Sascha Ritter (knightingale)
2024 hatte bei mir einige Höhen und Tiefen, sowohl im privaten Bereich, als auch bei meinem liebsten Hobby. Natürlich haben mich Geschichten wie rund um das Team des neuen Prince of Persia, Concord und The Last of Us: Factions oder die zahlreichen Entlassungen und Neustrukturierungen zynisch werden lassen, was die Industrie angeht. Doch abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen hat mir das Jahr unglaublich viele tolle Spiele und Spielmomente beschert.
Mein Spiele des Jahres 2024
Und Rain World, ein Survival-Plattformer aus dem Jahr 2017, bestand fast nur aus solchen Momenten. Eine Erfahrung, die ich sonst noch in keinem anderen Spiel meines Lebens. Wäre dieses Spiel dieses Jahr erschienen und nicht bloß nachgeholt worden, wäre es die unangefochtene Nummer 1 geworden.
Diesen Titel hat eindeutig Balatro verdient. Das Deckbuilding-Roguelike ist ein endloser Quell derzeit, der mich in trüben Stunden beschäftigt und herausfordert, ohne auch nur eine Unze an Spielspaß zu verlieren. Balatro ist ein wundervoller Beleg dafür, dass es nicht die großen Budgets, das beste Marketing oder die ausgefeiltesten Mechaniken braucht, um überzeugen zu können. Ich verstehe jeden, der aufgrund der Poker-Thematik abgeschreckt ist, aber auf dieser Basis entspinnt sich ein schier endloser Sog, in dem Zahlen groß, größer und überwältigend groß werden können!
Gleich dahinter reihen sich aber schon zwei andere Hochkaräter dieses Jahres ein. Der DLC Shadow of the Erdtree war beileibe keine große Überraschung. 2022 war Elden Ring bereits eines meiner Highlights, weswegen ich viel Vertrauen in From Software und ihre Erweiterung hatte. Ich bin zwar der Ansicht, dass sich Erdtree nur an eine ausgesuchte Zielgruppe unter den zahlreichen Spieler:innen des Hauptspiels richtet, aber näher kommen wir einem potentiellen Nachfolger erstmal nicht.
Und nahezu auf Augenhöhe würde ich Astro Bot verorten. Team Asobi hat in meinen Augen bereits mit Astro Bot: Rescue Mission für PlayStation VR und mit Astro’s Playroom nachgewiesen, welch außergewöhnliches Studio sie sind. Beide Spiele zählen zu meinen liebsten 3D-Plattformern und der aktuelle Ableger schlägt diese noch einmal um Längen. Zwar ist auch die Sony-Glorifizierung am Ende des Tages im Spiel ein Mü zu viel gewesen, doch das ändert nichts an der absurd hohen (Nintendo-esken) Qualität des Spiels.
Meine Überraschungen 2024
Es gab viele Titel, die mich in diesem Jahr begeistern konnten. Doch aus dem Nichts kamen nur wenige. Dragon’s Dogma II beispielsweise hat man kommen sehen, da war eher die Qualität eine große Überraschung. Astro Bot war nur eine Frage der Zeit, bis die Gerüchteküche das Essen auch servierte. Und Animal Well vertraute ich, auch ohne wirkliche Gründe anführen zu können, wieso.
Und so sind meine beiden Überraschungen des Jahres Titel, die ich wahrscheinlich ohne meiner Funktion als Village-Redakteur nachzukommen, für eine ganze Weile nicht angefasst oder sogar wahrgenommen hätte. Exographer beispielsweise hat mich komplett unerwartet getroffen. Als ich die Preview ausprobiert habe, war ich vorsichtig optimistisch. Doch das Endprodukt war unterhaltsam und tiefsinnig. Trotz technischer Mängel ist dies ein gewaltloses Metroidvania, was ich jedem Genre-Freund ans Herz legen würde.
Doch wie ihr an meinem persönlichen Spiele-Ranking 2024 sehen könnt, gab es einen Überraschungs-Hit, der es fast mit der Spitzenklasse aufnehmen konnte. The Holy Gosh Darn ist eine der lustigsten Videospiel-Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren machen durfte. Mit verzwickter Zeitreise-Mechanik, einem rundum sympathischen Cast und einer spannenden Story mit viel Blasphemie hat sich Cassiels Abenteuer zu einem der Momente des Jahres für mich entwickelt.
Die Enttäuschungen des Spiele-Jahres
Viele Enttäuschungen habe ich in diesem Jahr nicht erleben dürfen, vielmehr sind es die ständigen Randnotizen der Industrie, die mich wieder und wieder enttäuscht haben. Von Senua’s Saga: Hellblade II habe ich nämlich beispielsweise nicht viel erwartet. Diese fehlenden Erwartungen wurden für mich sogar noch untertroffen, aber dies dürfte meiner Liebe zum ersten Teil entstammen und ist definitiv nicht fair. Ähnlich sieht es mit Life is Strange: Double Exposure aus, welches mich erst in Sicherheit wog, um mich dann mit seinem Finale komplett zu erdrücken.
Vielmehr bin ich von den Nomada Studios enttäuscht. Ich bin kein großer Fan von deren Debüt Gris, dennoch habe ich mich auf Neva gefreut. Ich hatte gehofft, dass das Gameplay sich mit dem Kampfsystem ein wenig erweitert und dabei die visuelle Klasse beibehalten wird. Diese Hoffnung wurde bis auf wenige Augenblicke nicht erfüllt. Das nächste Projekt des Studios, welches so „schöne“ Spiele macht, werde ich mit dieser Erfahrung eher nicht anfassen.
Kurze Gedanken zu 2025
An einzelnen Spielen kann ich für mich persönlich 2025 schwer festmachen. Kaum ein Titel ist für mich ein definitives Must-Have, am ehesten wäre da wahrscheinlich das Early Access zu Slay the Spire 2 zu nennen. Vielmehr richten sich meine Gedanken rund um 2025 an den Publisher des Jahres 2024: Sony.
Sony hat in meinen Augen ein seltsames Jahr hinter sich. Wahnwitzige Überraschungen wie Helldivers II und spektakuläre Exklusivtitel wie Final Fantasy VII Rebirth oder Astro Bot stehen absurde Geschichten gegenüber. Concord ist ein Flop der allerhöchsten Güte und wenn die Entwickler von Arrowhead nicht interveniert hätten, wäre sogar die große Überraschung für den Publisher blamabel geendet. Dazu kommen Meldungen rund um das GaaS-Spiel im The Last of Us-Universum und die weiterhin dürftige PSVR2-Ausbeute. Hoffentlich ist Sony im nächsten Jahr konstanter, denn mit Nintendos neuer Konsole steht eine unbekannte Variable im Raum, die den Markt sicherlich durcheinanderwirbeln kann.