Crash Bandicoot (Review)

Als die PlayStation das Licht der Welt erblickte, waren ikonische Jump & Run-Helden als Konsolen-Maskottchen noch beinahe als Pflicht angesehen worden. Während Platzhirsch Nintendo mit Mario aufwarten konnte, setzte Sega mit Sonic auf Geschwindigkeit. Das noch weitgehend unbekannte Studio Naughty Dog schickte sich derweil an, mit der Beutelratte Crash Bandicoot auf der PlayStation das Jump & Run-Genre in die dritte Dimension zu schicken. Dabei wählte man bei dem amerikanischen Studio einen Mario diametral entgegengesetzten Entwurf. Statt größtmöglicher Freiheit und Erkundung setzt Crash Bandicoot voll auf einen linearen Spielfortschritt.

Crash Bandicoot, der namensgebende Held, kommt mit einer sehr traditionsbewussten Auswahl an Bewegungen daher: Abgesehen von Laufen und Springen kann Crash im Erstlingswerk nur noch eine Wirbelattacke durchführen. Dadurch hat Crash also zwei verschiedene Angriffsmöglichkeiten. Neben dem klassischen Sprung auf den Kopf des Gegners kann er mit dem Wirbelangriff mit weniger Zielgenauigkeit angreifen. Wahrscheinlich ist dieser Angriff dem Umstand geschuldet, dass den Kopf eines Gegners zu treffen gerade in der Perspektive von vorn oder hinten wesentlich schwieriger ist, als in der klassischen Seitenperspektive.

Crash Bandicoot bietet insgesamt drei verschiedene Typen von Levels. In den meisten Levels läuft Crash strikt von vorn nach hinten in das Bild hinein. In einzelnen Levels wird die Kameraperspektive komplett gedreht und Crash läuft auf die Kamera zu, was die Reaktionszeit auf Hindernisse etwas reduziert und so die Spannung etwas erhöht – im Zusammenspiel mit einer Gefahr, die Crash durch das Level hinweg verfolgt und so verlangt, dass man stets weiter läuft. Ganz traditionell geht es schließlich in den Levels aus der Seitenperspektive zu, die sich spielerisch nicht signifikant von einem 2D Jump & Run unterscheiden.

Die Spielmechanik von Crash Bandicoot ist insgesamt sehr solide, allerdings krankt das Spiel ein wenig an etwas kruden Kollisionsboxen und obendrein haben die Entwickler den einen oder anderen „Gotcha“-Moment in das Leveldesign integriert, der dafür sorgt, dass der Tod der ständige Begleiter des roten Irren ist. Auffällig ist, dass Naughty Dog sich schon in den frühen Jahren schwer getan hat, einen ausgeglichenen Schwierigkeitsgrad zu finden. So hat Crash Bandicoot einige heftige Schwierigkeitsspitzen, beispielsweise ist Sunset Vista, als besonders langes Level mit einigen fiesen Gegnern und knappen Sprüngen bereits eine frühe Spitze, Sippery Climb ist eine echte Geduldsprobe und die zwei Level die auf einer Brücke stattfinden, entgeistern mit einigen unfairen Designideen, die den Spieler mit nicht sichtbaren Plattformen und besonders fies getimten unbesiegbaren Gegnern malträtieren.

Trotz dieser Schwierigkeitsausfälle muss man aber auch anerkennen, dass Crash Bandicoot ein sehr fokussiertes Spiel ist und trotz der eher traditionellen Spielmechanik sehr viel Abwechslung in seinen Leveldesigns bietet. Kein Level ist wirklich schlecht, auch wenn die Schwierigkeitsspitzen äußerst gewöhnungsbedürftig sind. Allerdings muss man, wenn man das Originalspiel auf der PlayStation komplett durchspielen möchte, selbst für normale Level eine ordentliche Frustrationsschwelle mitbringen, denn auf der PlayStation gilt ein Level erst dann als komplett abgeschlossen, wenn man ohne zu sterben alle Kisten im Level geöffnet hat.

In der N-Sane Trilogy wurde diese Regel ein wenig entschärft und man darf, außer in ausgezeichneten Levels mit farbigen Edelsteinen, nach einem Lebensverlust weiterspielen. Wer es schwer mag, kommt aber dennoch auch in der N-Sane Trilogy auf seine Kosten, denn dort kommt das Spiel zudem mit Zielzeiten für Time Attack daher – Sterben verboten – und zudem mit einem zusätzlichen Level namens Stormy Ascend. Dieses Level wurde aus dem fast fertigen Crash Bandicoot gestrichen, weil es zu schwer war. In der Remake-Sammlung kann man sich jetzt ein Bild davon verschaffen, ob man dem Urteil der Naughty Dog-Oberen zustimmt. Tatsächlich ist das Level sehr lang und hat eine ganze Menge äußerst fieser und knapper Sprünge zu bieten, die quasi nur durch genaues Timing zu landen sind. Im Zweifel ist jedenfalls sowohl für Gelegenheitsspieler als auch für Freunde hoher Schwierigkeitsgrad die Remake-Version die bessere Wahl als das Original.

Getestet auf PlayStation und Nintendo Switch.