Ginger: Beyond the Crystal (Review)

Eigentlich bin ich was 3D Jump & Runs anbelangt auch im Indie-Bereich sehr aufmerksam, dennoch hat mich mein Kollege Andreas sehr überrascht, als er mir von einem schon zu Beginn der letzten Konsolengeneration erschienenen Indie 3D Hüpfspiel namens Ginger: Beyond the Crystal erzählt hat, von dem ich bis dato noch nie gehört hatte. Nicht zuletzt auf Grund meiner 3D Jump & Run-Serie war es also höchste Zeit, Ginger auf den Zahn zu fühlen.

In Ginger: Beyond the Crystal muss der blaue Ginger die schützenden Kristalle seiner Welt retten, die korrumpiert wurden. In der Konsequenz sind mehrere Bewohner seines Heimatdorfs gefangen genommen und alle Häuser des Dorfs verwüstet worden. In insgesamt drei Welten muss Ginger nun jeweils fünf Hauptlevel nach roten Kristallen durchsuchen, um diese zu reinigen. Nach jedem Hauptlevel wird zudem ein Bonuslevel freigeschaltet, in dem man – ähnlich den Abschnitten ohne Dreckweg in Super Mario Sunshine – konzentrierte Sprungsequenzen über würfelförmige Plattformen absolviert, um zusätzliche Kristalle reinigen zu können.

Zwischen den Levels kann man die drei Oberwelthubs erkunden und kleine Zusatzaufgaben erledigen, die allerdings nicht viel mehr sind als einfache Botengänge in der Oberwelt. Diese Miniaufgaben wiederholen sich relativ schnell, werden aber augenscheinlich unbeschränkt angeboten. Schließt man eine solche Zusatzaufgabe erfolgreich ab, erhält man einige Ressourcen. Diese Ressourcen kann man dazu verwenden, die drei Oberweltareale wiederherzustellen, indem man die Häuser wiederaufbaut, die zerstört wurden. Leider ist die Zahl der Ressourcen, die man zum vollständigen Wiederaufbau benötigt exzessiv und die Zusatzaufgaben sind äußerst langweilig. Alternativ kann man die Ressourcen auch sammeln, indem man die Hauptlevel des Spiels wiederholt spielt, denn auch in den Levels sind einige Ressourcen versteckt, aber auch das ist wenig erfüllend. Nun wäre es nicht weiter schlimm, wenn der Wiederaufbau der Dörfer rein optional wäre, aber leider ist dem nicht so.

Die Level werden nämlich nicht einfach nacheinander freigeschaltet – wenngleich man durchaus ein Level immer erst freischalten kann wenn das Vorlevel beendet wurde – sondern sie haben Freischaltbedingungen, die an den Grad der Wiederherstellung des Dorfes geknüpft sind. Zwar muss man beileibe nicht alle Häuser wiederherstellen, doch obwohl ich das Spiel recht gründlich gespielt habe, musste ich am Ende noch etwas grinden um die letzten beiden Level spielen zu können. Aber auch abseits der Wiederherstellung des Dorfes sind die Oberwelten ziemlich nervig, da es einfach ziemlich lange dauert, von einem Level zum nächsten zu kommen. Besonders die zweite Hubwelt ist dank ihrer Unübersichtlichkeit nervenaufreibend.

Allerdings ist das ein Problem, das wahrscheinlich nur wenige Spieler haben werden, denn Ginger ist einfach sehr weit von einem guten Jump & Run entfernt. Das Leveldesign in den Hauptlevels ist ziemlich langweilig, auch wenn es oft Anspielungen auf große Titel wie Super Mario 64 oder Resident Evil bietet. Die Sprungaufgaben sind meistens völlig anspruchslos und allzu oft wird man in den Levels unnötig hin und her geschickt. Die Bonuslevel sind auf den ersten Blick deutlich besser, da sie sich auf das Wesentliche konzentrieren, allerdings ist es sehr schwierig, in diesen Levels Distanzen und Höhen abzuschätzen und die Kollisionsabfrage ist zu allem Überfluss höchst fragwürdig. Das ungewöhnliche Verkleidungsfeature, das dem Spieler abhängig von der Kleidung, die er trägt, unterschiedliche Fähigkeiten mitgeben soll, stellt sich zu allem Überfluss als Rohrkrepierer heraus.

Zwar gibt es eine große Zahl an Kostümen zu finden, die Fähigkeiten sind aber leider nichts anderes als Schlüssel, die an vorgegebenen Stellen eingesetzt werden können. So kann man im einen Kostüm Kisten öffnen im anderen einen engen Durchgang durchschreiten, doch im Endeffekt bedeuten die Kostüme nichts anderes, als dass man an vorgebebenen Stellen mit der Schultertaste durch die Kostüme wechseln muss. Die einzige Ausnahme hiervon ist ein Kostüm, das man spät im Spiel erhält, das beim letzten Endgegner Verwendung findet. Trauriger Höhepunkt der Kostümschau: Die Kristalle am Levelende kann man nur reinigen, wenn man kein Kostüm trägt. Danke.

Ginger: Beyond the Crystal ist ein deutlich unterdurchschnittliches Jump & Run ohne nennenswerte Stärken, dafür mit einer äußerst unglücklichen Oberweltstruktur und deutlichen Schwächen bei den Basics. Selbst für Genrefans ist Ginger daher leider keine gute Wahl. Übrigens ist die Framerate schon auf der Xbox One X alles andere als stabil gewesen. Zwar habe ich die Nintendo Switch-Version nicht gespielt, in Kenntnis der Xbox One-Version würde ich darauf aber auch mit Sicherheit verzichten wollen.

Getestet auf Xbox One.