Lies of P (Angespielt)

Ich müsste lügen, würde ich behaupten, eingefleischter Soulsfan zu sein. Meine Erfahrungen mit 3D-Souls(-likes) beschränken sich auf Dark Souls und den Charaktereditor von Elden Ring.

Da bereits ein großer Titel der knallharten Lorespektakelspiele auf meiner Platte ruht (obwohl ich fast behaupten würde, ein erstellter Charakter zählt als durchgespielt), hat Elden Ring eigentlich den Vorrang. Im Auge habe ich eigentlich eher Titel wie Another Crab’s Treasure, das irgendwann einmal erscheinen wird. Ich meine, Souls als Krabbe? Und so bunt! Außerdem fand ich The Last Hero of Nostalgaia schon interessant, ehe ich Dark Souls überhaupt besaß. (Na gut, eher wegen des Humors und weil ich wohl eine Referenz zu Breath of the Wild in einem Trailer gesehen habe, an die ich mich nicht mehr erinnere.)

Spontan habe ich mir allerdings etwas anderes angeschaut. Kürzlich erschien eine Demo zu Lies of P, das nach derzeitigem Plan im September erscheinen soll. Trailer haben mich nie besonders interessiert, aber die Demo ist schließlich kostenlos. 

Puppen können nicht lügen

So viel wusste ich zumindest bereits. Trifft sich gut, denn dieses Vorwissen galt als vorausgesetzt. Andernfalls wäre es noch merkwürdiger gewesen, wenn auf einmal der Protagonist lügen muss, damit man ihm abnimmt, dass er keine Puppe sei. Vielleicht kann eine Puppe auch keinen Menschen verletzen, aber das kann ich ohne weitere Infos nicht feststellen, schließlich soll die Spielfigur ja eine Puppe sein. 

Eine ganz besondere sogar. Keine Massenware, die sich wie wiederkehrende Gegner niedermetzeln lässt. Geradezu ein Meisterwerk, persönlich gefertigt von Puppenmeister Geppetto. Pinocchio eben. Besonders, wie er ist, kann er auch als Puppe lügen.

Das klingt nicht sehr nach Pinocchio, wie ich ihn kenne (zugegeben, vorwiegend aus Shrek). Besonders hölzern sieht dieser Pinocchio auch nicht aus. Abseits seines linken Armes nicht einmal mechanisch. Denn die Puppen sehen hier allgemein eher wie rudimentäre Roboter aus und werden von einer Substanz namens Ergo angetrieben. 

Eigentlich war ich vor allem deshalb nie wirklich an Lies of P interessiert. „Pinocchio“ sieht aus wie ein Junge mit metallenem Arm. Wo ist da die Puppe? Okay, die Animationen sehen teils merkwürdig aus, aber das muss keine Absicht sein.

Zudem kann der Junge problemlos lügen. Behaupten, er sei ein Mensch (ich bin nicht ganz überzeugt, dass er keiner ist). Solange das ausreicht, um als Mensch durchzugehen, warum sollte er sich dann wünschen, ein echter Junge zu werden? Gut, vielleicht wird das noch erklärt, aber so weit bin ich nicht.

Vom Bahnhof ins Hotel – bin ich hier im Urlaub?

Die Demo beginnt in einem Waggon und führt durch ein Bahnhofsgebäude mit den bekannten Abkürzungen (von einer Seite verschlossene Türen; hochgezogene Leitern folgen). Bahnhofsvorsteher sind Puppen, die mit ihren Kellen angreifen und ziemlich träge sind. Ein paarmal mit der Waffe angepikt, liegen sie schon am Boden. 

Der erste größere Gegner hält schon etwas mehr aus. Nicht tragisch, dass ich mehrere Anläufe gebraucht habe. Allerdings fiel mir da so richtig etwas auf, das mich am Kampfsystem stört. Die besondere Superpuppe bewegt sich zwar an sich schnell, aber gefühlt habe ich einen riesigen Delay zwischen Knopfdruck und Bewegung des Charakters. Unabhängig davon, ob er in einer anderen Animation steckt oder irgendwo steht. Blocken kann ich eh nicht, aber auch das Ausweichen hat so oft nicht so gut funktioniert, wie ich es gern gehabt hätte. Immerhin heilt sich die Puppe schnell und Angriffe füllen das Heilmittel sogar wieder auf. 

Fast noch nerviger ist der Fokus. Keine Einstellung hat dafür gesorgt, dass Pinocchio den nächsten Gegner zuverlässig anvisiert hat, nachdem er einen besiegt hat. Auch die standardmäßig eingestellte Funktion, in Richtung eines Gegners anzugreifen, funktioniert nicht. Teils dadurch, dass Gegner auf dem Bildschirm anvisiert werden sollen anstelle von Gegnern, die eben im Umfeld der Spielfigur sind. Natürlich kommen die oft von hinten. Oder von der Seite außerhalb des sichtbaren Bereichs. Getroffen wird Pinocchio zwar nicht gleich, aber selbst angreifen ist so auch unnötig unkomfortabel.

Nach einem kleinen mechanischen Boss, für den ich nicht allzu viele Versuche brauchte, geht es ins Hotel. Eintritt für Puppen verboten. Also muss ich lügen, um doch hinein zu gelangen. Hinterher sagt man mir dann, Puppen können nicht lügen, also bin ich ein Mensch. Fast so einfach, wie ins Internet zu kommen!

Sternengucker

Ein kleines Gespräch folgt, außerdem kann ich mit ein paar weiteren Charakteren sprechen. Irgendwo finde ich einen Text, der beschreibt, wie unheimlich bedrohlich das Hotel doch sei. Ich quatsche mit einer alten Frau und verlasse das Hotel erst einmal in der falschen Richtung, ohne dass etwas passiert. Die Butlerpuppe im Hotel ist mir allerdings ein wenig suspekt. 

Die soulsschen Feuer sind hier sogenannte Stargazer, mechanische Apparaturen, mit denen ich mir nicht wirklich die Sterne anschaue. Weil Ladezeiten bei Schnellreise so schön sind, kann ich auch nicht an jedem Stargazer aufleveln. Jedenfalls hat man mir gesagt, ich könne weiter aufleveln, aber ich hatte keine Lust, durch die Gegend zu springen und wieder zurück.

Es folgt eine Passage mit Gassen und engen Wohnungen. Eigentlich recht interessant, wenn auch sehr unrealistisch, dass da genau dieser eine Weg existiert.

Ein Gegner aus einer Ecke überrascht mich tatsächlich, obwohl ich wusste, dass er dort auftauchen müsste. Er treibt mich rückwärts durch einen Türrahmen und in einen Abgrund. Hurra. Wenigstens erwartet mich mein Ergo oben.

Neuer Versuch, ich gelange an einen schmalen Steg, den ich am liebsten gar nicht überqueren würde. Von der anderen Seite aus sehe ich ein Item an der Hauswand leuchten, aber das wird schon nicht so wichtig sein.

Wie es sich für ein Soulslike gehört, sterbe ich zwischendurch noch einmal an irgendetwas. Keine Ahnung, was es war, aber das ist ja auch nicht weiter wichtig. Ich muss schließlich nur wissen, wo ich mein Ergo aufsammeln kann.

Kurz darauf geht es für mich erneut über den schmalen Steg. Geschickt ein paar Angriffen entgehend, gelange ich auf die andere Seite. Doch dort bleibe ich nicht lange. Ein Angriff drängt mich zurück und ich lande am Abgrund. Meine Handvoll Nichtseelen sind futsch.

Aber es geht mir gar nicht um die Anzahl. Aber wieso muss ich denn unbedingt Fortschritte durch Stürze verlieren? Das hat mich in Horizon Zero Dawn schon über die Maßen genervt.

Während ich so im Straßengraben liege, über mir der Sternenhimmel, gleitet eine Erkenntnis auf Engelsschwingen zu mir hinab. Na gut, eigentlich geht alles ganz schnell bis auf die doch ein wenig spürbaren Ladezeiten mit für die Demo unnützen Tipps.

Jedenfalls wird mir etwas klar: Ich muss nicht weiterspielen.

Frustrierende Bosskämpfe sind eine Sache (da gab es ein Duo in Dark Souls, das mich mit seiner Unübersichtlichkeit furchtbar geärgert hat). Kanonenfutter, das meine Unaufmerksamkeit ausnutzt, ist auch in Ordnung. Aber wenn ich in einem Spiel mit Kampffokus meine Erfahrungspunkte dadurch verliere, dass ich irgendwo anderthalb Meter herabfalle, dann ermüdet mich das. 

Wenn dann noch die Puppe aussieht wie ein Mensch mit mechanischem Arm, die deutschen Texte eher zweckmäßig als überzeugend übersetzt sind und das Gameplay sich anfühlt wie mit einer Stunde Input Delay, dann muss ich mich nur daran erinnern, dass ich eine Demo spiele.

Die soll mir ja zeigen, ob mir das Spiel zusagt. 

Gut, blind gekauft hätte ich mir Lies of P so oder so nicht. Aber wenn, dann würde ich mich von ein paar Fehltritten nicht unterkriegen lassen. Aber das bisschen Content, das die Demo vielleicht noch bieten mag, interessiert mich auch gar nicht mehr. 

Also, weg damit. Gute Demo. Jetzt ist jede nicht vorhandene Lust meinerseits auf Lies of P vergangen.

Zeit für eine neue Demo, wenn die PS5 schon läuft. (Na gut, ich habe sie noch einmal eingeschaltet.) Final Fantasy XVI soll endlich mal ein richtig „erwachsenes“ Final Fantasy sein. Na, schlimmer als Lies of P kann das wohl kaum werden. Hoffentlich habe ich mich Anfang des Monats nicht zu früh darauf gefreut.

Angespielt auf PlayStation 5.