Kao the Kangaroo: Round 2 (Review)

Der Dreamcast-Titel Kao the Kangaroo mag international eher wenig Anklang gefunden haben, doch daheim in Polen konnte Tate mit dem Hüpfspiel einen respektablen Erfolg feiern. Dank dieser tatkräftigen Unterstützung aus der Heimat war der Weg frei für einen zweiten Teil des Spiels, der runderneuert daher kommt und interessanterweise auch einem anderen Vorbild nacheifert. Wo Kao the Kangaroo noch dem Vorbild von Crash Bandicoot nacheiferte, schickt sich Kao the Kangaroo Round 2 für GameCube, Xbox und PlayStation 2 an, in die Fußstapfen von Rayman 2 zu treten.

Wer den ersten Teil von Kao the Kangaroo gespielt hat und anschließend den zweien Teil einlegt, der wird zunächst erfreut feststellen, dass Steuerung und Kamerasystem ganz grundlegend überarbeitet wurden. Kao selbst und die Kamera lassen sich jetzt unabhängig voneinander steuern und das gesamte Steuerungssystem erinnert stark an Rayman 2. Das geht sogar so weit, dass man nun nicht mehr im Nahkampf kämpft, sondern seine Faust als Projektil auf seine Gegner schießt – und dabei ganz analog zu Rayman 2 seine Gegner anvisieren und um sie herum strafen kann. Gerade wenn man bedenkt, dass der Nahkampf in Kao the Kangaroo immer ein ziemlicher Krampf war, ist das ein riesiger Fortschritt.

Anders als im Vorgänger sind die Level in Kao the Kangaroo Round 2 nicht über ein einfaches Menü auszuwählen, sondern über eine Oberwelt kontextualisiert. In Sachen Leveldesign hat Tate sich von langen Folgen von kleinen Plattformen über endlosen Abgründen verabschiedet und vorrangig auf festen Untergrund gesetzt. Wie im großen Vorbild gibt es aber auch eine ganze Reihe von interessanten Set-Pieces, die für gut orchestrierte Plattformsequenzen genutzt und aneinander gereiht wurden. Allerdings hat man dabei teilweise sehr stark auf Ideen des französischen Vorzeige-Hüpfers zurückgegriffen. Selbst der Spielstart, gefangen auf einem Piratenschiff, sollte Rayman-Freunden ein Déjà-vu-Erlebnis bescheren. Trotz der inhaltlichen Nähe besitzt Kao the Kangaroo Round 2 aber auch genug eigene Ideen im Leveldesign, dass es nicht einfach wie eine Kopie des Vorbilds wirkt.

Kao the Kangaroo Round 2 ist allerdings erstaunlich kurz und wird kaum einen Spieler mehr als fünf Stunden an die Konsole binden. Dafür sind die Level nahezu sämtlich gut designt und machen viel Spaß. Die eine Ausnahme stellt das Unterwasserlevel dar, das eine sehr unglückliche Kombination aus Unübersichtlichkeit und hoher Geschwindigkeit bietet. Kao schwimmt dermaßen schnell, dass man meinen sollte, dass es sich um einen Meeresbewohner statt ein Landtier handelt und die Geschwindigkeit steht in krassem Gegensatz zu dem relativ engen Design der Umgebung und der geringen Übersicht. In der Konsequenz ist das Unterwasserlevel eine ziemlich unangenehme Angelegenheit.

Insgesamt ist Kao the Kangaroo Round 2 ein gutes lineares 3D Jump & Run, das durch abwechslungsreiche Szenarien und lebendiges Leveldesign zu überzeugen weiß. Auf der anderen Seite sind der geringe Umfang und die große inhaltliche Nähe zu Rayman 2 auffällig. In Anbetracht dessen, dass Kao the Kangaroo Round 2 derzeit auf allen drei Plattformen nur ein paar Euro kostet, kann man über diese Probleme aber ohne weiteres hinwegsehen und sich auf zwei gute Spielnachmittage freuen.

Getestet auf GameCube.