Sonic Advance 2 (Review)

Auf dem Game Boy Advance ging es für Sonic Schlag auf Schlag. Gerade einmal ein Jahr nach Erscheinen des ersten Sonic Advance-Spiels stand bereits Sonic Advance 2 in den Startlöchern und war erstaunlicherweise nicht etwa ein Levelpack zum ersten Spiel. Stattdessen hat Dimps den ersten Schritt hin zu dem heute bekannten Boost-Sonic getan, indem das Team den zweiten Teil bedeutend schneller gemacht und Sonic eine höhere Geschwindigkeitsstufe verpasst hat.

Auf den ersten Blick ist Sonic Advance allerdings ein äußerst traditioneller Nachfolger. Die Titelmusik ist identisch zum ersten Teil, der Charakter-Select-Bildschirm ist, abseits dessen, dass die Newcomerin Cream the Rabbit den Slot von Amy Rose einnimmt, identisch und selbst die Sprites sind größtenteils aus dem Erstling übernommen. Schon wenn man das erste Level beginnt, wird aber ein tonaler Unterschied deutlich. Jedes Level beginnt mit einem Countdown und Sonic oder seine Freunde beginnen das Level nach kurzer Aufwärmanimation im Renntempo.

Das zieht sich auch durch das gesamte Spiel durch, denn die Level sind voll darauf ausgelegt, dass man in hoher Geschwindigkeit durchlaufen kann: Die Level enthalten kaum noch verpflichtende Stopppunkte und die verschiedenen interaktiven Elemente wurden deutlich Highspeed-freundlicher gestaltet. Beispielsweise muss man auf Sprungfeder nicht mehr draufspringen, sondern kann einfach in sie hineinrennen, um in die Luft geschleudert zu werden und auch Itemboxen kann man im Vorbeirennen einfach mitnehmen. Durch Tricks in der Luft kann man seine Sprungzeit verlängern und alle Endgegner werden im vollen Lauf bekämpft. Rennt man für einige Sekunden am Stück, so wird zudem ein schnelleres Renntempo aktiviert, das in der Darstellung einem Boost nicht unähnlich ist. Dadurch gewinnt Sonic Advance 2 eine enorme Rasanz. Gleichzeitig zieht der Schwierigkeitsgrad merklich an, da es weiterhin zahlreiche endlose Löcher gibt, in die man in der hohen Geschwindigkeit natürlich umso leichter fällt.

Auf Grund der hohen Rasanz und des ereignisreichen Leveldesigns macht das einfache Durchspielen von Sonic Advance 2 sehr viel Spaß, allerdings ist das Spiel auch ein sehr kurzes Vergnügen, wenn man sich mit dem normalen Ende zufriedengibt, denn auch wenn es eine Zone mehr zu spielen gibt als im Erstling, in dem Affenzahn hat man als einigermaßen geübter Sonic-Spieler in einer Spielsitzung den Abspann erreicht. Die Möglichkeit, mit den anderen drei Charakteren das Spiel noch einmal durchzuspielen, ist meines Erachtens in Anbetracht der hohen Geschwindigkeit und des reduzierten Fokus auf genaues Platforming, noch etwas weniger Reiz als beim Erstling, einfach weil die Unterschiede zwischen den vier Charakteren, aus denen man zu Beginn wählen kann, viel weniger zum Tragen kommen.

Perfektionisten allerdings müssen sich in Sonic Advance 2 mit einem der wohl nervigsten Bonus-Level-Systeme der ganzen Reihe herumplagen. Um in ein Bonuslevel zu gelangen und so die Chance zu haben, einen Chaos Emerald einzusacken, muss man in einem Level sieben Spezialringe sammeln und damit das Ziel erreichen (selbstredend ohne zwischendurch zu sterben). Diese sieben Spezialringe überhaupt zu finden ist alles andere als einfach, eine vernünftige Route zu finden, um alle in einem Durchlauf einzusammeln kann zudem nervig sein. Zu allem Überfluss ist es aber so, dass das anschließende Bonuslevel auch noch ziemlich schwierig ist.

Hier muss man auf einer Pseudo-3D-Oberfläche Ringe mit Multiplikatoren sammeln und gleichzeitig einem fiesen Roboter ausweichen. Anfangs ist das nicht allzu schwierig, aber in den späteren Levels muss man sehr planvoll oder schnell reagieren, um mit den Multiplikatoren genügend Ringe für die sehr hoch gesteckten Ziele einzusacken. Wem das nicht genug Nerven raubt, der ist schließlich eingeladen, mit jedem Charakter alle Chaos Emeralds zu sammeln, denn nur wenn man das tut, schaltet man den fünften, geheimen Charakter frei.

Sonic Advance 2 ist ein wichtiger Schritt hin zu den deutlich schnelleren Boost-Sonics und macht auch eine Menge Spaß, solange man nicht versucht, es komplett abzuschließen. Der enorm komplizierte Zugang zu den Bonuslevels und deren fieses Design tragen allerdings erfolgreich dazu bei, dass Sonic Advance 2 für Perfektionisten einen sehr bitteren Beigeschmack trägt. Im Ergebnis ist Sonic Advance 2 zwar weiterhin ein sehr gutes 2D Jump & Run, aber das schlechteste GBA-Abenteuer des blauen Igels.

Getestet auf Game Boy Advance.