
Drova: Forsaken Kin ist ein Rollenspiel in charmanter Pixelgrafik aus dem Jahre 2024 und das Erstwerk des Entwicklerstudios Just2D. Es ist ein Liebesbrief an alte Klassiker wie Gothic oder Morrowind und greift viele Designprinzipien der alten Schule wieder auf. Das Ziel des Teams war es, das Spiel so zu gestalten, dass keine „künstlichen“ Orientierungshilfen wie Questmarker oder Minimap nötig sind und die SpielerInnen die Möglichkeit haben ihre eigene Kreativität miteinzubringen.
Ins kalte Wasser geworfen…
Die Geschichte des Spiels beginnt damit, dass die Druiden unseres Dorfes einen Kristall entdeckt haben und in das sagenumwobene Land Drova vordringen wollen, um diesen nach Nemeton zu bringen. Aus Neugier folgt unser Charakter ihnen, doch die Mission scheitert gnadenlos und wir sind auf uns alleine gestellt. Nun liegt es an uns, die Geheimnisse dieser unbekannten Welt aufzudecken. Allerdings lauern hinter jedem Busch gefährliche Monster und Banditen, die uns ans Leder wollen. Nachdem wir uns zum Holzfällerlager durchgeschlagen haben ist schon jetzt klar: dies ist nicht das sagenhafte Paradies das uns versprochen wurde.
Das Design der Spielwelt ist sehr einzigartig, denn unser Charakter weiß nichts über die Orte und ihre Bewohner. Wir haben zunächst keine Karte, kennen keinen Namen, und müssen uns durch Erkundung und Gespräche mit den NPCs das Wissen erschließen. Dabei steht uns frei, welchen Ort wir zuerst erkunden und in welcher Reihenfolge wir Aufgaben erledigen. Das Tagebuch hilft dabei die Missionen und Charaktere nicht aus den Augen zu verlieren, wobei es teilweise schwierig werden kann die Aufenthaltsorte der Questgeber zu merken.

Willkommen im Lager!
Die Arbeiter im Holzfällerlager die wir treffen klären uns schnell über die Lage der Dinge auf: Neben dieser kleinen Gemeinschaft gibt es zwei große Fraktionen – das Ruinenlager und Nemeton. Um zu erfahren, was es mit unserem Kristall auf sich hat, müssen wir uns einem diese Lager anschließen und einen Druiden um Hilfe bitten. Die Reise wird aber nicht einfach, weshalb wir zunächst Aufgaben erledigen und Erfahrung sammeln. Hier werden wir auch mit einer rudimentären Ausrüstung versorgt, damit wir nicht vom nächsten Monsterhorde oder Banditen erschlagen werden. Außerdem bekommen wir eine Weltkarte, auf der wir mit Tinte und Feder eigene Markierungen vornehmen können, um uns besser zu orientieren.
Jeder Stufenaufstieg bringt Talentpunkte, durch die wir bei manchen NPCs unsere Attributswerte steigern und neue Fähigkeiten erlernen können. Dabei läd das Spiel sehr zum Experimentieren ein, denn neben Waffenfertigkeiten gibt es auch Handwerk, Alchemie oder Diebeskunst, die neue Möglichkeiten eröffnen.

Ohne Mampf kein Kampf
Zur Verteidigung haben wir die Wahl zwischen verschiedenen Nah- und Fernkampfwaffen wie Axt, Speer, Schwert und Schild, Bogen oder Steinschleuder. Dabei können immer zwei Sets ausgerüstet und auf Knopfdruck umgeschaltet werden. Die verschiedenen Waffengattungen sind dabei unterschiedlich genug, um verschiedene Spielstile zu bedienen: die zweihändige Axt ist langsam aber mächtig, während der Speer eine höhere Reichweite bietet und die Schild und Schwert Combo einen defensivere Vorgehensweise ermöglicht. Jeder erfolgreiche Treffer gibt uns Fokus, der für die Ausführung von Spezialangriffen oder die Zauber nötig ist. Letztere sind allerdings zunächst nur begrenzt vorhanden, da zusätzlich eine Schriftrolle verbraucht wird. Erlittener Schaden kann durch Heilgegenstände sofort oder durch Essen über Zeit wiederhergestellt werden, die wir entweder kaufen oder selbst herstellen. Das Repertoire an herstellbaren Gegenständen erweitern wir dabei durch Rezepte, die ebenfalls durch die vielen Händler zum Verkauf stehen oder in der Welt gefunden werden können.
Die Kämpfe waren auf der „normalen“ Einstellung herausfordernd, aber nicht zu schwer. Allerdings gibt es wenig Informationen wie stark ein Gegner oder wie gefährlich ein Ort ist. Das endete hin und wieder in einem unerwartet schnellen Charakter- Tod, welche durch die automatische Speicherung des Spielstands jedoch nicht allzu frustrierend waren. Mit der Zeit wurde dann klar, dass man sich lieber noch nicht mit den besser ausgerüsteten Wachen oder den viermal so großen Ungeheuern anlegt.

Fazit
Ich hatte viel Spaß auf der Reise nach Nemeton, denn die offene Spielwelt bietet jede Menge zu entdecken und die Geschichte ist interessant erzählt. Jede Quest ist mit den Charakteren und der Welt verwoben, sodass man nie das Gefühl hat sich auf einer unwichtigen Nebenmission zu befinden. In den dutzenden Höhlen und Ruinen sind Schätze und Textschnipsel versteckt und fast jeder NPC hat etwas zu erzählen. Weiterhin ist das Spiel durch die handgezeichnete Retro-Grafik sehr schön gestaltet. Den Entwicklern ist hier ein rundum gutes Spiel gelungen und ich empfehle jedem RPG Fan einen Trip nach Drova zu wagen.

Vielen Dank an Deck13 für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PC.