
Wenn es um Technik geht, habe ich in der Regel einen relativ hohen Anspruch. Es muss nicht das Teuerste vom Teuren sein, aber ich will vor allem wissen, was ich für mein Geld bekomme. Wodurch ich meist im mittel- oder hochpreisigen Bereich lande. Eine Ausnahme von der Regel sind bei mir In-Ear Kopfhörer gewesen. Irgendwie war mir da die Nützlichkeit immer das höchste Gut, weswegen es vielleicht nicht die billigsten Modelle waren. Aber auch weit entfernt von den qualitativ hochwertigsten Preis-Bereichen. Umso ungewöhnlicher für mich nun meine Erfahrungen mit den Method 360 ANC, einem von Skullcandy in Kooperation mit BOSE hergestellten Set an In-Ear Kopfhörern. Eventuell dürfte ich fortan mehr Augenmerk auch bei solcher Technik an den Tag legen.
Tag 1: Neues Spielzeug
Ein wenig aufgeregt war ich schon, denn “offiziell” habe ich noch nie Technik als Testmuster erhalten dürfen. Und so saß ich den Tag über an meinem Handy und verfolgte den Postboten auf Schritt und Tritt, bis er sich endlich erbarmte und in meine Straße einbog. Wenige Augenblicke später lag das Objekt der Begierde, einmal Method 360 ANC in schwarz, in meinen Händen. Theoretisch hätten die Kopfhörer auch in vier anderen Farben bei mir aufschlagen können, doch bei Testmustern bin ich nicht wählerisch

Der erste Eindruck beim Auspacken war ein positiver. Das Case, in dem sich die beiden Stecker des Method 360 ANC befinden, ist groß und robust. Vielleicht ein bisschen zu groß für meinen Geschmack und der Ring zum Befestigen an Rucksäcken oder Gürteln wirkt auf mich überflüssig. Allerdings ist diese Form der Aufbewahrung in meinem Fall eher kein Use-Case. Doch sowohl das Case, als auch die Kopfhörer fühlen sich wertig an und haben eine gute Balance hinsichtlich ihres Gewichtes zwischen spürbar in der Hand und angenehm in den Ohren.
Dort saßen die Stecker erst einmal wie angegossen, durchschnittlichen Ohren sei Dank. Mitgeliefert werden eine Reihe von Ersatz-Gummierungen in unterschiedlichen Größen, die sich allerdings nicht innerhalb des großen Case befinden, sondern weiterhin im Produktkarton liegen. Ich frage mich echt, warum es nicht bei einem Case dieser Größe noch ein Plätzchen für die Ersatznoppen gibt. Ich hoffe einfach mal, dass der Akku, welcher bis zu 40 Stunden Laufzeit fassen soll, nicht genug Raum gibt.
Guter Ersteindruck für den Sound
Doch natürlich habe ich die Method 360 ANC an meinem ersten Tag nicht bloß angetatscht, angeglotzt und angehimmelt. Letzteres wird – soviel kann ich schon einmal spoilern – eher seltener der Fall sein. Das Tragegefühl in meinen Ohren ist gut und an diesem ersten Tag hätte ich sie kaum wahrgenommen, wenn ich nicht wenige Sekunden vorher die Kopfhörer eingestöpselt hätte. Der Anschluss an mein Google Pixel 8 Pro verlief reibungslos und die erste Musik, die ich mir von meiner eigenen Playlist abspielte, klang sehr klar. Wirklich auffällig war hingegen, dass ich wirklich kaum etwas von meiner Umgebung wahrgenommen habe.
Das Active Noise Cancelling der Method 360 ANC (ja, dort kommt die Abkürzung her!) ist in einem ruhigen Zimmer richtig gut. Ein normales Gespräch anderer Menschen verstummt nahezu, was bei den richtigen Menschen eine Wohltat sein könnte. Vielleicht ein Argument für den ein oder anderen unter euch?

Das ANC abzuschalten, geschieht wie alle Eingaben durch Antippen der Kopfhörer. Diese reagieren bereits auf die Nähe eines Fingers am Sensor, wodurch der Druck minimiert wird. Schön, denn meine alten In-Ear hatten physische Knöpfe und manchmal bekam ich das Gefühl, mir diese tief in die Ohrmuschel reinzustopfen. Gleichzeitig musste ich mich an diese Sensoren erst gewöhnen, denn zugleich sorgen sie auch dafür, dass die Kopfhörer das abgespielte Medium automatisch abschalten, wenn ein Ohrstecker sich nicht im Ohr befindet. Im ersten Moment dachte ich, die Verbindung sei abgebrochen, als ich meiner Frau den zweiten Stecker gab, um ebenfalls der Klangqualität lauschen zu können. Prinzipiell aber ein sehr cooles Feature, welches Strom sparen dürfte.
Meine Ohren jucken…
Mein Austesten am ersten Tag führte mich alsbald in die Skull-iQ-App, mit deren Hilfe ich die Einstellungen der Method 360 ANC anpassen konnte. Dies war auch dringend notwendig, denn in den beiden Anleitungen stand nichts davon, wie ich den Ton lauter oder leiser stellen könnte. Mit der von mir durch die soundcore A1 bekannten Eingabe bekam ich nur die Meldung, dass eine Verbindung zu Spotify aufgebaut werden soll. Nein?! Will ich nicht, kann weg (aber sicher für manche ein interessantes Feature).
Dank der App konnte ich die Eingabeeinstellungen meinen Wünschen entsprechend gestalten und auch endlich die Lautstärke regeln. Leider fehlt eine solche Option für die interne Stimme und Sounds der Method 360 ANC selbst, die mir stellenweise extrem laut vorkommen. Ich hoffe, dass dies durch ein späteres Firmwareupdate noch hinzugefügt wird.

Um ein wenig die Kapazitäten meiner neuen In-Ear auszuloten, habe ich ein wenig im Internet gestöbert. Dabei bin ich auf dieses 3D-Audio-Video gestoßen, welches … interessante Bass-Techniken drauf hatte. Der Druck in meinem Ohr war schon besonders, aber ob es wirklich “mein Mind geblown” hat, kann ich nicht bestätigen. Die wenigen Sekunden “Ohrrubbelei” (hört es euch an, ihr werdet wissen, wenn es vorkommt) waren allerdings ganz besonders.
Tag 4: Gaming-Odyssee
Nach ein paar Tagen alltäglichen Wahnsinns mit musikalischer Untermalung Marke Method 360 ANC habe ich mich entschlossen, den Gaming-Härtetest zu wagen. Wir sind schließlich das Gaming Village, nicht das Sound Village. Klingt aber nach einem interessanten Spin-off. Eine Liste an Titeln hatte ich mir in meinem Kopf schon vorbereitet, um die Method 360 ANC auf Herz und Nieren zu prüfen. Thumper sollte mir Wucht bringen, Returnal einen unglaublich intensiven, dreidimensionalen Raum und Metaphor: ReFantazio, welches ich aktuell spiele, bot sich mit seinem fantastischen Soundtrack an.
Es wurde keines davon! Letzten Endes hatten alle drei Spiele ein Problem: Ich hätte sie auf PlayStation 5 spielen müssen. Und Sonys aktuelle Konsole ist zickig, wenn es um Bluetooth-Kopfhörer geht. Meine vorherigen In-Ear funktionierten bereits nicht, die Method 360 ANC wurden zwar angezeigt, aber nicht unterstützt. Ein ähnliches Bild bietet die Xbox Series X, allerdings scheinen dort gar keine oder nur offizielle Drittanbieter unterstützt zu werden. Ich hab es demnach auch hier schnell aufgegeben.
Das Steam Deck hingegen ist extrem ärgerlich. Damals hatten die soundcore A1 so enorme Probleme, sich mit dem Gerät zu verbinden, dass ich kurzerhand auf Kabel-Kopfhörer oder meine Steelseries Arctis 7+ zurückgriff. Letzterer bringt wenigstens seinen eigenen Dongle mit (und lässt sich auch an PlayStation 5 anschließen!). Die Method 360 ANC hingegen wurden nicht einmal erkannt vom Steam Deck. Stattdessen suchte es sich einen endlosen Wolf…bzw. solange, bis die Method 360 ANC sich wegen Inaktivität abschalteten. Da kommt doch Freude auf!
Endlich Gaming…
Ich bin kurzerhand auf Nintendo Switch und meinen stationären PC gewechselt. Doch welche Spiele sollte ich austesten? Rhythmusspiel-Erfahrung ist bei mir überschaubar und weitestgehend wieder ein PlayStation-Ding…yeah. Und dies war mir schon wichtig: Ich musste das Spiel bereits kennen. Wie sonst kann ich mit meiner (lückenhaften) Erinnerung abgleichen?

Meine erste Wahl fiel auf Riff Racer, ein prozedural generiertes Rennspiel, welches die eigene Bibliothek nimmt und daraus individuelle Rennstrecken macht. Da waren einige Tracks damals schon sehr haarsträubend, allerdings passte es nach dem ersten Rennen nicht ganz zur Absicht. Riff Racers Gameplay erfordert nicht zwingend Reaktionsfähigkeit und präzise Eingaben sind in der Regel nicht notwendig. Melodys Escape oder Voez waren da schon praktischer. Vor allem Regain Control von Shirobon aus dem erstgenannten Spiel war einfach toll zu spielen. Die Method 360 ANC zeigten hier erstmals so richtig, warum BOSE drauf steht. Es ist halt auch dementsprechender Bass drin. Eine nennenswerte Latenz zeigten beide Spiele auf PC und Switch mit den Kopfhörern eher nicht.
Es folgte ein Abstecher in die esoterische Welt von Tetris Effect. Hier konnten mich die klaren Klänge der unterschiedlichen Stimmungen vom Method 360 ANC überzeugen. Gleichzeitig war ich aber auch wehmütig, weil ich gerne PlayStation VR ausprobiert hätte, was dem Raumklang nochmal mehr Pfeffer gegeben hätte. Schade.
Durch die Hölle
Einen solchen Raumklang verlieh mir hingegen Hellblade: Senua’s Sacrifice. Ich liebe das Spiel aus diversen Gründen und die Rückkehr nach Hel war somit sehr willkommen. Und ja, auch hier – wie bereits beim erwähnten 3D Audio-Video – war das dreidimensionale Raumgefühl sehr gut. Ich habe diesen auch mit den soundcore A1 verglichen, welche damals nur einen Bruchteil gekostet haben, den Skullcandy für die Method 360 ANC haben möchte. Und diesen Unterschied merkt man bei Senuas Reise deutlich. Ein ähnlicher Direktvergleich mit einem 3D-Audio-Video von Feel Good Inc. von Gorillaz zeigte ähnliche Unterschiede.
Enorm beeindruckt hat mich allerdings mein letztes Spiel auf dem PC: Electronic Super Joy. In der App hatte ich im Vorfeld bereits den Bass-Boost aktiviert und dieser war beim 2D-Platformer enorm wertvoll. Wer das Spiel nicht kennt: in stilistischen 2D-Leveln hüpfen wir uns nicht nur visuell abwechslungsreich durch die Gegend, sondern auch begleitet von einem stellenweise sehr harten Discosound. Inklusive erschlagendem Bass. Und angeregtem Stöhnen. Für die Prüden unter euch.

Tag 7: Eine Woche voller Alltag
Am siebenten Tag ruhte ich nicht, denn schließlich galt es weiterhin die Method 360 auf ihre Alltagstauglichkeit zu testen. Mittlerweile habe ich mich an die Bedienung per Sensor gewöhnt und sowohl Musik, als auch Videos, Podcasts sowie eine Liveübertragung aus der Bundesliga neben den Gaming-Sessions getestet. Auffällig waren aber mittlerweile andere Kleinigkeiten.
Das Case und ich werden keine Freunde. Der Ring, an dem man das Gehäuse aufhängen kann, stört mich beim Verstauen mehr, als es eigentlich sollte. Ich habe meine alten In-Ear gerne in der Brustgurt-Tasche meines Sling-Rucksacks verstaut. In der Theorie würde auch das größere Case der Method 360 ANC da hineinpassen – wenn denn die abstehende Halterung nicht wäre. Dies ist ein sehr persönlicher Einzelfall, aber es gehört nun einmal zu meinen Eindrücken.
Zugleich ist mir aufgefallen, dass die Bluetooth-Verbindung ein wenig schwächer ist, als ich es von anderen Kopfhörern gewohnt bin. Bereits nach fünf Metern Abstand zur Quelle gibt es kürzere Pausen. Manchmal reicht auch einfach eine Wand zum Nebenzimmer dafür. Die Method 360 ANC finden zwar schnell wieder eine Verbindung, dennoch eine Auffälligkeit zu meinen bisherigen Erfahrungen.

Apropos: Die In-Ear bieten auch Multipoint-Connection an, was soviel bedeutet, wie störungsfreie Verbindung mit mehreren Quellgeräten. Jetzt in diesem Moment beispielsweise sind sie an mein Smartphone und den PC angeschlossen. Priorisiert ist immer die Quelle, von der Sound abgespielt wird. Wird auf dem zweiten Gerät ebenfalls etwas abgespielt, läuft es intern zwar, ist allerdings nicht zu hören. Ein Wechsel ist allerdings nahezu sofort möglich, indem ich Musik auf dem PC beende und anschließend auf dem Smartphone starte. Vielleicht bin ich ein tattriger Hinterbänkler und diese Funktion ist seit Jahren Standard. Aber ich mag es sehr.
Tag 10: Adios soundcore! Hallo Method 360 ANC!
Mittlerweile würde ich behaupten, dass die Method 360 ANC in meinem Alltag denselben Platz eingenommen haben, den zuvor meine alten In-Ear innehatten. Ob beim Wechsel auf den PC mit Multipoint der Kopfhörer oder unterwegs mit dem Auto dank Multipoint meines Smartphones, die Verbindung geht rasend schnell über die Bühne. Die Klangqualität ist gut, das Active Noise Canceling sehr effektiv und der Bass ist eindrucksvoll. Es sind vor allem Kleinigkeiten, an denen ich mich weiterhin störe. Und auch die Sensoren überraschen mich immer wieder, vor allem wenn ich von zwei Kopfhörern auf einen Einzelnen wechsel.
Einziges Dilemma für mich: Als In-Ear sind diese vor allem für den mobilen Betrieb zu gebrauchen. Telefonieren klappt problemlos und das Mikrofon erfasst meine Stimme sehr gut. Aber vor allem der interne Akku ist mächtig. Ich habe keine genaue Stundenzahl, aber all meine Erfahrungen basieren auf einer einzelnen Vollaufladung über die Tage. Erst heute musste ich mal wieder das Kabel anstecken, weil sich die In-Ear nicht mehr über den Akku im Case aufladen ließen. Sehr erfreulich.
Für Gaming an der Switch sind die Method 360 ANC daher gut zu gebrauchen und, wenn irgendwann mal das Steam Deck die Suche erfolgreich abschließt, auch hier. Am PC hingegen werde ich weiterhin auf die Arctis 7+ zurückgreifen, da deren Klang und Bass als Over-Ear noch ein Stück drüber angesiedelt sind. Für einen Preispunkt von knapp 120 € kann man aber wahrscheinlich echt nicht meckern und wer unterwegs wirklich guten Bass haben will, der sollte sie auf dem Schirm haben. Und ich werde wahrscheinlich, wenn denn die Method 360 ANC irgendwann in Rente gehen, meine eigenen Ansprüche an In-Ear hochschrauben.
Ein herzlicher Dank geht an Skullcandy für die Bereitstellung der Method 360 ANC als Testmuster.