Overboard! (Review)

So ein Mord kann ganz praktisch sein, um unliebsame Personen loszuwerden. Weniger praktisch ist es, hinterher dafür sorgen zu müssen, nicht hinter Gitter gesteckt zu werden. Vor genau diesem Problem steht Victoria Villensey in Overboard!.

Als limitierte Ausgabe erscheint Overboard! gemeinsam mit 80 Days in physischer Version. Dadurch habe ich die Chance bekommen, mir beide Spiele genauer anzuschauen. Bildschirmtexte sind hier ebenfalls auf Englisch gehalten.

Ein lästiger Ehemann

Das Jahr ist 1935. Ehepaar Villensey befindet sich auf der Überfahrt nach Amerika. Am Vorabend der Ankunft wirft Victoria ihren Ehemann Malcom über Bord.

Tätig werden darf ich ab dem nächsten Morgen. Was bedeutet, dass ich mit all den fahrlässigen Fehlern umgehen muss, die Victoria in der Nacht begangen hat. Denn die beiden waren bei Weitem nicht die einzigen, die zu später Stunde noch auf den Beinen waren. Zwar hat niemand die Tat genau genug beobachtet, um sagen zu können, dass Victoria Malcom gestoßen hat. Doch fällt auf, dass ihr Mann fort ist, könnten die Einzelheiten durchaus zu einer Überführung führen.

Meine Aufgabe ist es nun, die letzten Stunden bis zur Ankunft in Amerika zu überstehen, ohne dass jemand Victoria auf die Schliche kommt.

… sie wird es früh genug erfahren.
Auf dem Schiff unterwegs

Victoria wird zum Frühstück gerufen, doch sobald der Steward fort (oder tot) ist, kann sie sich auf dem Schiff frei bewegen. In der Kabine, die sie nun für sich allein hat, kann sie sich umschauen und verschiedene Dinge tun. Auch ein Besuch im dazugehörigen Badezimmer ist möglich. Den einen oder anderen Gegenstand kann ich dabei in die Tasche stecken. Soll sie sich die Haare richten? Kein Problem! Eine Runde Schlaf im Bett? Sie war sowieso müde! Währenddessen tickt allerdings die Uhr.

Frühstück gibt es bis um 9 Uhr. Zudem befinden sich verschiedene Personen zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten. Auf der Karte sind sie als Silhouetten eingezeichnet. So ergeben sich unterschiedliche Gesprächs- und Handlungsmöglichkeiten.

Bei meinem ersten Versuch habe ich einfach nur ergründet, welche Personen auf dem Schiff sind und welche Zeugen die Tat miterlebt haben. Dabei traf ich auf die Geliebte Malcoms und auf den Geliebten von Victoria. Der hatte eine gut behütete Schlüsselkarte. Könnte praktisch sein, wenn Victoria die hätte, oder nicht?

Neben Kabinen, Speisesaal und Raucherzimmer gibt es eine kleine Kapelle mit einer sehr gesprächigen Gottheit. Ein paar ihrer Tipps sind hilfreich, in der Regel allerdings so vage gehalten, dass sie nicht mehr aussagen als das, was ich anderweitig herausgefunden habe.

Die anderen Passagiere

Eine ältere Frau kann verstehen, dass die Beziehung zwischen Victoria und Malcom schwierig war. Die Herren vertreiben ihre Zeit beim Kartenspiel. Malcom scheint viel Zeit bei ihnen verbracht zu haben, allerdings ohne viel Erfolg. Gibt es nicht auch Gerüchte, die Villenseys hätten Geldprobleme? Das klingt aber gar nicht gut!

Alle Passagiere und das eine oder andere Crewmitglied in Overboard! haben so ihre Geheimnisse. Einige von ihnen tratschen gerne, bleiben dabei aber immer etwas vage. Schließlich ist es doch am spannendsten, Geheimnisse selbst herauszufinden. Wenn man nur wüsste, wann man sie wo am besten herausfindet!

Dabei ist nicht nur ziemlich knifflig, Möglichkeiten zu finden, Victoria zu entlasten. Auch die Geheimnisse sind oft an bestimmte Bedingungen gebunden, auch wenn es häufig mehrere Wege gibt, ein Geheimnis herauszufinden.

Außerdem sollte ich nebenbei nicht vergessen, dass der verschollene Ehemann irgendwann auffallen könnte. Manchmal ist es allerdings auch besonders amüsant, so zu tun, als würde Victoria ihn vermissen. Ob ihn vielleicht jemand gesehen hat?

So viele Dinge, bei denen ich versuchen kann, sie herauszufinden!
Die Anklage

Wie wir es aus diversen Krimis kennen, werden irgendwann gegen Nachmittag eventuall alle Beteiligten im Speisesaal zusammengerufen. Malcom Villensey ist verschwunden, manch eine Person macht sich da Sorgen. Vermutet ein Verbrechen. Oder ist davon überzeugt, ihn fallen gesehen zu haben.

Victoria kann noch versuchen, sich zu verteidigen, fällt der Verdacht auf sie. Die meisten Antwortmöglichkeiten wirken nicht unbedingt überzeugend. Allerdings ist sie ja auch unter Stress und keine komplett kaltblütige Killerin. Und könnte sie besser vorplanen, hätte sie vielleicht dafür gesorgt, dass sie keine Hinweise hinterlässt.

Sie kann ihre Unschuld nicht überzeugend beteuern? Dann wird sie keine Freiheit in Amerika erwarten.

Nach relativ kurzer Zeit ist eine Runde in Overboard! vorbei. Gleich, ob die anderen Victoria überführen oder nicht, im Abschluss-Bildschirm zeigt eine Checkliste verschiedene erreichte Ziele an und solche, die noch offen sind. Etwa die Frage nach einem im gerade vergangenen Versuch erwähnten Geheimnis. Auch zu Erpressung kann es unter Umständen kommen. So ist gut möglich, dass Victoria frei ist, jedoch lose Fäden verbleiben.

Auch weitere Gespräche auf dem Schiff können dafür sorgen, dass Hinweise auf weitere Enden angezeigt werden.

Schließlich hat Victoria unterschiedliche Möglichkeiten, unbeschadet davonzukommen. Zeugen können überzeugt werden, etwas anderes gesehen zu haben. Oder gleich entsorgt. Das ist allerdings auch ziemlich riskant, schließlich könnte es dafür wieder Zeugen geben. Allerdings eröffnen sich dadurch auch neue Möglichkeiten. Vielleicht ist die Geliebte ja nicht über den Tod Malcoms hinweggekommen? Nach einem zweifachen Mord ohne Verurteilung beginnt das Leben in Amerika doch besonders schön!

Das war wohl nicht so erfolgreich!
Fazit

Overboard! ist eine Visual Novel mit großem Wiederspielwert. Eine einzelne Runde dauert nicht lang. Die ersten Versuche werden wahrscheinlich nicht sonderlich erfolgreich sein, was ein zukünftiges Leben in Freiheit für Victoria angeht. Dafür ist jeder Durchgang reich an Erkenntnissen und öffnet die Augen für viele weitere Optionen. Erst nach ein paar Stunden werden die Erkenntnisse weniger und es wird wichtiger, zu überlegen, welche Informationen gerade hilfreich sind, um ein neues Ende zu erreichen.

Die Texte zwischen verschiedenen Antwortmöglichkeiten sind angenehm kurz, ohne zu knapp zu werden. Zusätzlich hilft die Vorspulfunktion bei sich wiederholenden Abschnitten.

Na, wer möchte noch mit einem Mord (oder mehreren) davonkommen?

Herzlichen Dank an Inkle Studios für die Bereitstellung des Testmusters. Entkommen auf Nintendo Switch.