Lil Gator Game (Review)

Als die Top 100 3D Jump & Run-Reihe begonnen hat, habe ich eine Einteilung in drei Subgenres vorgenommen, Collectathon, Performance und Präzision, abhängig davon, welche Schwerpunkte das Spiel hinsichtlich seiner Aufgabengestaltung nimmt. Zwischenzeitlich hat sich das Genre allerdings ein wenig gewandelt, denn beginnend mit Lil Gator Game, aber schon nächstes Jahr auch mit Mail Time findet ein neuer Spielstil Einzug ins Genre, das Cozy Game. Ursprünglich als Bezeichnung für Lebenssimulationen verwendet, werden Atmosphäre und Designziele mittlerweile auch auf 3D Jump & Runs übertragen.

In Lil Gator Game schlüpft man in die Rolle eines kleinen Alligators, den man selbst benennen muss – in meinem Fall Croc und der Einfachheit halber werde ich ihn auch im Folgenden Croc nennen – der mit besonderer Vorliebe mit seiner älteren Schwester Abenteuerspiele spielt. Croc spielt in diesem über die Jahre immer fortgesetzten Spiel einen Helden mit Schild, Schwert und grüner Mütze und seine Schwester überlegt sich immer neue Abenteuer für den Helden. Eines Tages jedoch kann Croc seine Schwester partout nicht für ein Spiel begeistern. Stattdessen möchte seine Schwester für die Universität lernen.

Das kann Croc allerdings keineswegs akzeptieren und so macht er sich auf, seine Schwester ganz besonders zu beeindrucken, um sie so doch noch für das Spiel zu gewinnen. Hierzu muss Croc so viele Freunde wie möglich gewinnen, die ihm dabei helfen sollen, den Spielplatz zu einer echten Abenteuerwelt auszubauen. Als Croc muss man nun also über die große Insel, auf der man lebt, reisen und allen Leuten, denen man begegnet und die um Hilfe bitten, helfen, um sie als Freunde zu gewinnen. Dazu kann Croc laufen, springen, schweben, rutschen und mit seinem Holzschwert angreifen. Die Sprungmechanik ist leider ziemlich floaty, da die Sprungpassagen im Spiel äußerst simpel sind, erwächst sich das aber nicht zu einem großen Problem für den Spielfortschritt.

Die Aufgaben, die die anderen Tiere in der Spielwelt stellen, sind konzeptionell sehr simpel gestrickt. Der Großteil der Aufgaben besteht darin, eine gewisse Menge an Pappaufstellern zu zerstören, hinzu kommen aber auch Aufgaben, in denen man einen bestimmten Move präsentieren oder einen Parcours absolvieren soll. Allen Aufgaben gemeinsam ist, dass sie keine signifikanten Ansprüche an den Spieler stellen, sondern eher Fleißcharakter haben. Von herausragender Bedeutung sind drei dreiteilige etwas komplexere Aufgaben, bei denen man jeweils eine ganze Gruppe von Freunden für seine Sache gewinnen kann.

Um das Spiel durchzuspielen, muss man diese komplexeren Aufgaben komplett erledigen. Hingegen ist es nicht notwendig, alle anderen Personen im Spiel als Freunde zu gewinnen. Als ich das Spiel abgeschlossen habe, hatte ich gerade einmal ca. 70% der möglichen Freunde gewonnen. Man kann allerdings auch nach Ende der Geschichte noch weitere Freunde für den Spielplatz hinzugewinnen und so weitere kleine Geschichten erleben. Wer die Spielwelt besonders genau durchkämmen möchte, kann zudem versuchen, alle Pappaufsteller der Insel zu zerstören. Auch hierzu wird am Ende des Spiels ein Fortschrittswert angezeigt und ich hatte zum Spielende gerade einmal in Drittel der Pappaufsteller zerstört.

Während spielerisch die Aufgaben der verschiedenen Freunde sehr schlicht sind, haben die Entwickler sich viel Mühe gegeben, jeder Figur einen eigenen Charakter und eigene Wünsche zu geben. Dadurch, dass das Spiel konfliktfrei ist und man durchweg damit befasst ist, anderen zu helfen, hat Lil Gator Game eine sehr positive Grundatmosphäre. Verstärkt wird das durch eine malerische Optik und eine sehr gemütliche Hintergrundbeschallung, die in meinen Ohren aber einen ziemlichen Dudelcharakter hat.

Lil Gator Game ist ein entspanntes, freundliches und positives Spiel, das sich große Mühe gibt, eine verspielte Atmsophäre zu schaffen. Als Kombination des Cozy-Spielkonzepts mit Jump & Run-Mechaniken ist es gut gelungen, wer aber knifflige oder auch nur kreative Platforming-Sequenzen sucht, ist hier fehl am Platz. Die Dialoge im Spiel sind niedlich, formen ihrerseits aber natürlich keine sehr tiefe Geschichte. Dem Spiel gelingt es aber, seine Stimmung und die gewünschten Emotionen zu transportieren.

Vielen Dank an Playtonic Friends für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.