Red Colony 3 (Review)

Als die Anfrage, Red Colony 3 zu testen, bei uns in der Redaktion eintrudelte, ergriff Stephan sofort die Flucht. Er hatte gerade erst Teil 1 und Teil 2 getestet und wollte nichts mehr mit der Reihe zu tun haben. Etwas blauäugig habe ich dann spontan zugesagt. So schlimm kann es doch nicht sein, dachte ich mir noch.

Sobald man das Hauptmenü sieht wird jedoch klar, hier handelt es sich eigentlich um ein PC-Spiel, das auf Nintendo Switch portiert wurde. Die Menüs und das Interface sind überhaupt nicht auf eine Steuerung mit dem Controller ausgelegt und machen das Navigieren zu einer Tortur.

Und auch abseits der Menüs ist die Technik alles andere als solide. Die Animation beim Ducken besteht tatsächlich nur aus drei Frames, die Bewegung ist hakelig und das Kampfsystem ein Graus. Besonders das Zielen mit den Schusswaffen ist schwierig, was in Kombination mit der stark begrenzten Munition schnell für Frustration sorgt. Doch ich greife vor.

Wir spielen Mina, einen Droiden vom Planeten Titan, wie mir ein Lore-Dump zu Beginn erklärt. Den brauchte ich auch, da ich die beiden Vorgänger ja nicht gespielt hatte. Die Droiden wurden überall in die Galaxie ausgesandt, um Lebensformen zu sammeln. Falls sie genügend davon zurückbringend, lockt das Versprechen einer Verwandlung in ein lebendiges, fühlendes Wesen. Ich zitiere einmal frei übersetzt, was wohl in Teil Eins und Zwei passiert ist:

„Die Königin hat meinen Wirt und mich auf den Planeten Erde geschickt, um lebende Dinosaurier zu sammeln. Als wir dort ankamen, waren alle Dinosaurier bereits ausgestorben und wir mussten improvisieren. Allen Widrigkeiten zum Trotz schafften wir es, mit einem Schiff voller geklonter Dinosaurier und Zombies, die in einer kommunistischen Kolonie auf dem Mars entstanden waren, zurück nach Titan.“

Alles klar? Okay, los geht es also. Mina sieht natürlich eher menschlich aus, abseits der zwei großen Kanister am Oberkörper, die eine Flüssigkeit enthalten und bestimmt aus wichtigen technologischen Gründen geformt sind wie Brüste.

Das Gameplay ist eigentlich recht simpel. Wir bewegen uns in einer zweidimensionalen Ansicht, können uns ducken (in drei Frames), kriechen und durch enge Passagen quetschen. Letztere werden durch eine suggestive Zwischensequenz dargestellt und dienen, ebenso wie Leiter- und Aufzuganimationen dazu, Ladezeiten zu maskieren, die tatsächlich recht kurz sind. Im Verlauf der Geschichte finden wir bis zu drei verschiedene Waffen, mit denen wir Zombies, Cyborgs, Dinosaurier, Zombie-Cyborgs, Dinosaurier-Cyborgs und natürlich Zombie-Cyborg-Dinosaurier abschießen können. Da die Munition, wie schon erwähnt, jedoch sehr knapp ist, sollte man Konflikte wo es nur geht vermeiden und stattdessen versuchen sich vorbei zu schleichen.

Unsere Lebenspunkte sind an verschiedene Outfits geknüpft. Es lohnt sich also, die Augen offen zu halten und alles einzusammeln, was wir finden. Ein Kleid mit tiefem Ausschnitt und 6 HP? Ja, bitte! Nehmen wir Schaden, geht die Kleidung übrigens immer weiter kaputt. Durchaus eine interessante Art, die Gesundheit darzustellen. Die Version auf der Nintendo Switch ist an dieser Stelle übrigens geschnitten und nur Besitzer der PC-Version kommen in den „Genuss“ von vollständiger Nacktheit (zumindest oben ohne).

Im Leveldesign gibt es diverse Rätsel und Puzzle, die mich anfangs doch sehr frustriert haben. Es wurde nichts erklärt und ich fühlte mich vom Spiel allein gelassen. Doch wenn man auf die Umgebung achtet, gibt es eigentlich immer einen Hinweis auf die richtige Lösung. Eines der besseren Rätsel erfordert sogar, dass man einen Medienbruch begeht und einen bestimmten Social-Media-Account des Entwicklers aufruft, um dort den richtigen Code zu finden. Das war wirklich kreativ und auch lustig umgesetzt.

Weniger Spaß haben mir die vielen technischen Schwächen und Bugs bereitet. So habe ich beispielsweise einen Schlüssel eingesammelt, bevor ich auf die zugehörige Tür getroffen bin. Leider konnte ich den Schlüssel damit nicht mehr verwenden und auch nicht neu einsammeln – es war ein Softlock.

Das wäre eigentlich ja gar nicht schlimm, dann lädt man eben einen anderen Spielstand. Aber was ist das? Red Colony 3 erlaubt uns ja gar nicht, unbegrenzt zu speichern. Wir müssen im Spiel USB-Sticks finden, die sich dann bei jedem Speichern an einer dafür vorgesehenen Station, aufbrauchen. Hat man also ungünstig im einzig vorhandenen Slot gespeichert und sich gesoftlocked, darf man das Spiel noch einmal neu beginnen. Farbbänder und Schreibmaschinen lassen grüßen, wir haben übrigens 2022 und schon damals ging das mit mehreren Slots.

Die Framerate ist leider auch alles andere als stabil. Es kam mehrfach vor, dass ich Angst hatte, mir würde das Spiel abstürzen, weil zu viele „jiggle physics“ auf dem Bildschirm berechnet werden mussten. Gerade, wenn zwei weibliche Charaktere sich die Bühne teilen, geht die Technik nämlich in die Knie (no pun intendend).

Auch ansonsten scheint die Programmierung leider nicht sehr poliert zu sein. Falls wir uns ein paar Bildschirme zurück bewegen und das Spiel dies nicht vorhergesehen hat, werden storyrelevante Zwischensequenzen einfach noch einmal abgespielt.

Apropos Zwischensequenzen: Sehr ungünstig ist es, wenn man in eine hineinläuft, während noch Gegner in der Nähe waren. Die kommen dann nämlich während des Dialogs angeschlendert und töten gerne mal die Protagonistin, während man hastig versucht die englischen Texte zu überspringen. Aber auch während der Szenenwechsel ist man nicht sicher und so kann ein Gegner, der uns eben noch verfolgt hat, noch im Ladebildschirm dafür sorgen, dass wir auf der anderen Seite direkt tot umfallen.

Die Story bewegt sich irgendwo zwischen einem Love-Triangle von Mina, ihrem holografischen Freund, deren Festplatte sie in sich aufbewahrt (fragt nicht) und einer weiteren Person, sowie einem Mystery-Thriller über das, was auf Titan in unserer Abwesenheit passiert ist. Letzteres hat für mich leider null Sinn ergeben, denn auch dafür sollte man wohl die beiden Vorgänger kennen.

Das Spiel bietet zudem zwei Enden an, die von einer finalen Entscheidung abhängen. Wenn man gut gespeichert hat, kann man den Spielstand erneut laden und beide Enden in rund drei Stunden erleben. Aber möchte man das auch? Und genau diese Frage bringt mich zu meinem Fazit:

Red Colony 3 ist ein furchtbares Spiel und eine Beleidigung für das Adventure Genre. Es gibt einige wirklich gute Ansätze, aber die Ausführung wirkt so unfertig, dass ich diesem Titel einfach keine Empfehlung aussprechen kann. Lasst lieber die Finger davon!

Vielen Dank an Rune Shimotsuji Storm für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch