Catmaze (Review)

Mögt ihr Katzen? Nein, es geht hier ausnahmsweise einmal nicht um Stray. Stattdessen habe ich mich an einen kleinen, slawischen Metroidvania-Platformer herangewagt. Im Grunde hat mich schon der Titel überzeugt, also musste ich nicht lange überlegen, ob ich Catmaze spielen möchte.

Protagonistin ist die junge Hexe Alesta , die auszieht, um ihre Mutter zu retten. Vorausgesetzt, sie lässt sich unterwegs nicht von den vielen Personen ablenken, die ebenfalls ihre Hilfe brauchen (okay, ich habe mich ablenken lassen, sie kann nichts dafür. Aber wir helfen glücklicherweise beide gern). Unterwegs trifft sie auch auf viele nicht-menschliche Gestalten, die aus der slawischen Mythologie stammen. Dementsprechend waren sie mir vorher nicht bekannt, allerdings werden alle Charaktere ausreichend eingeführt, so dass nur vereinzelte ähnlich klingende Namen für etwas Verwirrung sorgen.

So stand mir nichts im Wege, gemeinsam mit Alesta in eine unbekannte Welt einzutauchen und nach einem Weg in die Totenwelt Nav zu suchen, die von der Gottheit Veles beherrscht wird. Auf der Reise retten wir auch die eine oder andere Katze und lernen sogar, mit ihnen zu sprechen. Ist das nicht wunderbar?

Katze!
Der richtige Weg

Bei einem Metroidvania habe ich immer ein bisschen die Befürchtung, mich komplett zu verirren und den weiterführenden Weg nie wiederzufinden. Orientierung ist einfach nicht meine Stärke und in Hollow Knight bin ich teilweise mehrfach die komplette bereits aufgedeckte Karte abgelaufen. Auch in Souldiers habe ich in einzelnen Dungeons bisweilen Räume wieder und wieder besucht, bis ich herausgefunden habe, wie ich weitere Fortschritte erzielen kann.

Anders in Catmaze. Natürlich finden sich auch hier die für Metroidvania typischen Barrieren und Hindernisse, die neue Fähigkeiten verlangen. Sie werden auch nicht auf der Karte angezeigt, aber es gab wenig Momente, in denen ich Markierungen vermisst hätte. Eigentlich nur kurz vor Spielende, als ich verschiedene Orbs für mehr Lebensenergie und Mana gesucht habe, aber dafür gibt es eine andere Hilfestellung. Vereinzelt verbergen sich auch zerbrechliche Wände, bis auf eine habe ich allerdings alle selbstständig gefunden (ich bin ein wenig stolz auf mich).

Nahkampf bringt hier nichts.

Im normalen Spielverlauf treffe ich in Catmaze jedoch nur selten auf vermeintliche Sackgassen. Eine gesunde Mischung aus freier Erkundung und Fragezeichen-Markierungen auf der Karte sorgt für die Sicherheit, jederzeit nachschauen zu können, in welcher Gegend noch etwas zu finden ist. Dabei muss es nicht um Fortschritte in der Hauptquest gehen, sondern auch um Nebencharaktere, die Hilfe benötigen. Das ist vor allem deshalb hilfreich, weil Alesta zwar in ihrem Tagebuch notiert, was sie in Erfahrung gebracht hat. Die vielen Texte lassen sich jedoch nicht schnell nach der richtigen Information durchsuchen und sind im Deutschen zudem nicht immer verständlich.

Du, Sie, Ihr

Es ist noch in Ordnung, wenn ein Spiel mich unvermittelt siezt, auch wenn sich daran ablesen lässt, woher die Übersetzung stammen dürfte. Oder wenn ich meinen Spielstand „hochladen“ muss, nachdem Alesta gestorben ist (wobei übrigens alle Fortschritte seit dem letzten manuellen Speichern verloren gehen). Durch den Kontext wird klar, was gemeint ist.

In den vielen Dialogen, die die Geschichte erzählen, sieht das jedoch anders aus. Regelmäßig werden Pronomen vertauscht, was es bisweilen schwierig macht, nachzuvollziehen, von welcher Person gerade gesprochen wird. Manche Sätze sind einfach nur holprig, während andere kaum zu verstehen sind. Einzelne Textstellen sind sogar auf Französisch oder Spanisch, glücklicherweise aber eher an Stellen, an denen aus dem Kontext klar wird, was passiert. Auch wenn ich dadurch beim ersten Mal nicht wusste, dass die grüne Kugel, die ich gefunden habe, Alestas maximale Energie erhöht, weil mich der französische Text so irritiert hat.

Daher möchte ich nach Möglichkeit davon abraten, das Spiel auf Deutsch zu spielen. Zwischendurch habe ich auf Englisch umgestellt und auch einige Tagebucheinträge erneut gelesen. Zumindest in Bezug auf grammatische Fehler sind die englischen Texte wesentlich angenehmer zu lesen.

Sehr chaotisch, aber ohne größere Verständnisprobleme, ist die Bezeichnung einer der Figuren in Catmaze. Sie wird häufig erwähnt und immer wieder unterschiedlich bezeichnet. Bayn die Katze, Bayn the Cat, Cat Bayn, Bayn Katze und Bayn Cat wird sie genannt. Ich glaube, es ist eine Katze, die Bayn heißt, aber ganz sicher bin ich mir nicht. Zudem haben einige kleinere Nebenfiguren englische Bezeichnungen oder solche, die keinen Sinn ergeben.

Kämpfe gegen Monster

Auf ihrer Reise trifft Alesta natürlich auch auf Gegner. Wandelnde Pilze im Wald, Fledermäuse, düstere Geister. Alesta selbst greift nicht an, dafür hat sie ihre Verwandten (im Englischen familiars). Jeweils einen für Nah- und Fernkampf kann sie direkt nutzen, wobei der Fernkampf Mana benötigt. Insgesamt kann sie zwölf Begleiter sammeln, die teilweise völlig optional sind.

Da unten verbirgt sich einer meiner zukünftigen Begleiter! Wie soll ich ihn nur erreichen?

In erster Linie sind die Begleiter zum Kämpfen da, teilweise werden sie aber auch in Rätsel eingebunden, etwa wenn der spinnenartige Begleiter durch einen schmalen Spalt laufen muss, um einen Schalter zu betätigen. Andere Rätsel sind nicht ganz so eindeutig, allerdings auch nie so komplex, dass ich länger an einer Stelle festgesteckt hätte.

Zudem sammelt Alesta unterwegs unterschiedliche Amulette ein, die sie aufleveln kann. Die Stufe gilt dabei für alle Amulette zugleich und beeinflusst die maximale Angriffsstärke der Begleiter. Dafür sammelt Alesta kleine weiße Kugeln ein, die Stufe sinkt jedoch mit jedem Treffer, den sie einsteckt.

Während die normalen Gegner meist schnell besiegt sind (sofern ich ihnen nicht einfach aus dem Weg gehe), sind die Bossgegner durchaus fordernd. Alesta kann sich nur laufend und springend außer Reichweite von Angriffen begeben. Meistens geht das, wenn man erst einmal das gegnerische Angriffsmuster verstanden hat. Etwas einfacher wird es, sobald sie den Doppelsprung beherrscht.

Für die meisten Bosse habe ich dennoch mehrere Versuche gebraucht. Unpraktisch ist dabei, dass Alesta nach einem Tod wieder am letzten Speicherbrunnen mit Katzenmotiv landet. Die Wege sind nicht weit und die Speicherpunkte großzügig verteilt, aber durch die Dialoge vor den Kämpfen muss man sich erneut drücken.

Fähigkeiten

Alesta erlangt wenige neue Fähigkeiten auf ihrer Reise (aber sie gewinnt viele Freundschaften). Sie wird stärker und schneller, aber es sind meist neue Begleiter, die neue Wege freischalten. Auch dadurch trifft sie nicht oft auf Barrieren, die sie zum Umkehren zwingen. Insgesamt bleiben ihre Fähigkeiten also sehr reduziert, gleichzeitig reichen sie für den Spielumfang auch völlig aus. Auch wenn unterschiedliche Fähigkeiten unterschiedlich wichtig sind, sind alle an mehreren Stellen erforderlich. Zwar ist Alestas Steuerung etwas ungenau, allerdings werden präzise Sprünge selten gefordert. Nur das Herunterspringen von halbdurchlässigen Plattformen funktioniert nicht besonders zuverlässig.

Zwischendurch hätte ich mir manchmal eine freiere Schnellreise-Option gewünscht, allerdings gibt es über die ganze Karte verteilt Harpyien-Nester, zwischen denen Alesta reisen kann, und eine Möglichkeit, zum letzten Speicherpunkt zu reisen. Letzteres allerdings nicht beliebig oft, weshalb ich zu sparsam damit umgegangen bin und so manches Mal auf dem Rückweg zu einem Speicherpunkt gestorben bin. Das ist allerdings weniger ein Kritikpunkt an Catmaze, sondern mein persönliches Problem.

Fazit

Der mythologische Hintergrund im Design der Welt und der Charaktere von Catmaze ist spannend. Der Ein-Personen-Entwickler Redblack Spade verbindet verschiedene slawische Gestalten zu einer warmherzigen Geschichte, deren wahres Ende mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Selbst die Bossgegner haben ihre eigenen Geschichten, die teilweise eng zusammenhängen.

Freies Erkunden ist genauso möglich wie der Fokus auf Quests durch Markierungen auf der Karte. Die einzigen Momente, die den flüssigen Fortschritt etwas hemmen, sind die überraschend kniffligen Bosskämpfe und vereinzelte Stellen, an denen man aufgrund begrenzter Heilmittel vielleicht doch vor dem nächsten Katzenbrunnen stirbt. Das Gameplay bietet keine besonderen neuen Ideen, ist jedoch abseits der schwammigen Steuerung solide umgesetzt. Wer an einer ungewöhnlichen Sagenwelt interessiert ist, dem möchte ich Catmaze sehr ans Herz legen, die englische Sprache würde ich allerdings eher empfehlen als die miserablen deutschen Texte.

Außerdem: Katzen!

Herzlichen Dank an Ratalaika Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.