Persona 5 Royal

Als Remaster erscheint Persona 5 Royal nun für aktuelle Konsolen. Neben technischen Verbesserungen enthält die Version jeden bisher veröffentlichten DLC. 

Von Persona 5 Royal wusste ich nicht viel, bevor ich angefangen habe, das JRPG zu spielen. Es sei ein Hundert-Stunden-Klopper mit Katze und Schulalltag in drei Trimestern. Ich habe keine hundert Stunden gebraucht, die Katze behauptet, keine zu sein (ist das ein Trend?), und was das dritte Trimester angeht, möchte ich nicht allzu viel vorwegnehmen. Dennoch bin ich meilenweit von einer Enttäuschung wegen falscher Erwartungshaltung entfernt. Besonders, was Hoffnung angeht, mit Persona 5 Royal tatsächlich einen der besten Vertreter seines Genres nachgeholt zu haben. Vielleicht sogar in seiner besten Form. (Zugegeben, die vielen ursprünglichen DLC-Outfits tragen für mich zur Begeisterung bei. Kostüme machen alles besser.)

Nun blicke ich etwas wehmütig auf „mein“ gerade beendetes Schuljahr zurück. Und konnte mich nur mit Mühe davon abbringen, das Jahr sofort zu wiederholen. 

Auf nach Tokio

Ein zu Unrecht vorbestrafter Jugendlicher, nennen wir ihn Joker, landet für ein Jahr auf Bewährung bei einem Café-Besitzer in Tokio. Er heißt nicht wirklich so, aber Decknamen sind wichtig. Natürlich spricht sich herum, dass er ein schlimmer Verbrecher ist, also wird Joker von Anfang an zum Außenseiter. Doch wie es der Zufall will, trifft er auf einen weiteren Außenseiter, sie raufen sich zusammen und finden weitere Freund:innen. Allen gemein ist, dass sie wütend auf die Erwachsenen in ihrem Umfeld sind.

Was im ersten Moment sehr naiv und wie der Plot eines schlechten Kinderfilms wirkt, wird jedoch mit viel Feingefühl und nachvollziehbaren Motivationen ausgeführt. Außerdem ist keine Altersgruppe in Persona 5 Royal ausschließlich gut oder böse.

Ohne Karte wäre ich verloren.

Joker und Co. bilden gemeinsam mit Morgana, der darauf besteht, keine Katze zu sein, die Phantomdiebe, die die verzerrten Herzen Erwachsener stehlen. Unterschiedlicher könnten die Jugendlichen kaum sein, doch sie verfolgen das gleiche Ziel und das verbindet sie.

Neben den Phantomdieben geht Joker allerdings auch viele weitere Verbindungen ein. Entsprechende Personen trifft er wahlweise im Verlauf der Story oder beim Erkunden überall in der Stadt. Da kann es hilfreich sein, Gerüchten nachzugehen. Der soziale Aspekt mit zufälligen und verabredeten Treffen (an vielen bekannten Orten!), unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten und steigenden Bindungsrängen ist allerdings nicht nur zum Spaß da, auch wenn ich mich viel und gerne damit beschäftigt habe. Denn mit jedem Rang werden Boni freigeschaltet, die während der Tätigkeit als Phantomdieb oder im Alltag (und damit oft zur Vorbereitung auf Infiltrationen) helfen. Zudem entspricht jede:r Vertraute einem Typ Persona.

Persona? Steht das nicht im Titel des Spiels?

Personas sind die Pokémon der Persona-Reihe. Na gut, sie laufen niemandem hinterher und Minispiele gibt es mit ihnen auch nicht. Aber sammeln kann man sie und zum Kämpfen sind sie da. 

Üblicherweise hat jede Person maximal eine Persona, sofern sie diese in einer Parallelwelt erweckt hat. Joker ist allerdings besonders und kann zwischen Personas wechseln. In gewisser Weise passt das sogar sehr gut, denn im Umgang mit Vertrauten zeigt er sich sehr flexibel. Wir wollen schließlich die Antwort geben, mit der die Bindung möglichst stark steigt, statt der Antwort, die einem vorgestellten Charakter Jokers entspricht. Mein einziges Limit war, dass ich mir Joker nur schwer in einer Beziehung mit den meisten dafür verfügbaren Personen vorstellen konnte. 

Außerdem kann Joker Personas fusionieren, um aus ihnen eine neue zu machen, oder sie für Items opfern. Anfangs kann er maximal sechs Personas besitzen, weshalb ich mich lange Zeit schwer getan habe, neue zu überreden, sich Joker anzuschließen.

Denn es reicht nicht einfach aus, einen Ball auf eine geschwächte Persona zu werfen. Nach bestimmten Aktionen können die Phantomdiebe entweder einen mächtigen Angriff einsetzen oder versuchen, sie zu überzeugen, Items oder Geld abzugeben oder sich dem Team anzuschließen. Jede Persona gehört einem bestimmten Charaktertypus an, auf den die Antworten im Überzeugungsgespräch passen müssen. 

Auf in den Kampf!

Im Kampf können die Phantomdiebe sowohl selbst angreifen als auch ihre Personas nutzen. Standardangriffe und Schüsse mit innerhalb eines Kampfes beschränkter Munition stehen damit neben einer größer werdenden Anzahl physischer oder elementarer Angriffe. Selbstverständlich verfügen Schatten (und eigene Personas) über Schwächen und Resistenzen. Wobei besonders starke und Bossgegner oft eher weniger Schwächen aufweisen.

In den rundenbasierten Kämpfen gilt es also, möglichst Schwächen des Gegners herauszufinden und auszunutzen. Aufseiten der Phantomdiebe stehen maximal vier Personen auf dem Feld, die durch die richtige Vertraute während eines Kampfes ausgewechselt werden können. Joker muss dabei im Team bleiben und seine TP dürfen nicht auf Null sinken. Während alle anderen wiederbelebt werden können, bedeutet Jokers Tod die Niederlage.

Durch die Personas haben die Phantomdiebe in gewisser Weise unterschiedliche Typen. Morgana benutzt vorwiegend Pflanzen-Angriffe und heilt, ein anderer greift mit Eis an. Joker wird deutlich weniger eingeschränkt, da er im Kampf einmal die Persona wechseln kann und gut fusionierte Personas über möglichst viele unterschiedliche Elemente verfügt. Zudem gibt es Angriffe, die einen Gegner treffen, während andere alle Gegner treffen.

Nach bestimmten Angriffen kann ein Phantomdieb entweder selbst erneut angreifen oder per Handschlag ein anderes Teammitglied verstärkt zum Zug kommen lassen. Der wiederholte Angriff ist so lange cool und neigt zum Ausnutzen der gegnerischen Schwächen aus, bis Morgana viermal hintereinander ausruft, er könne nicht glauben, wie gut er ist.

Einfaches Management von TP und SP

Angriffe der Personas verbrauchen SP (in einzelnen Fällen auch stattdessen TP), die schwieriger wiederherzustellen sind als die Lebensenergie der Phantomdiebe. Die einfachste Lösung wäre dann, den Dungeon zu verlassen und an einem anderen Tag zurückzukehren. Allerdings hatte ich nur in einem späten Palast leichte Engpässe bei den SP. Und selbst dann musste ich nicht vorzeitig abbrechen, weil die Phantomdiebe schon so vielzählig waren, dass ich die Teammitglieder einfach auswechseln konnte. 

Die Kämpfe selbst sind auf dem normalen Schwierigkeitsgrad fordernd, wenn man wie ich relativ wenig Zeit mit Grinding verbringt und Paläste in möglichst wenigen Tagen abschließt. Allerdings gibt es einen einzelnen Bosskampf, der dadurch schwierig wird, dass er eine bestimmte Taktik verlangt.

Eisig kalt hier.

Während wir Joker immer steuern müssen, können die anderen Phantomdiebe auch selbstständig handeln. Meistens treffen sie dabei auch kompetente Entscheidungen, sollte das nicht reichen, gibt es aber auch weitere taktische Optionen, etwa um jemanden zum Heiler zu ernennen. Oder wir erteilen alle Befehle selbst. 

Der Sitz des Herzens

Kämpfe finden in Persona 5 Royal in einer Parallelwelt statt. Diese besteht aus der Manifestation der Begierden einer Person. Dadurch entstehen Paläste unterschiedlicher Optik, die die Wahrnehmung des Palastherrn (der auch weiblich sein kann) widerspiegeln. Da gibt es die Burg des Sportlehrers, in deren Verließ Joker und der erste andere Außenseiter Morgana finden. Schüler werden dort gequält und bestraft, und auch wenn die Misshandlungen in der Realität etwas anders aussehen, ist klar, dass sie stattfinden. Besonders eindrücklich sind auch die Roboter in einem anderen Palast, die allmählich die Funktionsfähigkeit verlieren. Ziel ist es, einen Schatz im Palast zu finden und zu stehlen, um die von ihren Begierden eingenommene Person zu einem Sinneswandel zu bewegen.

Optisch und thematisch sind die Paläste sehr abwechslungsreich. Zudem unterscheiden sich Rätselformen oder Gimmicks der Paläste, weshalb sich jeder Palast unterschiedlich anfühlt. 

Neben den Palästen mit festem Layout gibt es mit Mementos einen weiteren Dungeon. Mementos ist zufallsgeneriert und dient unter anderem dem Grinding in Vorbereitung auf die Infiltration des nächsten Palastes.

Obligatorische Strand-Episode!
Die Zeit rennt! … Oder doch nicht?

Jeder Palast ist mit einem Zeitlimit verbunden, bis zu dem die Phantomdiebe das verzerrte Herz darin gestohlen haben müssen. Nicht jede Deadline ist gleich überzeugend, allerdings sind sie für die Story bedeutsam. 

Die Phantomdiebe betreten jeden Palast mehrfach. Ich habe jedes Mal so lange erkundet, wie ich konnte. Manche Paläste habe ich dadurch häufiger betreten als andere, da manchmal erst etwas in der Realität passieren muss, um im Palast weitere Fortschritte zu erzielen. Für den letzten Abschnitt müssen die Phantomdiebe zudem jedes Mal den Palast verlassen und später erneut besuchen. Denn um das Herz stehlen zu können, müssen sie den Diebstahl ankündigen. 

Innerhalb des Zeitlimits steht Joker offen, was er tut. Anfangs habe ich noch versucht, vor dem Diebstahl die Stadt zu erkunden, zu lernen oder Bindungen zu verstärken. Doch jeden Tag haben die anderen Phantomdiebe gefragt, ob das der Tag sei, an dem sie den Diebstahl per Prangerkarte ankündigen. 

Drei Tage habe ich durchgehalten, dann habe ich die Phantomdiebe in den Palast zurückgeschickt. Hinterher haben die Phantomdiebe spekuliert, ob der Sinneswandel erfolgreich war. Nicht mein erwünschtes Ergebnis, aber dafür hatte ich anschließend freie Hand, womit ich Joker seine Zeit verbringen ließ. 

Der Alltag als Schüler ist anstrengend

Besonders anstrengend sind Palastinfiltrationen und Besuche in Mementos, wo sich kleinere Ziele der Phantomdiebe befinden, die einen weniger starken Sinneswandel benötigen. Hinterher kann Joker das Café nicht mehr verlassen, schließlich soll er nicht verschlafen. Morgana ist einfach besonders fürsorglich und lässt ihn deshalb nicht mehr ausgehen. 

Im Café und in seinem eigenen Zimmer gibt es für Joker allerdings genügend zu tun. Dort kann er verschiedene Werte verbessern oder etwa die Bindung zu seinem Vormund stärken. Manchmal liegt auch ein Kreuzworträtsel herum, bei dem Morgana davor warnt, es zu lösen, bevor Joker sich vergewissert hat, ob er nicht noch Wichtigeres zu tun habe. Allerdings zählen Kreuzworträtsel nicht zu den Tätigkeiten, die Zeit verbrauchen, weshalb er anschließend immer noch etwas anderes tun kann. Sorry, Morgana. So manche harte Nuss hat ganz bestimmt nicht nur Jokers, sondern auch meine Intelligenz erhöht.

Nebenjobs habe ich lange Zeit nicht beachtet. Irrigerweise ging ich davon aus, Jobs seien dazu da, Geld zu verdienen. Mit dem Geldbonus zu den DLC-Outfits konnte ich die Phantomdiebe anfangs mit ausreichend Heilitems ausstatten und ab da habe ich nach jedem erfolgreich abgeschlossenen Palast alle kleineren Schätze verkauft. So kam jedes Mal eine ganze Menge Geld dazu.

Wichtiger sind die Nebenjobs, um Jokers Werte (Intelligenz, Mut, Können, Güte und Charme) zu verbessern oder neue Ziele in Mementos aufzuspüren. Allerdings habe ich einzelne Nebenjobs erst dann genauer angeschaut, als ich alle Werte von Joker bereits maximiert hatte. Da war also nicht mehr viel mit Lernen. 

Maximieren

Jokers Werte helfen sowohl bei den Bindungen als auch in den Palästen. An der Werkbank fertigt er etwa Dietriche an, um verschlossene Schatztruhen zu öffnen. Mit zunehmendem Können steigt die Anzahl der in einem Zeitslot herstellbaren Gegenstände an. An Dietrichen mangelte es Joker bei mir nie.

In verschiedenen Orten der Stadt kann Joker shoppen oder Leute treffen, wobei bestimmte Bindungsstufen bei einigen Personen auch ausreichend hohe Werte benötigen. Auch ein paar Minispiele sind dabei, wobei es mir vor allem das Darts mit Nutzung des Gyrosensors angetan hat. 

Das kenn ich doch aus Super Smash Bros. Ultimate!

Doch natürlich hat Joker als Schüler nicht nur Freizeit. In der Schule sollte er gut aufpassen (na gut, eher diejenigen, die spielen). Denn auf Fragen im Unterricht die richtigen Antworten zu geben, reicht für gute Noten nicht aus. Einige Fragen beziehen sich dabei auf japanische Themen, was sie etwas kniffliger macht, andere auf alle möglichen Themen, oft mit Bezug auf den aktuellen Palast oder Ereignisse in der Story. Mit einer Frage zum Bouba-Kiki-Effekt, die ich richtig beantworten konnte, hat sich mein Studium endlich bezahlt gemacht! Prüfungen sind ebenfalls Pflicht und behandeln Themen aus dem Unterricht. Da war es natürlich praktisch, dass ich Persona 5 Royal in einem relativ kurzen Zeitraum gespielt habe, denn so konnte ich die Prüfungsfragen richtig beantworten, weil ich alles noch im Kopf hatte.

Eine Frage der Zeiteinteilung

Zwischen den Palästen hatte ich also immer wieder lange Strecken mit der Alltagssimulation in Persona 5 Royal. Auch wenn ich die Phantomdiebe durchaus in Mementos geschickt habe, hatte ich dadurch Phasen, in denen sie stundenlang keinen einzelnen Kampf absolviert haben. Auch die Fortschritte in der Story waren dadurch geballt an einzelnen Tagen, wodurch das Pacing sehr stark schwankt. Die ruhigeren Phasen sind dabei durchaus angenehm, nur in einzelnen Fällen ist der Zeitraum zwischen dem ersten Betreten eines Palastes und dem Tag der Entscheidung etwas zu lang. Immerhin gehen auch die Phantomdiebe darauf ein und schreiben Nachrichten, in denen sie überlegen, ob sie wirklich erfolgreich waren. Allerdings dann doch etwas zu häufig für meinen Geschmack.

Anfangs glaubte ich noch, der Zeitdruck verlange tatsächlich nach einer Prioritätensetzung meinerseits. Ich habe Joker verschiedene Dinge lernen lassen, habe Bücher gekauft und besonders die Tätigkeiten bevorzugt, die gleichzeitig einen Wert und die Bindung zu einem Vertrauten stärken. Über den Sommer habe ich die meisten Werte maximiert. Im Oktober schließlich die letzten, während Jokers Jahr in Tokio noch bis zum nächsten Frühjahr andauern sollte.

Doch wer fleißig lernt, kann anschließend Zeit mit Freund:innen verbringen. Schon vorher bin ich oft auf Einladungen eingegangen, wenn jemand Zeit mit Joker verbringen wollte. Nun vermehrt unabhängig davon. Hilfreich ist dabei vor allem die Karte, auf der ich nachschauen kann, wo sich gerade Vertraute befinden. Mit der U-Bahn ist Joker schnell dort und kann spezifische Unternehmungen mit Vertrauten machen (beispielsweise eine Galerie mit dem Künstler im Team besuchen) oder die Vertrauten an bestimmte Orte einladen. Reiseführer informieren dabei über zusätzliche Ziele.

Durch die Einladungen der Vertrauten besteht an den meisten Tagen die Möglichkeit, darauf zurückzugreifen, ohne eigene Überlegungen treffen zu müssen. Es gibt auch eine Funktion, mit der man nachschauen kann, was andere Spieler:innen am selben Datum unternommen hatten, allerdings waren für mich bis kurz vor dem Ende keine Daten verfügbar. Stattdessen habe ich meist spontan entschieden, mit wem sich Joker trifft. 

Deutsche Bildschirmtexte

Persona 5 Royal ist auf Japanisch und Englisch vertont (allerdings nicht jeder Dialog). Seit der Royal-Version mit Einführung neuer Charaktere und drittem Semester, gibt es zusätzlich eine deutsche Übersetzung der Texte. In weiten Teilen handelt es sich um eine kompetente Übersetzung; für alle, die keine Stunden mit englischen Texten zubringen möchten, besteht darin eine wunderbare Alternative.

Allerdings tummeln sich auch unzählige Fehler in den Texten. Vorwiegend fehlende Leerzeichen oder Tippfehler, Schülerinnen werden falsch gegendert (vereinzelt auch das erste weibliche Mitglied der Phantomdiebe in einem Kontext, in dem klar ist, dass es um sie geht). Es wirkt auch ein wenig unpassend, wenn die Phantomdiebe genau wissen, dass der Palast zu einem Mädchen gehört, und sie dennoch Palastherr sagen. Vereinzelt werden auch Wörter falsch übersetzt und einzelne Antwortmöglichkeiten wirken zusammenhanglos, die meisten Fehler befinden sich jedoch überall verteilt im ganzen Spiel. Mit einigen wenigen Ballungen in Gesprächen mit Vertrauten. Dem Verständnis schaden die Fehler in der Regel nicht, allerdings ist die hohe Anzahl dennoch sehr unschön. Zudem gibt es die Option, Untertitel für Szenen einzuschalten, wenn in vereinzelten Momenten jedoch NPCs durcheinander kommentieren, fehlen sie. Dadurch gehen zwar keine wichtigen Plotpunkte verloren, die Kommentare tragen jedoch zur Atmosphäre bei.

Was sie sagen, ist aber nicht immer wichtig genug.
Spielen mit Style

Optisch ist Persona 5 Royal durch den Stil quasi zeitlos, auch wenn das Alter des JRPGs durchaud vereinzelt auffällt. Beispielsweise, wenn die Phantomdiebe sich durch Lüftungsschächte zwängen und die Bodentexturen dabei direkt vor der Nase haben, oder bei den Gesichtern von unwichtigen Nebencharakteren. Insgesamt fallen allerdings eher die vorwiegend steifen Charaktere in 3D-Cutscenes auf, wenn man sich nicht wie ich von den Charakterportraits ablenken lässt. Die Anime-Szenen wirken zudem teilweise etwas unscharf, was ein wenig schade ist, allerdings macht es dennoch Spaß, sie anzuschauen.

Besonders auffallend gestaltet sind natürlich die Paläste, die das Wesen ihrer Palastherren widerspiegeln. Optisch abwechslungsreich sind sie oft bunt und abgedreht. Besonders der Palast des Künstlers hat es mir angetan, der in einem Abschnitt zur abstrakten Kunst wird. Grafisch fand ich auch den finalen Palast sehr ansprechend, davon konnte ich allerdings keine Screenshots machen, damit ihr das alles selbst erleben könnt. 

Die Phantomdiebe selbst sind natürlich ebenfalls sehr stylisch und zelebrieren ihr romantisiertes Diebestum. Sogar die Fortbewegung in Palästen ist mit Farbklecksen verbunden. Ihre Outfits musste ich natürlich durch die DLC-Kleidung ersetzen, konnte sie aber in Cutscenes weiterhin bewundern. Der mächtige Angriff haut richtig rein, die Animation dauert allerdings für meinen Geschmack etwas zu lang und wird repetitiv, wenn ich sie mehrfach hintereinander in aufeinanderfolgenden Kämpfen anschaue.

Fazit

Persona 5 Royal schafft den Spagat zwischen Schule und Palastinfiltrationen nicht immer perfekt. Die Zeitlimits sind für die einfache Durchführbarkeit von langen Erkundungen am Stück ein wenig zu lang bemessen. Dennoch möchte ich nicht einen Tag missen und hätte gerade im letzten Spielabschnitt gerne noch weitere Nachmittage und Abende mit Jokers Vertrauten verbracht. Die Charakterinteraktionen machen Spaß, doch auch die ernsthaften Themen wie Missbrauch, Korruption und der Diskrepanz zwischen Wünschen und Erwartungen von Jugendlichen und Erwachsenen bekommen viel Raum. Die Rebellion der Jugendlichen ist verständlich, die Motive der Bösewichte nachvollziehbar, ohne dabei durch die hohe Anzahl unglaubwürdig zu wirken. Besonders ansprechend finde ich auch die persönlichen Bezüge der Phantomdiebe zu ihren auserkorenen Opfern (bis auf einen Fall), die während der Infiltrationen ebenfalls von Bedeutung sind. Außerdem hinterfragen sie selbst ihre Taten und die öffentliche Meinung bildet ein interessantes Stimmungsbarometer.

Charaktere, Worldbuilding, Alltagssimulation und Palastinfiltrationen greifen hervorragend ineinander. Jedes Element in Persona 5 Royal steht in Beziehung mit den anderen Elementen, auch wenn sie immer wieder unterschiedlich wichtig sind. Obwohl ich gerne gekämpft habe und keinem Schatten aus dem Weg gegangen bin, sind für mich die Kämpfe tatsächlich das schwächste Element, weil sich Sprüche und Animationen im Verlauf doch etwas abnutzen. Ich möchte nicht noch einmal “Bonafide Monafied” hören.

Die ursprüngliche Fassung von Persona 5 habe ich nie gespielt, aber ich wusste, welches Teammitglied durch Royal neu hinzugekommen ist. Die neuen Storyelemente fügen sich nahtlos in das Schuljahr ein (und erweitern es anschließend), was zum Teil auch daran liegt, dass weitere Teammitglieder bereits vor ihrem Beitritt immer wieder kurz auftauchen.

Ich möchte Persona 5 Royal jedem Fan von JRPGs ans Herz legen, der es noch nicht gespielt hat. Lasst euch nur das Herz nicht stehlen! Die Charaktere machen unglaublich viel Spaß und die Story hat mich so manchen Abend noch lange an den Bildschirm gefesselt. Die vielen kleinen Geschichten, die nach Mementos führen, tragen zum Gesamterlebnis bei. Die deutsche Übersetzung ist bisweilen fürchterlich, aber immer noch besser als keine Übersetzung und abseits der Fehler auch sehr gut.

Herzlichen Dank an Atlus für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation 5.