Die Schlümpfe 2: Der Gefangene des Grünen Steins (Review)

Die Gefahr der Blattpest ist gerade erst gebannt, da stolpern die Schlümpfe bereits in das nächste heikle Abenteuer. Vier freche Schlümpfe – Storm, Schlaubi, Handi und Tollpatsch – schleichen sich in aller Dunkelheit in Gargamels Hütte und zerkloppen kurzerhand einen grünen Edelstein, den Gargamel in seiner Hexenküche deponiert hat. Doch die Strafe folgt auf dem Fuß, denn der grüne Edelstein stellt sich als magischer Stein heraus, der einen riesigen Geist namens Stolas gefangen hält. Da der Stein nun zerbrochen ist, ist Stolas frei und sorgt gleich für mächtig Unruhe. Kurzerhand müssen sich die Schlümpfe mit dem fiesen Magier Gargamel zusammenschließen, um Stolas Einhalt zu gebieten.

In Die Schlümpfe 2: Der Gefangene des Grünen Steins schlüpft man nacheinander in die Rollen der vier frechen Schlümpfe, wobei man als Storm, Schlaubi und Tollpatsch jeweils drei Level absolvieren muss, bevor man mit Handi im abschließenden zehnten Level dem Spuk hoffentlich ein Ende bereitet. Die vier Schlümpfe spielen sich allerdings komplett identisch, so dass der Wechsel zwischen den Spielfiguren rein kosmetischer Natur ist.

Zehn Level klingt zunächst sicherlich wenig, aber die Level in Der Gefangene des Grünen Steins sind äußerst umfangreich und können bis zu eine Stunde in Anspruch nehmen. In meinem Durchlauf durch das Spiel habe ich insgesamt circa sechs Stunden benötigt, habe dabei aber noch einen großen Teil der optionalen Kampfarenen ausgelassen. Der Gefangene des Grünen Steins schließt zwar unmittelbar an Mission Blattpest an und referenziert die Ereignisse von Mission Blattpest auch mehrfach, weicht aber spielerisch doch einigermaßen deutlich vom Erstling ab. Während der erste Teil ein reines 3D Jump & Run ist, mischt Der Gefangene des Grünen Steins Third Person Shooter-Elemente ein und wirkt über die erste Hälfte des Spiels hinweg gar mehr wie ein Third Person Shooter mit gelegentlich eingestreuten Plattform-Sequenzen. In der zweiten Spielhälfte steigt aber nicht nur Qualität und Anspruch der Hüpfsequenzen, sondern sie nehmen auch nach und nach eine dominierende Rolle in der Gesamtspielerfahrung ein. Nichtsdestotrotz, es ist eine eigenwillige Entscheidung, bei einem Spiel mit so junger Zielgruppe einen so großen Schwerpunkt auf Schusswaffengebrauch zu legen, zumal das die Leveldesigner auch immer wieder zu langweiligen Gegnerwellen-Kampfarenen verleitet hat.

In Sachen Gegnerdesign ist Der Gefangene des Grünen Steins ziemlich ideenarm und die gleichen circa sechs Gegnertypen begleiten den Spieler durch das gesamte Spiel. Sogar der Endgegner Stolas wird im Spiel insgesamt fünf Mal mit nur minimaler Variation bekämpft. Die Schlümpfe 2 überstrapaziert das Shooter-Gameplay also nicht nur mechanisch, sondern bietet in diesem Bereich auch so wenig Substanz, dass selbst Spieler mit großer Affinität zu Third Person Shootern eher ernüchtert sein werden.

Einigermaßen kreativ ist aber die Idee der Elementarwaffen. So kann man an verschiedenen Blumen im Spiel Elemente aufnehmen, beispielsweise Honig oder Elektrizität und hiermit im Kampf, wie auch in kleinen Umgebungsrätseln hilfreiche Effekte auslösen. Etwas schade ist, dass die hiermit verbundenen Ideen bereits alle sehr früh im Spiel exploriert und dann nur noch wiederholt werden, es ist aber fraglos eine gute Idee, die gerade in der frühen Phase des Spiels, in der das Platforming komplett substanzlos bleibt, für etwas Abwechslung sorgt.

Etwas schade ist in jedem Fall, dass das Copy & Paste Spieldesign, das die Kämpfe geradezu dominiert, stellenweise auch Auswirkungen auf die Jump & Run-Abschnitte hat. Einige Male habe ich in meinem Spieldurchlauf gedacht, ich müsse rückwärtsgelaufen sein, weil ganze Konstellationen von Plattformen und Umgebungen nahezu identisch wiederholt haben. Zusammen mit dem Umstand, dass man nach einem Tod nicht selten mit einer etwas eigenartigen Kameraeinstellung wiederbelebt wird, kann Die Schlümpfe 2 so schon leicht mal verwirrend wirken. In jedem Fall ist bei einem Spiel von dem Umfang kaum nachzuvollziehen, wieso so häufig Ideen ohne nennenswerte Variation mehrfach ausgespielt werden müssen.

Die Präsentation in der getesteten PlayStation 5-Version ist solide, mit einer weitgehend stabilen Framerate und hübschen Spielfiguren. Der matt-violette Grundton des gesamten Spiels wirkt hingegen leider etwas ermüdend und die optische Varianz sowohl des Vorgängers als auch des Nachfolgers sind in meinem Augen ästhetisch deutlich ansprechender. Äußerst eigenartig ist der Umstand, dass die Animationen der Schlümpfe in den Zwischensequenzen keinerlei Übergänge biete und ein Großteil der Sequenzen unfreiwillig komisch wirken, weil die Schlümpfe zwischen sehr weit auseinander liegenden Posen sprunghaft wechseln. Akustisch wird solide Kost geboten und die Geschichte wird mit einer gut gemachten deutschen Sprachausgabe unterstützt.

Die Schlümpfe 2: Der Gefangene des Grünen Steins beginnt äußerst enttäuschend, rappelt sich aber ca. aber der Mitte deutlich auf und wird am Ende doch noch zu einem ordentlichen 3D Jump & Run. Nichtdestotrotz kann es weder mit seinem Vorgänger, noch mit seinem geradezu erstaunlich guten Nachfolger mithalten. Die Entscheidung, so viel Wert auf Waffengewalt zu legen, ist in Anbetracht der Zielgruppe allerdings komplett unverständlich.

Getestet auf PlayStation 5.