80 Days (Review)

Wie lange brauchen Phileas Fogg und Jean Passepartout, um die Welt einmal zu bereisen? Das Ziel ist klar, die Wette ist schließlich bekannt. Im Gegensatz zur Romanvorlage von Jules Verne, kann die Reise im Text-Adventure 80 Days jedoch auch völlig anders ausgehen.

Als limitierte Ausgabe erscheint 80 Days gemeinsam mit Overboard! in physischer Version. Dadurch habe ich die Chance bekommen, mir beide Spiele genauer anzuschauen.

Fogg und Passepartout

Die Rahmenbedingungen sind bekannt. Der englische Gentleman Phileas Fogg nimmt eine Wette an, er könne mit den verfügbaren Fortbewegungsmitteln in 80 Tagen die Welt einmal umrunden. Passepartout, sein Diener, hat keine andere Wahl, als ihn zu begleiten.

80 Days verwandelt die Romanwelt in eine Steampunk-Welt mit vielen kleinen Geschichten an unterschiedlichen Orten. Jede Stadt hat ihre kleinen Eigenheiten. Regionen stecken in Konflikten. Die bildhaften Beschreibungen machen Spaß (Texte sind nur auf Englisch verfügbar) und durch unterschiedliche Entscheidungen kann ich mir verschiedene Aspekte der Orte und der Welt genauer anschauen. Auch über Passepartouts Vergangenheit erfahre ich Einzelheiten. Mit ein wenig Glück erfahre ich sogar mehr über meinen Arbeitgeber.

Ich schlüpfe in die Rolle Passepartouts und gebe mein Bestes, die Reise zu planen und Fogg zu versorgen. Nachdem ich mit kleinen Mädchen, Prinzessinnen und Teenager-Jungen gut zurechtkomme, kann mich ein britischer Gentleman nicht mehr aus der Ruhe bringen. Kleidung und Ausrüstung, die ich auf Märkten kaufe und in Koffer verpacke, helfen dabei, dass Fogg sich in den verschiedenen Fahrzeugen wohlfühlt. Eine kleine Anzeige am unteren Bildschirmrand gibt Auskunft über seinen Zustand. Der Maximalwert liegt bei 100, unterschiedliche Begebenheiten wie schlechtes Wetter senken Foggs Zufriedenheit. Unterwegs kümmere ich mich also um ihn, damit der Wert wieder steigt, Übernachtungen in Hotels helfen ebenfalls, kosten aber natürlich Zeit. Kleidung dagegen kostet Geld und wertvollen Platz im Koffer.

Unterschiedliche Antworten und Entscheidungen in den Szenen beeinflussen zudem das Verhältnis zwischen Herrn und Diener. Bisweilen ist es schwierig, es Fogg recht zu machen. Schließlich ist das nicht mein einziger Job.

Eines der vielen Fortbewegungsmittel!
Routenplanung

Die erste Route ist klar: Von London nach Paris. Anschließend öffnen sich zunehmend neue Wege. Die östliche Route über Russland? Nach Süden für einen Abstecher nach Afrika? Wie gelangen wir über große Meeresflächen?

Doch natürlich kennen Fogg und ich die Möglichkeiten erst einmal nicht. In verschiedenen Orten kann ich erkunden. Dabei finde ich neue Routen und verschiedene Nebenhandlungen. Auf den Märkten erwerbe ich unterschiedliche Karten und Fahrpläne, die das Reisenetz ebenfalls erweitern. Auch in Zügen und auf Luftschiffen kann ich mich mit Leuten über Reiseziele und Routen unterhalten.

So gibt es beispielsweise auch Gegenstände, die ich auf einem Markt günstig erwerben kann, um sie an anderen Orten für viel Geld zu verkaufen. Eine der Einnahmemöglichkeiten für mich. Denn das Reisebudget ist doch sehr beschränkt. Einzelne Items weisen schon in der Beschreibung darauf hin, an welchen Orten sie als wertvoll gelten. Unterwegs erfahre ich von verschiedenen Gegenständen, die an einzelnen Orten beliebt sind. Meistens nichts, was ich im Koffer habe, allerdings kann ich mir das natürlich auch für später merken.

Gepäckplanung

Nach Paris nehme ich einen Koffer mit. Ein paar verschiedene Gegenstände stehen mir zur Verfügung, die ich einpacken oder zurücklassen kann. Nicht alles passt in diesen einen Koffer.

Erst auf dem Markt in Paris kann ich mich mit einem weiteren Koffer eindecken. Oder ich lasse es bleiben, denn verschiedene Transportmittel bieten unterschiedlich viel Platz für Gepäck. Einige von ihnen erweitern den Platz gegen einen Aufpreis, manchmal ist das jedoch nicht möglich.

Mit leichtem Gepäck reist es sich dennoch nicht unbedingt besser. Denn die Wege zwischen den Städten kosten auf jeden Fall Geld, das ich durch Verkäufe am schnellsten verdiene. In vielen Hotels kann ich zwar auch aushelfen, meist kommt dabei jedoch nicht viel Geld herum.

Auf jedem anderen Markt kann ich mich ebenfalls mit weiteren Koffern ausstatten, sollte ich sie benötigen. Erhalte ich unterwegs zufällig ein weiteres Item, das nicht in die vorhandenen Koffer passt, bekomme ich einen weiteren Koffer dazu. Besonders beim Kofferpacken habe ich mich über die Touch-Steuerung gefreut, weil ich Gegenstände so besonders bequem verschiebe.

Tagesplanung

In 80 Days ist das Ziel natürlich, innerhalb von 80 Tagen zurück in London zu sein. Also müssen auch die Tage durchgeplant werden. Züge und Luftschiffe warten schließlich nicht auf Foggs Ankunft. In einigen Fällen können wir verhandeln, um früher aufzubrechen (was Geld kostet). Alternativ sind auch Übernachtungen in Hotels möglich. Diese kosten allerdings Zeit. Es ist also immer wichtig, die verbleibende Zeit im Auge zu behalten.

Außerdem vergeht die Zeit bei Marktbesuchen und verschiedenen Gesprächen. Zu lange darf ich also nicht nachdenken, ob ich einen Gegenstand kaufe. Ansonsten bleibt mir nichts anderes übrig, als die Abreise zu verschieben. Besonders schnell vergeht die Zeit dabei nicht, es reicht allerdings aus, um ständig aufmerksam zu bleiben.

Bei meinem ersten Versuch habe ich nach einigen Komplikationen 92 Tage gebraucht. Kurz vor San Francisco kam und ging Tag 80, und der Weg aus New York heraus war schwierig, weil ich für die direkte Reise nicht ausreichend Geld hatte. Nicht nur Fogg war am Boden zerstört; mir tat es auch ein wenig leid, nicht besser geplant zu haben. Auch wenn sich die Umwege und die daraus entstandenen Begegnungen sich für mich sehr gelohnt haben.

Eine digitale Weltumrundung dauert zwischen zwei und drei Stunden, Inhalt bietet 80 Days allerdings für viele weitere Reisen.

Natürlich musste ich einen Abstecher nach Berlin wagen.
Überraschung!

Verschiedene zufällige Ereignisse sorgen dafür, dass ich die ganze Planung manchmal auf den Kopf stelle. Mal gelange ich an eine Perle, die ich nach Istanbul bringen soll. Natürlich könnte ich sie verkaufen, aber ich kann auch die kleine Nebenhandlung verfolgen. Auch wenn mich das vielleicht ein wenig von meinem Weg abbringt (verratet Phileas Fogg nichts davon!).

Einmal wurden wir von Kapitän Nemo entführt und konnten nur gerade so fliehen. Sogar einen Mordfall habe ich aufgelöst! Die Ermittlungen haben mich sehr nervös gemacht, aber umso erleichterter war ich, als ich die richtigen Schlussfolgerungen gezogen habe.

Stelle ich mich mit den richtigen Personen gut, kann ich zudem die eine oder andere Reisezeit verkürzen, wenn Fogg mich darum bittet, etwas an der Geschwindigkeit zu schrauben. Zugegeben, die meisten waren eher dagegen. Manchmal auch, um die Technik zu schützen, was ich verstehen kann. Ein Unfall würde die Reise schließlich auch nicht vereinfachen.

Einige Entwicklungen hängen dabei von Entscheidungen ab, andere treten zufällig auf.

Fazit

Das Text-Adventure 80 Days ist packend voll mit kleinen Details und Nebenhandlungen, die die Welt lebendig erscheinen lassen. Die schwierige Beziehung von Fogg und seinem Diener wird facettenreich dargestellt und kann sich auch weiterentwickeln. Verschiedene Routen, Städte und Zufallsereignisse sorgen auch beim erneuten Durchspielen für ein frisches Erlebnis.

Die Mischung aus Verwaltung von Geld und Zeit, dem Kümmern um Phileas Fogg und den Gesprächen und Erkundungen an unterschiedlichen Orten ist nicht immer einfach. Doch selbst ein Scheitern ist verbunden mit unterhaltsamen Erlebnissen und neuen Details der Welt, wodurch sich jeder Versuch bezahlt macht.

80 Tage mögen zwar das Zeitlimit sein und der Wettgewinn Anreiz für Fogg. Doch in 80 Days ist in vielerlei Hinsicht auch der Weg das Ziel. Die Welt zu entdecken. Kleine Abenteuer zu erleben. Am besten natürlich innerhalb von 80 Tagen. Aber wenn eine schöne Reise etwas länger dauert als geplant, ist das Verlieren nicht ganz so schlimm.

Herzlichen Dank an Inkle Studios für die Bereitstellung des Testmusters. Gereist auf Nintendo Switch.