Twice Reborn: A Vampire Visual Novel (Review)

Mit Twice Reborn habe ich mir bereits meine dritte Visual Novel des Jahres vorgenommen. Im Gegensatz zum ebenfalls von eastasiasoft auf Konsolen veröffentlichten Burrow of the Fallen Bear, liegt der Fokus der Vampirgeschichte überhaupt nicht auf intimen Beziehungen. Stattdessen geht es um das ewige Leben als Vampir mit Blutlust und der Frage nach der eigenen Seele. Klingt spannend? Ich war interessiert und bin so in die Rolle des jungen Aushilfslehrers Mark Delaware geschlüpft, der tief in die Welt der Vampire eintaucht. Auch wenn er vielleicht bereut, Vampir geworden zu sein. 

Vampir werden oder nicht?

Auf dem Campus treibt ein Mörder sein Unwesen. Ein Vampir, aber das weiß natürlich niemand. Also, abgesehen von den anderen Vampiren. Zum Glück gibt es in Twice Reborn den Entforcer, der dafür sorgt, dass über die Stränge schlagende Vampire gestoppt werden. Denn um friedlich und unerkannt unter den Menschen zu leben, sind einige Regeln notwendig. Verständlich, dass nicht alle Gruppierungen von Vampiren mit dem Kodex einverstanden sind.

Marc wird unvermittelt in die Geschehnisse verwickelt und die Society of Arts, eine der Gruppierungen, hält ihn dazu an, sich ihnen anzuschließen. Als Vampir, versteht sich. Sein Professor, Michelson, hatte bereits Pläne mit ihm, also ist das für ihn vielleicht nicht so schlimm. Womöglich ist er aber etwas zu sehr davon überzeugt, dass Mark zustimmt.

Einige verschiedene Pfade tun sich anschließend auf. Während einige Entscheidungen für große Veränderungen sorgen, sieht das bei anderen ganz anders aus. Oft ändert sich nur der unmittelbar folgende Satz, den Mark sagt, und die Szene geht unabhängig von der Auswahl auf die gleiche Art weiter. Manchmal ist noch nicht einmal das gegeben. An einer Stelle konnte ich zudem zwischen mehreren Möglichkeiten wählen, das darauffolgende Ende blieb jedoch immer dasselbe. Insofern ist Twice Reborn manchmal etwas undurchsichtig, was die Auswirkungen von Entscheidungen angeht, und oft fühlt sich die Wahl egal an.

Daneben treten zwei weitere Gruppierungen auf, die je nach Storystrang unterschiedlich wichtig werden. Unter den Vampiren des House of Skull ist auch der mysteriöse Dameon, der samt Namen fast einer paranormalen Teenie-Romanze entsprungen sein könnte. Der hat mich doch ein wenig amüsiert. In den meisten Fällen spielt die dritte Vampirgruppe eine eher untergeordnete Rolle. Und das auch dann, wenn Mark mehr Zeit mit ihnen verbringt. Viele Szenen wirken auch eher nacherzählt als erlebt.

Dialoge

Die Visual Novel ist nicht komplett vertont. Dialoge sind mit einer Sprachausgabe versehen, einen Erzähler gibt es nicht. Also bleibt Lesen wichtig. Verschiedene Sprachen sind für die Texte vorhanden, darunter kein Deutsch, daher habe ich die englischen Texte gewählt. Die Stimmen sind dabei angenehm unterschiedlich und auch die Sprechweisen sehr ansprechend.

Viele der Texte sind leider etwas unsauber. Wörter fehlen, teils wird zu häufig „Mark“ wiederholt, statt „he“ zu schreiben. Ein Charakter wird an einer Stelle beim Namen genannt, obwohl ich diesen erst später in der Szene erfahren habe. Zudem werden einzelne wichtige Ereignisse in manchen Pfaden nur erwähnt, während Mark sie in anderen tatsächlich erlebt. 

Zudem sind die Szenenwechsel teils sehr abrupt. In Momenten, in denen Mark seiner Blutlust erliegt, ergibt das Sinn, ansonsten habe ich häufig für einige Sätze die Orientierung verloren.

Armes Kind.

Die Blutlust selbst bleibt dabei für mich wenig nachvollziehbar. Zwar existiert im Menü eine Anzeige für den aktuellen Blutdurst Marks, doch oft schien er nichts mit dem tatsächlichen Durst in der Geschichte zu tun zu haben. Außerdem habe ich Mark mehrfach hintereinander nicht trinken lassen. Trotzdem hat sich sein Durst dadurch nicht merklich gesteigert und die Entscheidungen haben den Verlauf nicht beeinflusst. 

Spielabstürze

Die Performance lässt ein wenig zu wünschen übrig. An bestimmten Textstellen stürzt Twice Reborn zuverlässig ab. Häufiges Speichern ist also wichtig (wobei ich wegen der Entscheidungen gern mehr Speicherplätze gehabt hätte). Die Vorspulfunktion hilft bedingt aus, da sie entweder alle oder nur bereits gelesene Texte beschleunigt. Allerdings muss man dann aufpassen, nicht zu viel vorzuspulen, da das Scrollen in der Historie nicht gut funktioniert. Außerdem lässt sich zwar einstellen, ob gelesene Texte ebenfalls beschleunigt werden sollen oder nicht, allerdings geht das nur außerhalb des laufenden Spiels im Hauptmenü. Zudem konnte ich gerade am Anfang bereits gelesene Texte nicht vorspulen, als ich eingestellt hatte, diese beschleunigen zu können.

Fazit

Twice Reborn wartet mit distinktiven Charakterdesigns auf. Die gängigsten Vampireigenschaften werden behandelt, ohne eine eindeutig eigene Variante zu erschaffen, allerdings stört mich das auch wenig, Fragen nach der Menschlichkeit und dem Umgang mit Blutlust lassen sich mit den Vampiren in der Visual Novel gut behandeln. Auch wenn mir das Spiel dafür meist nicht ausreichend in die Tiefe geht. Zudem sind die Vampire als Vampire gut erkennbar und ihre Eigenschaften können relativ schnell auf Basis bekannter möglicher Eigenschaften abgehandelt werden.

Leider kann Twice Reborn mit den interessanten Ansätzen nicht mithalten. Die Entscheidungen sind dafür zu häufig zu unwichtig und die Texte zu unsauber. Außerdem funktionieren Komfortfunktionen wie das Vorspulen und der automatische Text nicht zuverlässig. Daher kann ich Twice Reborn nur eingeschränkt empfehlen. 

Herzlichen Dank an eastasiasoft für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.