Optionen wählen. Ob der abschließende Text hilfreich ist, ist wohl subjektiv und ich würde nicht besonders Wert darauf legen. Vermutlich soll man das nur halb ernst nehmen. Daneben kann man auch freigeschaltete Outfits und Accessoires auswählen. Aiba oder Tama tragen diese dann in ihrem Raum, ansonsten nur in bereits abgeschlossenen Abschnitten. Diese Entscheidung kann ich nur halb nachvollziehen.

Outfits und Accessoires schaltet man hauptsächlich frei, indem man genug „Achievements“ erreicht. Storyfortschritt gehört selbstverständlich dazu, aber auch wenig offensichtliche Sachen wie bestimmte optionale Wahlmöglichkeiten in Dialogen und Psyncs. Okay, das ist erst die halbe Miete. Zur tatsächlichen Benutzung muss man sie erst mit Augen kaufen, die man für diverse Aktionen im Spielverlauf erhält. Knappheit ist bei mir nicht aufgetreten, wobei ich auch nicht alle Achievements erreicht habe. Neben Outfits kann man auch Artworks freischalten. Um diese per Augen kaufen zu können, muss man für die eine Hälfte Psyncs mit Restzeit abschließen, für die andere Hälfte fünf versteckte Objekte darin finden.

Ein Alternativoutfit im Design von Ryukis.

Zum zusätzlichen Verdienen von Augen gibt es auch eine Art elektronisches Spielzeug, Eyeballie. Nach je zwanzig Minuten Echtzeit kann man eine Frage beantworten, was vier Werte und somit ihr Wachstum beeinflusst. Es gibt verschiedene Zwischen- und Endstufen zu erreichen, die an Charaktere des Spiels angelehnt sind. Das ist eine nette Kleinigkeit. Eine neue Endstufe zu erreichen, wird mit vielen Augen belohnt. Meinem Eindruck nach muss man sich damit aber nicht abstressen, möglichst zeitnah Fragen zu beantworten.

Fazit

AI: THE SOMNIUM FILES – nirvanA Initiative hat mich wie der Vorgänger schon gut unterhalten. Auch der Humor gefällt mir größtenteils, auch wenn die oft sexuelle Richtung sicher nichts für jeden ist. Manche Szenen sind wie oben schon erwähnt albern überdreht. Ich mag es aber, dass das Spiel und die Charaktere oft eher locker und vielleicht dem ein oder anderen zu überdreht sind. Das Mysterium ist lange Zeit unklar und man löst nur einzelne Teile, bis sich schließlich zumindest das meiste klärt. Dass mir persönlich nicht jedes Detail so recht klar wurde, ist für mich hier im Gesamtkontext kein Kritikpunkt. Der Aufbau mit den verschiedenen Routen kann ebenfalls teilweise für leichte Verwirrung sorgen.

Aiba und Tama können sich virtuell in das Blickfeld ihrer Partner einfügen.

In den Psync-Abschnitten musste ich öfter mal herumprobieren und die Zeit ging mir manchmal aus, aber das finde ich unproblematisch. Wenn man dann nur die bekannten, richtigen Interaktionen wählt und die Skipfunktion nutzt, ist man schließlich schnell wieder am Ort des Scheiterns angelangt.

Wer einen mysteriösen Fall und Rätsel, die nicht zuviel Kopfzerbrechen verursachen, interessant findet, kann ruhig ein Auge auf AI: THE SOMNIUM FILES – nirvanA Initiative werfen. Vorausgesetzt, man kommt mit der Überdrehtheit und dem Humor zurecht oder mag das sogar.

Ich blicke mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Die eine Hälfte, weil ich mich gut unterhalten fühlte. Die andere, weil es vorbei ist, auch wenn es keineswegs zuwenig Umfang hat. Ich würde gerne mehr von der Reihe sehen.

Vielen Dank an Spike Chunsoft für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.