Super Mario Bros. The Lost Levels (Review)

Nintendos erstes Sidescroller-Jump & Run, Super Mario Bros., hat sich in Windeseile zu einem internationalen Hit entwickelt und auch dem NES dabei geholfen, den Videospielmarkt wieder kräftig anzukurbeln. Kein Wunder also, dass Nintendo sich umgehend an die Entwicklung eines Sequels begeben hat. Doch Super Mario Bros. 2, wie das Spiel in Japan heißt, hat eine Besonderheit: Es ist lange Jahre nur in Japan erschienen. Erstmals auf dem Super Nintendo konnten westliche Mario-Fans im Zuge der Sammlung Super Mario All-Stars den wohl schwierigsten Mario-Teil spielen. Da hierzulande zwischenzeitlich ein anderes Spiel unter dem Namen Super Mario Bros. 2 erschienen ist, trägt das Spiel im Westen den Untertitel The Lost Levels.

Super Mario Bros. The Lost Levels setzt voraus, dass man den ersten Teil zuvor gespielt hat. Zwar gibt es aus erzählerischer Sicht keinerlei Hürden, wenn man The Lost Levels als erstes Mario-Spiel spielt – es erzählt sogar exakt dieselbe Geschichte wie Super Mario Bros. – doch spielerisch wird man ohne gute Kenntnis des Erstlings sicherlich einige Schwierigkeiten haben. Kein Wunder, dass die Level dieses Spiels in der GBC-Neuauflage Super Mario Bros. DX auch den Untertitel „For Super Players“ erhalten hat, denn das Leveldesign in diesem Spiel ist außergewöhnlich fies.

Welchen Ton The Lost Levels anschlagen möchte, wird gleich im ersten Level deutlich, denn macht man gleich Bekanntschaft mit einem neuen boshaften Sammelgegenstand. Neben den roten Superpilzen und den grünen Lebenspilzen kann nämlich jetzt auch ein violetter Giftpilz aus dem Fragezeichenblock sprießen und wenn das geschieht, sollte man besser auf der Hut sein. Berührt man diesen Pilz nämlich, so hat das den gleichen Effekt wie ein gegnerischer Treffer. Wenn man sich einmal an die Giftpilze gewöhnt hat, sind diese zwar keine allzu große Gefahr mehr, doch das Spiel hat natürlich noch viele andere Tricks auf Lager.

Das Leveldesign in The Lost Levels setzt wesentlich stärker auf spezielle Levelgimmicks. Die berüchtigten Trampoline beispielsweise spielen nicht nur eine viel größere Rolle, das Leveldesign fordert auch immer mal wieder, dass man aus dem vollen Lauf ein Trampolin zu einem hohen Sprung verwendet, was koordinativ gar nicht so einfach ist. Hinzu kommen neue Ideen wie Wind, der einen ein ganzes Stück weit durchs Level tragen kann, ohne, dass man Mario überhaupt sieht, weil er am oberen Bildschirmrand über den Bildschirm hinausgetragen wird. Landungen sind dann gleich auf zwei Weisen trickreich: Man sieht nicht wo Mario sich genau befindet und man hat nur sehr wenig Zeit, auf das Ende des Sprungs zu reagieren, weil Mario einfach am Ende des Sprungs plötzlich aus dem Himmel fällt.

Ein weiteres markantes Element, das meines Erachtens nicht eben eine Sternstunde des Nintendo-Desings war, sind die unsichtbaren Blöcke. Diese gab es zwar vereinzelt schon in Super Mario Bros., dienten da aber dazu, geheime Extras zu verbergen. In The Lost Levels hingegen kann es gerne mal passieren, dass am bevorzugten Absprungpunkt über einen Abgrund ein solcher Block versteckt ist und man, statt elegant über den Abgrund zu springen, sich nur den Kopf anhaut und im Abgrund verschwindet. Kaizo Mario lässt grüßen. Natürlich dominieren diese Elemente das Leveldesign nicht komplett und in der Tat gibt es auch zahlreiche gute Ideen in The Lost Levels, doch der raue Ton und die stellenweise beinahe unfairen Designentscheidungen sorgen dafür, dass The Lost Levels in meinen Augen – obwohl ich hohe Schwierigkeitsgrade eigentlich schätze – nicht mit den anderen Teilen der Hauptreihe mithalten kann.

Abgesehen von der Verschärfung des Schwierigkeitsgrades ist The Lost Levels allerdings im Wesentlichen ein einfaches Levelpack zu Super Mario Bros. und wer Super Mario Bros. liebt, wird mit The Lost Levels zweifelsohne ebenfalls eine Menge Spaß haben. Die Zahl der kopierten Level-Layouts ist deutlich geringer, es gibt selbst auf dem Famicom Disc System, wo das Spiel ursprünglich erschienenen ist, eine Speicherfunktion und nach mehrfachem Abschluss des Spiels kann man noch eine Hand voll zusätzlicher, besonders fordernder Welten freischalten.

Wie schon bei Super Mario Bros. gibt es auch beim zweiten Teil The Lost Levels einige grundverschiedene Versionen zu unterscheiden. Das Original ist zwar hierzulande so nie erschienen, auf dem Nintendo 3DS gab es jedoch eine emulierte Fassung, so dass man diese Variante des Spiels heutzutage auch im Westen weitgehend unproblematisch spielen kann. Die hier sicherlich bekannteste Version ist jedoch klar die in All-Stars enthaltene mit verbesserter Optik, einfacherer Freischaltung der Zusatzlevel und – leider – auch wieder dem falschen Sprungverhalten, wenn man mit dem Kopf gegen eine Block stößt, das schon das Remake von Super Mario Bros. geplagt hat. Schließlich kann man die Hauptlevel auch in Super Mario Bros. DX freischalten. In diesem Fall gibt es aber keine Vorteile im Vergleich zu dem Original und nur den Nachteil, dass die Sichtweite eingeschränkt ist. An den Stellen, wo das mit dem Leveldesign kollidiert, haben die Entwickler aber Detailanpassungen durchgeführt.

Super Mario Bros. The Lost Levels ist ein in vielerlei Hinsicht ungewöhnlicher Mario-Titel, kann in Anbetracht des hohen Schwierigkeitsgrades und geringen Zahl an neuen Ideen aber nicht mit dem Rest der Serie mithalten. Im Gegensatz zum Vorgänger fehlt dem Spiel auch die historische Relevanz, so dass ich das Spiel nur für Fans der Reihe empfehlen würde. Als Fan kann man sich aber in jedem Fall über mehr vom gewohnten Konzept und eine echte Herausforderung freuen.

Getestet auf SNES, Wii, GBC, 3DS.