OneShot: World Machine Edition (Review)

Das Puzzle- und Adventure-Spiel OneShot: World Machine Edition ist einer dieser Titel, den man am besten mit möglichst wenig Vorwissen spielen sollte. Habe ich zumindest gelesen. Nur so viel: Niko sieht vielleicht aus wie eine Katze, ist aber eine Person, und ihr müsst Niko helfen, der Welt die Sonne zurückzubringen. Dabei habt ihr nur einen Versuch. Wollt ihr eine herzerwärmende Geschichte, in der ihr euch mit der Hauptfigur bald eng verbunden fühlt und die euch manchmal das Herz bricht, dann spielt OneShot: World Machine Edition.

Wie, immer noch hier? Dann muss ich mir wohl noch etwas mehr überlegen, um die Zweifelnden unter euch zu überzeugen. Vertraut mir einfach.

Das reicht auch noch nicht?

Na gut.

Die World Machine Edition ist die Konsolenumsetzung von OneShot, das eigentlich darauf ausgelegt ist, auf einem PC gespielt zu werden. Doch ähnlich wie bereits bei Doki Doki Literature Club Plus, bietet OneShot einen falschen Desktop, um das Spielen am Computer zu simulieren. Das ist natürlich eine heikle Angelegenheit. Denn wie soll ein falscher Desktop wirklich überzeugen? Ich weiß doch, dass das alles nur im Spiel passiert.

Doch während Doki Doki Literature Club den Computer für psychologischen Horror „übernimmt“, nutzt OneShot unseren PC auf harmlosere Art und Weise. Aber es ist doch ganz nett, zu wissen, dass mein Computer durch die World Machine Edition nicht in Gefahr ist (nicht, dass das Risiko auf PC bestünde). Den einen oder anderen Horror-Moment bietet das Adventure dennoch, jedenfalls wenn ihr wie ich empfindlich auf künstliche Glitch-Effekte oder Bildstörungen reagiert. Letztlich ist das jedoch alles harmlos, meine Konsole funktioniert immer noch einwandfrei!

Aber der Pinguin ist echt unheimlich!

Was mach ich denn dann, wenn Niko etwas nicht einsammeln kann?!?
Nur ein Versuch

In OneShot: World Machine Edition dreht sich alles um Niko und die Aufgabe, die zerstörte Sonne der Welt, in die es Niko verschlagen hat, zu ersetzen. Doch das Ersetzen der Sonne hat seinen Preis, und es könnte schwierig werden, die richtige Entscheidung zu finden. Zumal wir dafür nur eine Chance haben, danach ist es vorbei. Endgültig. Und es steht noch nicht einmal fest, ob die neue Sonne die Welt überhaupt noch retten wird.

Denn die Welt fällt schon seit langem auseinander. Die ominösen Squares bedrohen die Bevölkerung. Eine Möglichkeit, sie aufzuhalten, kennt niemand. Ob es ausreicht, wieder Licht in die Welt zu bringen? Niko und ich können nur hoffen, dass das hilft. Denn wenn nicht, wäre der Preis sehr hoch. Selbst, wenn Niko vielleicht bereit ist, ihn zu bezahlen, bin ich das auch?

Okay, vielleicht macht ihr euch nicht ganz so viele Gedanken darüber. Denn es kann doch nicht wirklich sein, dass diese Entscheidung absolut ist. Ihr habt ja schon das eine oder andere Videospiel gespielt.

Niko und ich

Es ist auch nicht wirklich diese eine Entscheidung, um die es in OneShot geht. Natürlich ist es wichtig, zu wissen, ob man Welten oder Personen retten will und was man bereit ist, dafür zu geben. Aber das ist auch nicht alles. Es könnte mir ja auch egal sein, ob und wie es danach mit allen weitergeht.

Trotzdem habe ich überlegt, wofür ich mich entscheide.

Dreh- und Angelpunkt des Rätselspiels ist Niko. Ich steuere Niko, wie man das eben macht. Gleichzeitig bleibt Niko eine von mir unabhängige Person (keine Katze, wir sind hier ja nicht bei Stray!). Aber mich gibt es in OneShot auch.

Krass, ich wollte schon immer Teil eines Videospiels sein!

Ähem. Also, natürlich bin ich nicht wirklich in diesem Spiel. Das ist wieder so ein Meta-Spiel (The Stanley Parable mochte ich ja auch schon). Deshalb auch der falsche Desktop, der auf unterschiedlichste Art genutzt wird.

Es gibt also jemanden, auf den Niko sich verlassen kann (denn natürlich kann man sich auf mich verlassen!). Niko ist doch sehr kindlich und vermisst eigentlich die Heimat (und Mamas Pfannkuchen). Plötzlich eine völlig fremde Welt retten zu müssen, ist echt hart. Vielleicht ein wenig zu viel verlangt für ein einzelnes Kind. Auch wenn ich mir sicher bin, dass Niko das auch ohne meine Hilfe hätte schaffen können.

OneShot: World Machine Edition ist sehr gut darin, eine Verbindung zwischen Spielenden und Niko aufzubauen. Ein Blick aus Nikos großen, gelben Augen, und ich wusste, ich muss Niko helfen.

Es ist so schrecklich, jemanden zu enttäuschen.

):
Roboter und Personen

Doch natürlich gibt es nicht nur Niko und mich. In jedem der drei Orte, die Niko im Verlauf des Spiels besucht, treffen wir auf verschiedene Charaktere. Oftmals handelt es sich um Roboter, manche müssen wir erst einmal mit Strom versorgen. Aber da sie Roboter sind, können sie nur tun und verstehen, was in ihrem Code verankert ist. Bis auf bestimmte Arten von Robotern wie Silver, die wesentlich weniger Einschränkungen unterliegen. Silver ist auch die erste, die davon erzählt, dass die Sonne allein die Welt wahrscheinlich nicht retten wird.

Ein kleines Highlight im ersten Abschnitt ist auch Rowbot, ein rostender Roboter auf einem Boot, dem Niko und ich erst einmal helfen mussten, die Beweglichkeit wiederherzustellen, um an den nächsten Ort übersetzen zu können. Denn auch wenn die sonnenlose Welt düster und trostlos ist und die Zukunftsaussichten nicht rosiger, bieten die Charaktere viel Humor und Charme. So, wie auch bei all der Dunkelheit überall ein wenig Phosphor vielfarbig aufleuchtet. Somit wird das Adventure nur an den Stellen besonders bedrückend, an denen es auch so sein soll.

Gegenstände und Rätsel

Nun kann Niko nicht nur laufen und mit Robotern und Personen reden. Zu vielen Dingen, die in der Welt herumstehen oder -liegen, hat Niko auch einen kleinen Kommentar. Sogar unterschiedliche für identische Gegenstände, weshalb es Spaß macht, alles kurz anzugucken.

Ein paar Gegenstände kann Niko auch einsammeln. Es sind nicht besonders viele, dafür ist auch keiner davon überflüssig. Für Rätsel kann Niko einen Gegenstand in die Hand nehmen oder zwei Gegenstände miteinander verbinden, um daraus einen neuen zu erschaffen. Durch die geringe Menge an Gegenständen ist natürlich möglich, einfach alles auszuprobieren. Niko wird schon sagen, wenn etwas nicht funktioniert.

Traumhaft schön.

Viel besser ist natürlich, sich zu überlegen, welche Gegenstände verbunden werden müssen. Manchmal kann Niko Notizen finden, die Hinweise darauf geben, welche Gegenstände wir suchen müssen oder was wir mit vorhandenen anstellen müssen. Manchmal muss man auch ein wenig um die Ecke denken, hinterher ergibt jede Lösung allerdings immer einen Sinn. Über einen anderen Rätseltyp möchte ich nicht allzu viel verraten, außer, dass dieser noch mehr darauf baut, unkonventionell zu denken.

Bei einem Rätsel habe ich mir sogar Notizen gemacht. Doch da die Rätsel so abwechslungsreich sind, hat mich diese eine Ausnahme nicht gestört, sondern ich hatte sogar Spaß daran. Manchmal musste ich vielleicht etwas länger nachdenken für eine Lösung, aber nie so viel, dass es mich frustriert hätte.

Bilder und Farben

Ich bin einfach zufriedenzustellen. Ein paar Sammelgegenstände, mit denen ich wahlweise meinen Charakter oder die Spielumgebung personalisieren kann, und ich bin glücklich. OneShot: World Machine Edition bietet eine erstaunlich große Auswahl an Einstellungsmöglichkeiten an, sofern man entsprechende Gestaltungskits entdeckt. Ganz zu schweigen von dem falschen Desktop, auf dem ich die Ordner frei anordnen kann. Durch die Touch-Steuerung lassen sich Ordner und Spielfenster frei herumschieben, was ich dann auch häufig gemacht habe.

Mag sein, dass das nicht mein richtiger Desktop ist, aber es fühlte sich nach kurzer Zeit schon fast so an. Denn manchmal reichen Kleinigkeiten aus, um die Illusion überzeugender zu gestalten.

Ihr solltet das Schlafen auch nicht vernachlässigen.
Durchgespielt

Wenn ein Spiel die Vierte Wand durchschlägt und auf der Meta-Ebene unterwegs ist, dann geht das natürlich mit ganz bestimmten Erwartungen einher. Dabei kann schwierig werden, sich richtig auf das Spiel einzulassen, besonders, wenn man schon vorher eine grobe Ahnung hat, dass die Meta-Ebene eine Rolle spielt. In OneShot: World Machine Edition geht es weniger darum, Spielenden zu zeigen, dass sie nur ein Spiel spielen (oder davon gespielt werden). Die Entscheidungsmöglichkeiten treten fast in den Hintergrund. Stattdessen geht es um die Beziehung zwischen Spielenden und Spielfiguren. Zwischen Spielenden und Spiel.

Niko ist einfach niedlich. Los, spielt OneShot: World Machine Edition.

Herzlichen Dank an DANGEN Entertainment für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.