Death Becomes You (Review)

Von einer Visual Novel mit weiblichen Hauptcharakteren habe ich mich in die nächste gestürzt. Romantische Beziehungen spielen auch in Death Becomes You eine Rolle, aber verglichen mit Magic Exposure eine eher untergeordnete. Hier geht es hauptsächlich um einen Todesfall an einer magischen Mädchenschule und dessen Einfluss auf eine Gruppe junger Frauen. Aber das eine oder andere Pärchen findet sich dort auch.

Auf frischer Tat ertappt?

Nach einem Streit zwischen der begabten Mentorin Lyra und ihrer Schülerin Sidney (Name frei wählbar, aber mit Default) herrscht zwischen den beiden Funkstille. Sidney möchte sich unbedingt entschuldigen und tatsächlich machen sie ein Treffen aus. Doch bevor Sidney ihre Mentorin und Freundin erreicht, stürzt diese vom Dach. Jemand hat sie gestoßen.

Schockiert bricht Sidney neben Lyra zusammen. Bald tauchen vier andere junge Frauen auf. Die Mentorinnen Appoline und Daniella und die Schülerinnen Sophie und Alice. Da Sidney weiß, dass sie ihre Freundin nicht getötet hat, sind die vier die Hauptverdächtigen. Auch wenn es einen Moment lang so wirkt, als wollte eine von ihnen ihr die Schuld in die Schuhe schieben.

Erst einmal lassen sie die Leiche verschwinden, während Sidney in ihr Zimmer gebracht wird. Ein Todesfall, noch dazu ein Mord, könnte schließlich für ziemlichen Trubel an der Schule sorgen.

Ich schreibe nur anderen Trash.

Ein wenig irritiert schon, dass Death Becomes You mit dem Verschwinden einer bekannten und beliebten Mentorin dergestalt umgeht, dass ganz am Rande erwähnt wird, dass die Leute sie bald vergessen haben werden. Allerdings gibt es auch einige magische Möglichkeiten, das Verschwinden zu verschleiern. Ähnlich wie in Magic Exposure spielen Randfiguren kaum eine Rolle; hier wird sogar ganz auf sie verzichtet, so dass auch niemand ohne Bild störend auffällt.

Die Texte sind eindrücklich, besonders auch die Beschreibungen der Magie, die sehr selten bildlich dargestellt wird. Zwar bleiben die Magie und ihre Möglichkeiten recht vage, durch viele Details wirkt sie aber doch plastisch. So überrascht sie immer wieder, ohne dass sich die neue Magie fehlplatziert anfühlt.

Die Gesichtsausdrücke finden sich nicht nur im Text wieder, sondern auch auf den Sprites, wo mir vor allem die zusammengekniffenen Münder gefallen.

(Keine) Zeit für Trauer

Bevor Sidney Mordermittlungen anstellen kann, zieht sie sich erst einmal tagelang zurück. Schließlich hat sie ihre beste Freundin verloren, die noch dazu ihre einzige Bezugsperson in der ganzen Schule war. Auch vor ihrem Tod hat Sidney die meiste Zeit im Zimmer verbracht. Doch dort kann sie nicht ewig bleiben, schließlich ist sie zum Lernen in der Schule. Wenn sie es nicht allein schafft, für Ermittlungen das Zimmer zu verlassen, wird sie von ihrer neuen Mentorin gedrängt.

Auf dem Weg zu den verschiedenen Enden ist spannend, mitzuverfolgen, wie Sidney mit dem Tod Lyras umgeht, wie sie erst an nichts anderes denkt und später kurzzeitig „vergisst“, was passiert ist, bis die Trauer doch wieder überfällt. Wie allmählich klar wird, was für eine Beziehung die beiden hatten und dass Sidney erkennt, dass Lyra kein tadelloses Überwesen war (oder auch nicht). Doch genauso beeinflusst Lyras Tod auch die vier anderen.

Auch im Leben hat Lyra die anderen stark beeinflusst. Die fünf lebendigen Hauptfiguren untereinander auch. Während jede von ihnen spürbar einen eigenen Charakter hat, gibt es immer wieder Bezüge zwischen ihnen, sie vergleichen sich. Meist mit Lyra, die ich natürlich nur aus zweiter Hand kenne. Aber immer überzeugend geschrieben. Nach den dreizehn Enden sind auch die meisten rätselhaften Momente aufgeklärt.

Geht das gut aus?

Death Becomes You bietet immer wieder Entscheidungsmöglichkeiten. Je zwei Charaktere stehen zur Auswahl, meist mit der Frage, welchen von ihnen Sidney verdächtiger findet oder genauer beobachten will. Dadurch teilt sich die Geschichte grob in zwei Pfade mit je zweien der Frauen auf, die sich weiter verzweigen. Vorzeitige Enden gibt es kaum.

Die meisten Enden spielen an einem bestimmten Punkt in der Handlung. Es sind natürlich keine besonders guten Enden für Sidney, aber es gibt auch mehrere „Epiloge“. Je nach Pfad ist der letzte Abschnitt vor dem Ende wenig überzeugend und eher sprunghaft, um eine ähnliche Situation zu erschaffen.

Ich habe, wie es sich gehört, vor den meisten Entscheidungen erst einmal einen neuen Speicherstand erstellt. Dabei hat sich herausgestellt, dass die letzte Entscheidung am Ende oft nichts mehr ändert, wie das auch bei Twice Reborn manchmal der Fall ist. Deshalb habe ich für ein paar der Enden mehrere Anläufe gebraucht. Aber dabei hilft die Vorspulfunktion.

Sammelgegenstände

Als kleinen Marker für den Gesamtfortschritt bietet Death Becomes You eine Handvoll Sammelgegenstände, die im Verlauf der Handlung freigeschaltet werden – abhängig vom Pfad. Benutzen kann ich sie nicht, nur ein kleines Pixel-Icon und zwei Zeilen Text anschauen. Ähnlich wie die freischaltbaren CG-Bilder und Hintergründe bieten sie aber einen kleinen Rückschluss darauf, wie viele Inhalte ich noch nicht gesehen habe. Auch ein paar Boni sind freischaltbar.

Fazit

Death Becomes You ist eine magische Visual Novel, die sich nachvollziehbar mit dem Einfluss von Menschen aufeinander beschäftigt. Themen wie Trauer, Erinnerungen, die Ermittlungen und Sidneys Versuch, Fuß zu fassen in ihrem Leben, haben alle nebeneinander Platz. Vertont sind die Texte zwar nicht, aber detailreich geschrieben. Einzelne Enden wirken nicht ganz stimmig, das Gesamtbild tut es jedoch. Diese Geschichte in einer magischen Schule lohnt sich für Fans von Visual Novels und Mystery auf jeden Fall.

Herzlichen Dank an Ratalaika Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.