Final Fantasy XVI (Angespielt)

Mit Final Fantasy hatte ich schon ein paar Probleme. Aber auch Spaß. Darum bin ich froh über die Möglichkeit, Final Fantasy XVI erst einmal in einer Demo auszuprobieren. Wie bereits in unserem letzten Most Wanted-Artikel und meinem Angespielt zu Lies of P angedeutet, hatte ich kleinere Bedenken. Aber keine größeren Zweifel daran, dass der neueste Titel der langjährigen Reihe mindestens ein gutes Spiel wird. Nach jetzigem Stand weiß ich das natürlich noch nicht, aber die Demo hat mir mit ihren rund zwei Stunden zumindest einen guten Einblick gegeben.

Mit 16 ist Final Fantasy total erwachsen!

Final Fantasy XVI möchte düsterer und ernster sein als frühere Titel. Bei „düster und ernst“ kommen mir immer zwei Varianten in den Sinn: Übertrieben viele unnötige Tode und depressive Düsterkeit. Na gut, vielleicht noch ein paar Intimitäten. Wir sind ja alle erwachsen hier.

Meine schlimmsten Befürchtungen lagen also bei entweder Game of Thrones oder The Legend of Zelda: Twilight Princess als Final Fantasy. Was ich tatsächlich in der Demo erlebt habe, war wesentlich komplizierter. 

Huch, ist das noch Lies of P?
Sogar geraucht wird hier!

Final Fantasy XVI wartet mit einem deutlich stärkeren Fokus auf “ klassische Fantasy“ auf als die anderen Titel der Reihe, die ich zuletzt gespielt habe. Man denke nur an das eher futuristische Midgar in Final Fantasy VII Remake, die Labore und Experimente. Wissenschaft spielt in der Demo allerdings keine große Rolle. Stattdessen finde ich mich in einem typischen Pseudomittelalter wider mit Adel, Kriegen und ein bisschen Magie überall.

Für allerlei Kleinigkeiten benutzen die Charaktere Zauber. Die Gärtner im Hof beschneiden die Hecken mit einem Zauber, zum Rauchen wird kein Feuerzeug benötigt. Das sind kleine Details, die mich sehr freuen, selbst wenn eine alltägliche Benutzung von Magie das Leben realistischerweise auch ein wenig mehr beeinflussen würde. Und ich meine nicht einmal die Kämpfe der riesigen Esper, die erwiesenermaßen massive Zerstörungen anrichten. Sowas hab ich schon als Buch gelesen. Daher kommen ja auch meine Befürchtungen. 

Nichts für Kinder!

Bei allem, was die Fantasy-Literatur zu bieten hat, bin ich dem Pseudomittelalter noch immer sehr verbunden. Damit bin ich quasi aufgewachsen. Vor den Teenie-Dystopien. Wobei ich der Jugendliteratur meist mehr abgewinne als Büchern „für Erwachsene“. Ernsthaftigkeit ist in Ordnung. Aber wenn eine Geschichte krampfhaft versucht, „erwachsen“ zu wirken, dann geht das in meinen Augen häufig komplett schief. Besonders im Rahmen von sterbenden Charakteren. Ich interessiere mich auch nicht mehr für Nebencharakter 146, wenn er in zwei Absätzen langsam aufgespießt wird. Ich leide nicht automatisch mit, wenn er und seine zwanzig Freunde abgeschlachtet werden, selbst wenn sie auf der Seite der Helden sind. Auch nicht, wenn irgendjemand, mit dem ich gar nichts verbinde, ganz plötzlich stirbt. Selbst wenn er einen Namen hat.

Schon gar nicht dann, wenn ich eine halbe Sekunde vorher einen Namen zu dem Charakter höre. Wie in Final Fantasy XVI. 

Aber das Spiel hat den Totalausfall gerade noch verhindert. Der Tote interessiert mich zwar noch immer kein Stück, genauso wenig wie die meisten anderen (wenn sie denn tot sind). Mit Clive haben wir einen Protagonisten, der tatsächlich auf die Geschehnisse reagiert und auch mal leidet. Besonders eine Szene kurz vor Ende des Demoabschnitts hat mich sehr beeindruckt. Die Animationen und das Voice Acting sind richtig toll geworden. Ich leide vielleicht nicht besonders viel durch die sterbenden Charaktere, doch mit Clive kann ich mitfühlen. Auch wenn das noch lange nicht so wehtut wie Crisis Core – Final Fantasy VII – Reunion. Das hat mich emotional richtig mitgenommen.

Mundgeruch

In der Demo zu Final Fantasy XVI gibt es allerdings zu viele Abschnitte, die für mich zu gewollt „erwachsen“ wirken. Dann sterben da eben irgendwelche Leute. Dann werden da eben Leute verletzt. Dann ist da halt überall Blut. Wer mit wem ins Bett steigt (oder eben nicht), will ich auch nicht wissen. Aber darüber kann ich hinwegsehen. Schade ist einfach, dass Final Fantasy XVI durchaus auf eine Art ernst sein kann, die ich dem Spiel abnehme. Wenn Clive verzweifelt zusammenbricht. Wenn sein Bruder unter immensem Druck steht. 

Vielleicht nicht gerade, wenn ein Monster mit Mundgeruch richtig fies sein soll, ich es aber als wiederkehrenden, teils eher einfachen Gegner kenne. Okay, es war richtig fies, aber ich hatte auch gerade erst angefangen und dank Lies of P gedacht, ich könne nicht ausweichen. Stattdessen habe ich nur die falsche Taste benutzt. Kommt davon, wenn man zwei Demos kurz nacheinander ausprobieren muss. Deshalb habe ich den Kampf mit wenig Energie und vorsichtigem Vorgehen gerade so überstanden. Das war tatsächlich ganz lustig, auch wenn das Monster vielleicht ein wenig zu viell Lebenspunkte hatte. Aber mit Ausweichen hätte ich das wesentlich besser hinbekommen.

Zeitige Aktionen

Überhaupt, das Kampfsystem. Ich hatte ursprünglich kaum Bedenken, auch wenn ich wusste, dass es nicht ganz wie FFVII Remake oder Crisis Core Reunion wird. Vor ein paar Tagen habe ich dann gelesen, dass das Team von Kingdom Hearts irgendwie an etwas beteiligt sei, das mit den Kämpfen zu tun hat.

Die Flashbacks zu Kingdom Hearts III waren nicht gerade heitere Erinnerungen. Und ich will nun niemandem etwas unterstellen, aber ich fühlte mich tatsächlich an Kingdom Hearts III erinnert. Besonders, weil ich einhändig kämpfen konnte, während ich mit der anderen Hand den Trinkhalm in meinem Eiskaffee stabilisierte. Selbst die zusätzlichen Kämpfe mit mehr Esperfähigkeiten haben mich nicht mehr herausgefordert, sobald ich wusste, wie ich ausweiche. Insgesamt haben mir die Kämpfe in der Demo aber doch etwas mehr Spaß gemacht. Ich hoffe nur, sie bleiben nicht so anspruchslos, das die einzige Herausforderung ist, wegen der hohen Lebenspunkte der Gegner nicht einzuschlafen.

Zudem habe ich im zweiten Abschnitt die als Accessoires eingebundenen Zugänglichkeitsoptionen ausprobiert. Wer schlecht ausweichen kann, sollte firm in QTEs sein. Wer ganz passabel den richtigen Knopf schnell genug drückt, kann sich dafür das Kämpfen vereinfachen und wird kaum noch Schaden nehmen. Auch nicht von Gegnern, die außerhalb des Blickfelds sind. Ob das hilft, sei mal dahingestellt, aber für mich war das zumindest lustig. 

Verschiedene Esper verleihen Clive zudem verschiedene Fähigkeiten. Zum einen gibt es unterschiedliche elementare Angriffe, die bisher nicht wichtig sind, und mindestens einen Block, den ich nur versehentlich eingesetzt habe. Zum anderen kann er beispielsweise mit seiner Standard-Esper die Distanz zu Gegnern schnell überbrücken. Äußerst praktisch. 

Die Kämpfe Esper gegen Esper dagegen sind zwar halbwegs bombastisch inszeniert, aber zumindest in der Demo so anspruchslos, dass sie einfach zu langatmig sind. Einer der Kämpfe hatte wenigstens noch etwas Story zu bieten.

Flashbacks

Flashbacks hatte nicht nur ich im Bezug auf Kingdom Hearts. Auch Clive erinnert sich wohl gern an Dinge. Oder, na ja, vielleicht nicht ganz so gern. Gerade bei der einen Passage aus seiner Jugendzeit, die kurz nach Beginn des Spiels stattfindet.

Furchtbar albern ist dabei, dass der Endzwanziger Clive bewusstlos wird und ich daraufhin den Jugendlichen spiele, der zum Ende seines Abschnitts bewusstlos wird. An was er sich dabei wohl erinnert? Aber an dieser Stelle ist die Demo bedauerlicherweise zu Ende. Ich freue mich schon darauf, wenn Clive im kompletten Spiel ständig bewusstlos wird und wir so durch die Zeitebenen hopsen. Auch wenn das natürlich nicht besonders förderlich für die Gesundheit ist. 

In Clives Jugend fängt auch das Kampftutorial von Final Fantasy XVI statt. Es ist sehr tutorial, aber durch den Kampfmeister und das Publikum lockert sich der Abschnitt etwas auf. Außerdem führt die gesamte Szene auch sehr schön die besonderen Fähigkeiten von Clives Bruder Joshua ein. Genau wie bestimmte Charakterbeziehungen. Auch wenn eine kaltherzige Blondine im gesamten Demoabschnitt auch schon gereicht hätte. 

Ein wenig an das Spielgefühl von Death Stranding konnte Final Fantasy XVI auch anknüpfen. Keine Sorge, es geht nicht um das schleppe von Gepäck. Stattdessen benutzt jetzt endlich wieder ein Titel deutlich spürbar die Features des Controllers. In Szenen spüre ich Schritte! Auch sonst vibriert der Controller gern unterschiedlich (besonders spürbar ist der Kontrast zu Lies of P). Die Trigger überzeugen mich ähnlich wenig wie in Horizon Forbidden West, aber das ist auch in Ordnung.

Und nun?

Also schließen wir daraus: Final Fantasy XVI bietet pseudoerwachsenen Cringe-Inhalt und ein anspruchsloses Kampfsystem, also weg damit.

Nun ja. Final Fantasy XVI ist zwar der Teenager, der sich mit 16 schon für erwachsen hält, aber nicht nur. Da sind auch die lockeren Szenen wie das Kampftutorial und überzeugend ernste Szenen. Da sind die kleinen Details, die mein Herz erfreuen. Bisher überwiegen sie die Szenen, die geradezu „Schaut her, ich bin so erwachsen, ich töte diese Personen, die niemanden interessieren!“ schreien. Es gab auch nicht viele Momente, in denen zwei Charaktere beinahe übereinander hergefallen sind, aber während die eine wenigstens kalkuliert wirkte, kam die andere gefühlt aus dem Nichts.

Aber ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt so viel schreibe. Das einzig wichtige Argument habe ich ja noch gar nicht erwähnt: Torgal. 

Bestes Hundi. Dem nehme ich auch nicht übel, dass er ganz offensichtlich teleportieren kann, wenn ich nicht hinschaue.

Final Fantasy XVI: Torgal ist der beste Junge.

Nachdem ich die Demo beendet hatte, hatte ich sofort Lust, weiterzuspielen. Nicht wegen der schwachen Momente, natürlich. Aber die Charaktere sehen einfach toll und sehr expressiv aus, das Voice Acting überzeugt weitgehend. Zudem sind die guten Momente in der Demo mal locker-amüsant, mal ernst, ohne bloß grau und freudlos zu sein. Den Kämpfen mangelt es zwar bisher ein wenig an Anspruch, aber davon abgesehen, hatte ich schon Spaß mit ihnen.

Jetzt, mit ein paar Tagen Abstand, möchte ich Final Fantasy XVI noch immer spielen. Aber nicht mehr ganz so dringlich. Das wird bestimmt ein gutes Spiel, wahrscheinlich sogar ein sehr gutes. Das ist es auch in ein paar Wochen noch. Andere Titel warten viel länger darauf, von mir gespielt zu werden. Auf die habe ich auch Lust.

Ganz zu schweigen von der Demo zu Sea of Stars, die seit Monaten darauf meiner Switch dümpelt. Ob mein Demo-Fieber wohl noch etwas anhält?

Angespielt auf PlayStation 5.