Mario Strikers: Battle League Football (Review)

Sportspiele haben bei Nintendo eine lange Tradition. Schon auf dem NES wurde Fußball gespielt, damals noch ohne Mario, aber mit jeder Menge spaßiger Fouls und Super-Moves. Marios erster Auftritt in einem Sportspiel war dann beim Tennis – allerdings nur als Schiedsrichter. Das erste Mal selbst Kontakt zu einem Ball hatte Mario 1987 als Golfer. Über die Jahre gab es dann immer wieder mal mehr, mal weniger gelungene Ableger verschiedenster Sportarten, von Golf, über Tennis, Basketball, Baseball zu eben Fußball. Kann der dritte Ableger der Fußballreihe Mario Strikers die Erwartungen der Fans erfüllen, oder ist es einer der zahlreichen Mario Sports Titel, denen dies nicht gelingt?

Beim Start des Spiels fällt Fans des beliebten Wii Ablegers schnell auf, dass sich einiges verändert hat. Begrüßt wird man mit einem umfangreichen Tutorial, das die zahlreichen
Gameplaymechaniken langsam an den Spieler heranführt und schnell wird klar, dass dieser Titel richtig viel Potential besitzt. Nach der Erläuterung der perfekten Pässe, Pässe, die frei in den Raum gespielt werden können, Kombinationen aus Pässen und perfekten Schüssen, perfekten Tacklings und Superschüssen brummt dem Neuling evtl. erstmal der Schädel. So viel Tiefgang hätte man von einem Fußballspiel in der Mario-Welt gar nicht erwartet. Zumindest dann nicht, wenn man Marios letzten Ausflug auf den Tennisplatz nicht verfolgt hat. Denn auch dieser war erfrischend Komplex. Doch leider enden die Parallelen hier nicht.

Die Modi – Beschränken auf das Wesentliche?

Ein Blick ins Hauptmenü sorgt zunächst für Ernüchterung. Die Auswahl zwischen Einzelspiel, Pokalturnier und Strikers-Club hinterlässt einen eher mageren Ersteindruck, auch wenn man alle Modi sowohl allein, als auch mit mehreren Spielern an einer Konsole spielen kann. Leider bessert sich dies auch auf den zweiten Blick nicht. Im Gegenteil. Denn auch die Pokalturniere unterscheiden sich spielerisch überhaupt nicht von einer Aneinanderreihung von Einzelspielen, zudem sind die Cups auch in sehr kurzer Zeit gewonnen. Man schaltet dann zwar eine schwierigere Version der Cups frei, jedoch unterscheiden sich diese ausschließlich dadurch, dass die KI besser spielt. Dies kann dann auch tatsächlich knüppelhart werden und zwingt einen dazu, die komplexen Gameplaymechaniken aus dem Tutorial auch tatsächlich zu verwenden. Ein perfektes Vorbereitungstraining für den Online Modus, für den ich mir das Spiel eigentlich gekauft habe, dachte ich mir!

Die Charakterwahl – Beschränken auf das Wesentliche.

Im letzten Teil wählte man sich einen der bekannten Hauptcharaktere wie Mario, Luigi oder Donkey Kong aus und konnte das Team dann mit Charakteren aus der zweiten Reihe, wie Toad, Knochentrocken oder Buu Huu auffüllen. Diese unterschieden sich sehr stark von den Hauptcharakteren, waren aber keinesfalls schlechter, sondern sie konnten durch spezielle Tricks sogar noch weit gefährlicher werden. Dieses System wurde im neuen Teil komplett abgeschafft. Man hat jetzt die Wahl zwischen 10 gleichberechtigten Charakteren, die sich durch insgesamt 5 Werte wie Tempo oder Schusskraft unterscheiden. Die Reihenfolge, in der die vier Feldspieler ausgewählt werden, haben lediglich Auswirkungen auf die Position der Figuren auf dem Feld.

Die Werte können durch Ausrüstungsteile, die mit Münzen freigeschaltet werden können noch weiter individualisiert werden, bis das Team der Träume auf dem Feld steht. Das neue System war für mich im ersten Moment eine Enttäuschung, nach ein paar Stunden im Spiel kann ich aber sagen, dass es genauso gut funktioniert. Es ist einfach nur anders und passt sehr gut zu der gestiegenen Komplexität des Gameplays. Man hat also auch hier die Grundlagen für viele packende Online-Duelle auf e-Sports Niveau gelegt!

Der Onlinemodus – hätte es doch wenigstens das Wesentliche!

Nintendo und Online – das passte noch nie so richtig zusammen. Aus einem Grund, den man (wenn überhaupt) nur in der Konzernzentrale versteht, weigert sich Nintendo seit Jahren, ihre extrem spaßigen Multiplayertiteln zu den Internethits werden zu lassen, für die sie eigentlich prädestiniert sind. Dies war mir natürlich auch bewusst, bevor ich dieses Spiel gekauft habe, ich erwartete nicht mehr und nicht weniger als das Wesentliche. Leider wurde ich dennoch enttäuscht.

Es gibt zwei Onlinemodi. Das Einzelspiel und den Strikers-Club. Der Strikers-Club ist ein sehr spezieller Modus, da man dort nur einen Spieler übernimmt und sich dann ein Team suchen muss, mit dem man Online in Seasons gegen andere Teams antritt. Dies ist eine gute Idee für Viererteams und große Communitys und kann sicherlich langfristig für viel Spaß sorgen. Leider kenne ich keine 3 Menschen, die das Spiel haben und mit Fremden, mit denen man über die Nintendokonsole nicht kommunizieren kann, wie zum Beispiel über Partys auf den Konkurrenzkonsolen, ergibt dieser Modus kaum noch Sinn. Das macht aber ja nichts, auch Rocket League spiele ich seit vielen Jahren nur in Einzelspielen und die kann man ja auch hier online spielen. Was hier allerdings passierte, ist selbst für Nintendos Onlineverhältnisse so unüberlegt, dass ich schon bevor das erste Onlinespiel begann das ungute Gefühl eines Fehlkaufs hatte.

Es begann damit, dass ich als Einzelspieler einen Gegner mit mehreren Mitspielern bekommen habe. Es braucht nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, dass es von Vorteil ist, wenn alle Spieler auf dem Feld perfekt koordiniert von Menschenhand gesteuert werden, um Spieler zu decken, perfekt in Räume zu laufen und den Ball im Tor zu versenken. Es ist mir ein Rätsel, wie man nicht daran denken kann, einen (optionalen) Filter einzubauen, mit dem man als Solospieler auch nur andere Solospieler zugelost kriegt. Nicht Zu Ende gedacht ist auch die Teamauswahl. Beide Seiten müssen ihr Team und die Ausrüstung zusammenstellen, nachdem sie bereits miteinander verbunden sind und es gibt keine Möglichkeit, sein Stammteam zu speichern.

Es muss also in jeder Runde neu gemacht werden und bis vier Spieler, gegen die man im schlimmsten Fall gleichzeitig spielt, sich erstmal darauf geeinigt haben, wer wen spielen darf, kann schon einiges an Zeit vergehen. Warum Nintendo? Warum? Wie lang kann es dauern, Presets in das Spiel zu integrieren und die Teamauswahl verpflichtend vor der Verbindung mit dem Mitspieler zu verlangen? Und warum muss ich als stark rot-grün geschwächter Mensch eigentlich meine Trikotfarbe auswählen, ohne zu sehen was der Gegner wählt? Es gibt zwar in den Optionen eine visuelle Hilfe, mit der es dann farbige Symbole über den Köpfen der Charaktere gibt, aber das ist sicher keine ideale Lösung, um überhaupt in der Lage zu sein, die Teams zu unterscheiden. Allein schon deshalb nicht, weil ich dann im Augenwinkel kaum noch erkennen kann, welchen Spieler ich gerade ausgewählt habe, da alle Symbole haben.

Das eigentliche Onlinespiel war dann, wie auch der Rest des Gameplays, eine große Freude. Genau deshalb ist es so schade, dass Nintendo noch immer nicht in der Gegenwart angekommen ist und es auch im Singleplayer nahezu nichts zu tun gibt. Das alles wäre bei einem 20 Euro Titel noch zu verkraften, aber hierfür den Vollpreis zu verlangen grenzt an eine Unverschämtheit, die in der internationalen Presse zurecht abgestraft wird. Es ist so schade, denn das Gameplay ist so toll und hat so viel Potential. Bitte Nintendo: kommt in der Gegenwart an.
Ein (erneut) enttäuschter Fan.

Getestet auf Nintendo Switch.