Princess Maker Refine (Review)

Ursprünglich 1991 erschienen, mittlerweile überarbeitet und kürzlich mit einem kostenlosen Update versorgt: Das ist Princess Maker Refine. Eine überarbeitete Version des ersten Teils der Princess Maker-Reihe des Anime-Produktionsstudios GAINAX, das vor allem für Neon Genesis Evangelion bekannt ist.

Die strategische Lebenssimulation bekam ein animiertes Intro-Video, japanische Sprachausgabe und eine überarbeitete englische und chinesische Lokalisierung verpasst.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich zuletzt ein Mädchen großziehen durfte. Elodie war bereits eine Prinzessin und sollte zur Königin werden. In Princess Maker Refine dagegen ist das Mädchen eine Waise und das Erlangen eines Adelstitels nur Teil einzelner Enden. Ihre Geschichte kann auch ganz anders ausgehen, außerdem hat sie nicht ständig zu befürchten, getötet zu werden. Ich als Vater habe diesmal den Auftrag, meine Tochter großzuziehen, in der Hoffnung, dass ich sie stolz in die Welt entlassen kann.

Texte und Layout

In Princess Maker Refine steht also die Tochter im Vordergrund. Ein paar Infoboxen mit ihren Daten sind auf dem Bildschirm natürlich ebenfalls vorhanden. Außerdem eine Textbox mit dem derzeitigen Geschehen.

Während das Mädchen lernt oder arbeitet, werden auch ihre Werte in einer kleinen Box angezeigt. Darin haben jedoch nicht alle Werte Platz, also springt die Ansicht immer wieder zwischen einzelnen Kategorien, in denen sich gerade etwas verändert. Um einen Überblick über alle ihre Werte zu erhalten, muss ich zwischen den Wochen ins Menü gehen. Das ist gerade für einzelne Werte wichtig, die nicht zu stark sinken oder ansteigen dürfen, damit es meiner Tochter gut geht. Aber dadurch, dass ich diesen Extraschritt brauche und eine weitere Textbox über den Werten liegt, fällt mir oft schwer, den Überblick zu behalten.

Nennt mich ???.

Dialoge sind vertont. Allerdings sind die meisten Texte nicht gesprochen, sondern nur Informationen zu den täglichen Ergebnissen bei der Arbeit oder beim Lernen. Wenn es nicht rund läuft, kommentiert meine Tochter ihre Fehler auf Japanisch. Was passiert ist, steht auch in der Textbox, die Worte verschwinden manchmal allerdings etwas zu schnell.

Allerdings vor allem dann, wenn es meiner Tochter am Ende einer vorgeplanten Einheit schlecht geht. Das ist zwar auch an ihrem Gesicht zu erkennen, aber es hat ein wenig gedauert, bis ich wusste, dass ich darauf achten muss.

An einigen Stellen funktioniert die Formatierung der Texte allerdings nicht und an anderen steht ein falscher Text.

Wochenpläne

Als Erziehungssimulation ist in Princess Maker Refine wichtig, den Alltag des Mädchens zu planen. Drei Abschnitte, die etwas länger als eine Woche dauern, werden auf einmal organisiert. Sonntags hat meine Tochter frei. Zwischen den Wochenplänen kann ich mit ihr sprechen, sie ins Schloss schicken, ihren Ruf beim Volk erfragen oder einkaufen.

In jedem Abschnitt kann meine Tochter lernen, arbeiten, sich in der Stadt ausruhen oder in den Urlaub gehen. Die beiden letzteren Möglichkeiten sind dazu da, die Erschöpfung des Mädchens abzubauen. Welche Werte sich jeweils ändern, ist etwas undurchsichtig, auch wenn vereinzelte angegeben werden.

Immerhin weiß ich jetzt, was sie lernen muss!

Ist die Moral meiner Tochter zu niedrig, wird sie aufmüpfig. Sie lernt dann nicht mehr eifrig und kann die meisten Arbeiten nicht mehr ausüben. Manchmal wird sie sogar krank, auch wenn im Spiel nicht erklärt wird, mit welchen Werten das zusammenhängt. Ihre Werte sinken jeden Tag, bis es ihr wieder besser geht. Im Idealfall sollte ich also darauf achten, dass es meiner Tochter immer gut geht.

Lernen und Arbeiten

Unterricht kostet Geld. Natürlich. Also muss ich dafür sorgen, dass ich genug Geld in der Tasche habe, um meiner Tochter die Bildung zukommen zu lassen, die sie verdient. Ich bin bedauerlicherweise unpässlich, also fällt das Geldverdienen meiner Tochter zu. Aber dabei lernt sie schließlich auch dazu.

Weisheit, Erfahrung und Anmut gehören zu den Dingen, die meiner Tochter beigebracht werden. Oder ich schicke sie vor die Tore der Stadt, um ihr Gelerntes in die Praxis umzusetzen. Draußen wimmelt es vor Gegnern, sie kann aber auch ein paar Schätze finden.

Die Textbox mit den farbigen Ecken kann ich verschieben.

So viel meine Tochter auch lernt, wirklich sicher ist es für sie dort draußen nie. Sie bleibt immer ein wenig ängstlich und kann dann nicht angreifen oder versucht zu fliehen. Gleichzeitig funktioniert die Flucht nur selten, wenn ich sie anordne. Wird sie besiegt, ruht sie sich an den verbleibenden Tagen aus. Zwar kommt das Mädchen mit passender Ausrüstung und einer ausgebauten Ausdauer später gut zurecht, aber insgesamt ist der Glücksfaktor dennoch zu groß. Oder ich habe nicht die richtigen Werte erhöht, das lässt sich leider schwer nachvollziehen.

Meine erste Tochter habe ich zu einer eleganten Dame erzogen, da musste ich mich nicht mit Monstern herumärgern. Nur mit unzufriedenen Arbeitgebenden. Ich weiß leider nicht, warum meine erste Tochter durchweg ständig Fehler gemacht hat, die zweite Tochter aber sehr zuverlässig war. Am Ende waren sie vielleicht einfach unterschiedlich motiviert.

Alle Arbeiten sind unterschiedlich lukrativ, manche erhöhen vorrangig bestimmte Werte. Beispielsweise die Ausdauer und damit die Lebenspunkte meiner Tochter. Außerdem gibt es verschiedene Tätigkeiten, die sie erst ab einem bestimmten Alter ausüben kann. In gewissen Etablissements etwa, in denen das Gehalt gut ist, die aber die Reputation meiner Tochter verringern. Da muss ich als Vater eine Entscheidung treffen. Doch immerhin ist die Entscheidung für oder gegen eine gewisse Arbeit noch lange keine Entscheidung darüber, ob meine Tochter als Erwachsene glücklich sein kann.

Herbst-Festival

Einmal im Jahr, immer im Oktober, findet ein Fest statt. Meine Tochter kann an einem von zwei Wettbewerben teilnehmen. Wer gewinnt, spricht kurz mit dem König und erhält einige Punkte Reputation.

Im Miss-Wettbewerb geht es um Eleganz und Äußerlichkeiten. Darunter auch Größe und Gewicht der Teilnehmerin. Das sind Aspekte, die ich nur indirekt beeinflussen kann. Außer, meine Tochter hat ausreichend Geld verdient, damit ich die Jury bestechen kann. Leider reichte bei meiner ersten Tochter jedes Jahr nur die Eleganz aus, um in einer Kategorie den ersten Platz zu belegen. Für den Gesamtsieg hat es erst bei einer späteren Tochter gereicht, als ich wusste, welche Qualitäten sie aufweisen muss.

Die Mitbewerberinnen und meine Tochter.

Der andere Wettbewerb ist ein Kampfturnier. Im Gegensatz zu den Kämpfen außerhalb der Stadt, kann meine Tochter hier nur angreifen. Nach ein paar Kämpfen wird der Sieger oder die Siegerin gekürt.

Nach einem Wettbewerb, ob gewonnen oder nicht, muss meine Tochter den anderen Wettbewerb anschauen. Während das Turnier von selbst abläuft, muss jede Kategorie im Miss-Wettbewerb per Klick bestätigt werden. Das ist ein wenig überflüssig und es ist ohnehin nicht wichtig, wer gewinnt, wenn es nicht meine Tochter ist.

Dieses Fest findet jedes Jahr statt, bleibt aber das einzige besondere Event. Ansonsten spielt sich jeder Monat im Prinzip gleich, nur vereinzelt wird auf Weihnachten, Neujahr oder den Geburtstag der Tochter aufmerksam gemacht.

Ein Spieldurchgang dauert immer acht Jahre, was bedeutet, dass in dieser Zeit nur für wenig Abwechslung gesorgt wird. Natürlich bedeutet das umgekehrt, dass ich meine Tochter auf nichts speziell vorbereiten muss. Außer natürlich auf den Tag, an dem ich sie in die Freiheit entlassen muss.

Wird meine Tochter eine Prinzessin?

In den meisten Fällen wird sie keine Prinzessin. Schließlich bin ich trotz meines Heldenstatus‘ ein einfacher Mann aus dem Volk. Meine Adoptivtochter weist also auch keinen hohen Stand auf. Doch lernt sie die richtigen Dinge, wird sie durchaus in gehobenen Kreisen akzeptiert. Vielleicht nicht unbedingt in ihre Mitte aufgenommen, aber unter meiner Anleitung konnte so manche Tochter Kontakt zu Adligen erlangen. Eine von ihnen hat den Sohn des Königs geheiratet und dadurch den Prinzessinnentitel erlangt.

Aber als liebender Vater weiß ich, dass nicht wichtig ist, wo meine Tochter am Ende landet. Selbst, wenn mir ihre Entscheidungen im ersten Moment abstoßend erscheinen mag. Das Wichtigste ist doch, dass sie glücklich ist.

Ein Sieg im Turnier!

Es wäre nur manchmal schön, wenn sie ihren alten Vater nicht vergessen würde. Meine Heldentaten sind nichts dagegen, ein Mädchen aufwachsen zu sehen. Aber ist sie erst erwachsen, muss ich sie ziehen lassen und bin wieder allein.

Das heißt, bis zum nächsten Spielstart. Wenn ich meine nächste Tochter anders erziehe. Vielleicht ein bisschen strenger mit ihr bin. Sie kämpfen lasse, wie ich es als Held schließlich auch hatte tun müssen. Oder sie den ganzen Tag hinter Büchern verbringen lasse.

Ich habe Abende mit Princess Maker Refine verbracht, aber als Hauptbeschäftigung ist das Spiel kaum geeignet. Stattdessen bietet sich an, den Fenster-Modus zu benutzen und nebenbei etwas Anderes zu tun. Dann kann man immer den neuen Monat planen und selbst etwas tun, während das Mädchen gerade lernt oder arbeitet. Eine Ausnahme bilden da nur die Ausflüge, bei denen man die Tochter direkt steuert. Die werden auf Dauer allerdings repetitiv.

Fazit

Princess Maker Refine ist im Kern immer noch ein altes Spiel. Was nichts Schlechtes sein muss. Ein paar Aspekte wurden modernisiert wie die Einführung der japanischen Sprachausgabe. Die Geschichte gibt nicht viel her, stattdessen liegt der Fokus auf der Erziehung der Tochter. Dabei stört allerdings, dass acht Jahre doch eine lange Zeit sind und ich dadurch die meiste Zeit damit beschäftigt bin, zu warten. Die Texte schalten zwar relativ schnell durch die Textbox, aber auf lange Sicht dann doch nicht schnell genug bei geringer Varianz.

Somit bietet Princess Maker Refine einen Einblick in die Anfänge der Tochter-Erziehungs-Simulationen, der heute nicht die erste Wahl sein sollte. Grundlagen des Erziehungsmanagements sind erkennbar, einzelne Mechaniken und die fehlende Varianz mindern jedoch den Spielspaß. Dass die Bedeutung verschiedener Werte und deren Zusammenhänge nicht erklärt werden, ist noch nicht einmal unbedingt ein Problem. Nur diejenigen, die auch während des Spielens undurchsichtig bleiben. Deutlich einschränkend ist vor allem der große Zufallsfaktor in den Kämpfen.

Für einen Blick in die Vergangenheit lohnt sich Princess Maker Refine mit der Einschränkung, dass man sich bewusst sein sollte, dass es sich mit einer Zweitbeschäftigung angenehmer spielt. Eine Tochter großzuziehen, macht schließlich nicht immer nur Spaß, auch wenn es durchaus erfüllend sein kann, zu sehen, wie sich ihr Leben entwickelt.

Herzlichen Dank an Bliss Brain für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PC via Steam.