Long Live the Queen (Review)

Long Live the Queen: Lang lebe – nein, nicht die Queen. Königin Elodie.

Bereits seit 2013 auf Steam erhältlich, kann die junge Elodie nun auch auf Konsolen den harten Weg zur Herrschaft auf sich nehmen. Oder vor der Krönung sterben.

Long Live the Queen ist eine Visual Novel des britischen Entwicklers Hanako Games. Es gilt also, Dialoge durchzulesen (oder beim erneuten Spielen zu überspringen) und zwischendurch Entscheidungen zu treffen. Aber um Königin zu werden, reicht das nicht aus.

Eine angehende Königin muss viel lernen

Elodie ist vierzehn Jahre alt, als ihre Mutter stirbt. Vierzig Wochen hat sie nun Zeit, sich auf die Krönung und ihre anschließende Zeit als Königin vorzubereiten. Sie ist anfangs ein wenig naiv. Na ja, sehr naiv.

Sie ist ein unbeschriebenes Blatt, es gibt also viel zu lernen. Außerdem ist sie nach dem Tod ihrer Mutter deprimiert. Das beeinflusst, auf welche Themenbereiche sie sich konzentrieren kann.

Unter der Woche lernt Elodie, was ich ihr vorgebe. Ereignisse und Gespräche mit ihrem Umfeld können ihre Stimmung beeinflussen, aber auch, was sie am Wochenende unternimmt. Dadurch ändern sich die Stimmungsparameter, und die am stärksten ausgeprägte Stimmung diktiert, wie Elodie sich in der kommenden Woche fühlt. Ist sie deprimiert, erlernt sie den Umgang mit Tieren mit Leichtigkeit, kann sich aber überhaupt nicht auf neue Konversationsfähigkeiten einlassen.

Es braucht Feingefühl, Elodies Stimmungen richtig zu lenken. Viele Beschäftigungen verändern mehrere Parameter, und ich habe so manches Mal die falsche Emotion zu sehr verstärkt. Außerdem kann sie so viele verschiedene Dinge lernen, dass es ein wenig dauert, zu verinnerlichen, welche Emotion welche Fähigkeit begünstigt.

Manchmal muss ich mich aber auch dazu zwingen, nicht das Maximum herausholen zu wollen. Schon allein, weil sie in 40 Wochen ohnehin nicht alles komplett lernen kann.

Außerdem gibt es verschiedene Tätigkeiten für das Wochenende, die erst zugänglich werden, wenn Elodies Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen ausreichend ausgeprägt sind. Dadurch dauert es ein paar Wochen, bis ich Elodie beispielsweise gezielt wütend machen kann.

Unterschiedliche Outfits zum Freischalten!
Das Königreich der 1000 Gefahren

Wer Fähigkeiten erlernt, sollte sie auch einsetzen. Natürlich weiß man vorher nicht, was man einmal wissen sollte. Arme Elodie, sie muss die Misere dann ausbaden.

Ich war überrascht, wie lang Elodie bei mir beim ersten Mal überlebt hat. Zugegeben, ich war übervorsichtig, sie durfte an vielen Ereignissen nicht teilnehmen. Immerhin hätte ihr dabei ja ein Attentäter auflauern können.

Letztlich waren es ein paar Pralinen, die ihr zum Verhängnis wurden.

Da gibt man sich alle Mühe, das Mädchen zu einer guten Herrscherin zu erziehen, und sie geht an eine Schachtel Pralinen dubioser Herkunft. Elodie, du musst noch viel lernen.

Wenn auch nicht diese Version von Elodie, die war schließlich tot.

Also auf ein Neues. Banditen. Gefährliches Halbwissen. Ein weiterer Tod.

Zurück zum Anfang. Neue Pläne schmieden. Die Strategie ändern. Warum reicht denn Elodies Wissen nicht aus?

Nach drei Stunden war ich so weit, dass ich die meisten großen Ereignisse kannte und wusste, was Elodie können musste, um dem Tod von der Schippe zu springen. Nicht, dass das wirklich die meisten großen Ereignisse gewesen wären, aber es hat trotzdem funktioniert. Long Live the Queen, jetzt tatsächlich.

Meist blieb die angehende Königin im Schloss. Dort lauert ihr allerdings die Schachtel Pralinen auf. Nach ein paar erfolglosen Versuchen, die 40 Wochen zu überstehen, hatte ich dafür allerdings auch eine Strategie. Viel später habe ich gelernt, dass meine Möglichkeit nicht die einzige war, dem Tod durch Pralinen zu entgehen. Sogar Fähigkeiten, die ich niemals mit dem Verhindern einer Vergiftung in Verbindung gebracht hätte, konnten sich als nützlich erweisen. Erstaunlicherweise kann sogar der Umgang mit Tieren Elodie in dieser Situation helfen.

Dasselbe gilt auch für andere Ereignisse. Es gibt nicht die eine Fähigkeit, die Elodie für ein Event braucht, sondern immer mehrere Optionen. Oft auch sehr überraschende Möglichkeiten. Das lädt umso mehr dazu ein, Elodie in jedem neuen Versuch anders zu unterrichten.

Sie kann eine Menge lernen.
Eine Geiselnahme

Briony ist ein gelangweiltes Mädchen, das Elodie hin und wieder Briefe schreibt. Sie ist unglücklich und möchte im Verlauf einen gefährlichen Wald erforschen. Was Elodie nicht unbedingt jedes Mal lernt.

Aber sobald ich davon wusste, wollte ich gemeinsam mit Briony den Wald erkunden. Ich hatte eine Reihe von Fähigkeiten im Kopf, die Elodie lernen musste, um diese Möglichkeit zu bekommen. Ich muss wohl nicht genauer ausführen, dass sie nicht überlebt hat.

Long Live the Queen zeigt an, wenn ein Test auf eine Fähigkeit fehlschlägt, also konnte ich absehen, welche Fähigkeit Elodie vielleicht hätte lernen sollen (auch wenn es weitere Möglichkeiten gibt). Also habe ich mich darauf konzentriert.

Dabei habe ich die vorigen Ereignisse allerdings ein wenig aus dem Auge verloren. Ich wusste, was ich tun musste, damit Elodie überlebt, aber was genau passiert, habe ich dann wenig beachtet. Diesmal musste nicht Elodie meine Fehler ausbaden, sondern Briony.

Da hat jemand nicht das Richtige gelernt.

Irgendwie habe ich es geschafft, dass Brionys Besuch bei Elodie jedes Mal, wenn die Prinzessin lang genug überlebt hat, als Geiselnahme inszeniert wurde. Also kein Besuch im Wald. Außerdem habe ich auch oft genug andere Fähigkeiten vernachlässigt, die Elodie vorher benötigt hätte. Also hat sie auch nicht jedes Mal überlebt oder wurde auf andere Art daran gehindert, Königin zu werden. Denn Long Live the Queen gilt auch als verloren, wenn Elodie untertaucht oder ihre Krönung anderweitig nicht stattfinden kann. Aber sie wäre ja ohne die Krönung auch keine Königin.

An der einen oder anderen Stelle wäre es also durchaus ratsam, Pläne nicht nur grob im Kopf zu haben. Ich kam insgesamt aber gut genug zurecht und hielt es dann doch nicht für notwendig, mir Notizen zu machen.

Stattdessen habe ich mich dabei erwischt, wie ich abends beim Zähneputzen überlegt habe, wie ich den nächsten Versuch anders angehen möchte. Welche Fähigkeiten Elodie zuerst lernt und welche überhaupt nicht.

Magical Girl Elodie

In der Welt von Long Live the Queen gibt es Magienutzende, die Lumen genannt werden. Elodie selbst gehört ebenfalls zu ihnen. Allerdings kann sie nicht einfach so Magie erlernen.

Auch hier gibt es wieder verschiedene Wege, um Elodie mit dem Kristall zusammenzubringen, den sie benötigt, um ihre Kräfte zu nutzen. Allerdings kann sie auch darauf verzichten.

Dadurch, dass diese Fähigkeit erst vorbereitet werden muss, habe ich sie oft ein wenig vernachlässigt. Die Anforderungen, von denen ich wusste, haben mir oft nicht ganz in meine Pläne gepasst. Die Alternative war mir zu grausam, weshalb ich darauf gern verzichten wollte.

Ein paar frühe Magie-Tests hat Elodie bei mir deshalb bisher nicht bestanden, später war sie aber doch häufig erfolgreich, sobald ich mich darauf ein wenig konzentriert habe. Hin und wieder habe ich aber auch bewusst auf die Magie verzichtet. Dadurch konnte ich darauf verzichten, Elodie andere Fähigkeiten erlernen zu lassen, wenn ich die Zeit für bestimmte Fähigkeiten brauchte.

Die Wege zum Ende

Ein Epilog bedeutet bei Long Live the Queen nicht das Ende. Elodies erste erfolgreiche Krönung hat mich nur dazu ermutigt, in einem weiteren Versuch andere Fähigkeiten in den Fokus zu setzen.

Dann wird erst wirklich klar, wie weit die Visual Novel in die Tiefe geht. Wie viele unterschiedliche Möglichkeiten es gibt, ein Ereignis zu überstehen – oder eben nicht. Welches Ergebnis in einer Woche weitere Ereignisse überhaupt erst ermöglicht. Einmal war ich für einen Kraken verantwortlich, dessen mögliche Existenz in einem anderen Durchgang thematisiert wurde.

Mal ist Elodie beim Volk beliebt, mal eher weniger. Mal weiß sie davon gar nichts. Manchmal ist sie für Attentate verantwortlich, wird mitunter richtig grausam. Grausamkeit existiert als versteckter Wert, der durch verschiedene Taten steigen kann.

… sie mag ihn!

Als Adlige betrifft Elodie natürlich auch das Thema einer Heirat – doch die kann erst nach der Krönung stattfinden. Bis dahin gibt es unterschiedliche Heiratskandidaten, die mitunter etwas penetrant sein können. Allerdings liegt der Fokus nicht auf der Entwicklung einer romantischen Beziehung, es kommt allenfalls zur Verlobung. Sie kann allerdings auch Beziehungen mit Frauen eingehen oder ihr Leben als Single verbringen. Aber das ist Privatsache der Königin und findet deshalb nur kurz im Epilog statt.

Fazit

Long Live the Queen hat keine Vertonung und die Bilder sind vorwiegend statisch. Aber dafür ist die Welt, in der Elodie lebt (und stirbt), sehr stark ausgearbeitet. Zugegeben, bei den Namen der Reiche und Grafschaften bin ich ein wenig überfordert, aber es ist ja auch Elodie, die Bescheid wissen muss, nicht ich.

Der besondere Reiz bei Long Live the Queen besteht darin, die verschiedenen Wege zu ergründen, die zu einem gewünschten Ergebnis innerhalb eines Ereignisses führen. Und dabei komplett neue Handlungsstränge zu entdecken. Elodies Unterricht immer wieder neu zu planen. Das eigene Wissen und Elodies Wissen zu koordinieren. Für manche Entscheidungen muss Elodie schließlich nicht wissen, wieso sie sie auf diese Weise trifft. Aber ich sollte im besten Fall eine Idee haben, was die verschiedenen Antwortmöglichkeiten bedeuten.

Für Fans von Visual Novels und Strategiespielen kann ich Long Live the Queen also sehr empfehlen. Elodie beginnt als sehr naives Mädchen, aber in 40 Wochen kann sie sich völlig verändern. In welche Richtung, liegt an uns. Denn nicht nur ihr Überleben bis zur Krönung ist wichtig, sie kann das auf unterschiedlichste Weise und mit unterschiedlichsten Fähigkeiten bewerkstelligen. Im Epilog spiegelt sich der ganze Weg anschließend wider – vorausgesetzt, die Krönung findet statt.

Zudem möchte ich den Handheldmodus der Switch-Version sehr empfehlen, der mit Touchsteuerung funktioniert. Dadurch wird das Auswählen der Unterrichtsstunden besonders angenehm.

Ich denke, beim nächsten Mal werde ich Elodie besonders in der Nutzung von Waffen schulen. Außerdem hat sie noch nie alles gelernt, was sie über Falken wissen könnte. Mal sehen, wie weit sie das bringen wird.

Herzlichen Dank an Ratalaika Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.