Sonic 3D Blast (Review)

Gemeinhin wird zwar Sonic Adventure als 3D Debüt des blauen Igels gehandelt, doch schon einige Jahre zuvor war Sega daran interessiert, Sonic mehr Tiefe zu verleihen. Das erste Spiel, das Sonic volle dreidimensionale Bewegungsfreiheit zugestanden hat, war dann auch sein letztes Mega Drive-Abenteuer Sonic 3D Blast von Traveller’s Tales. Aus einer isometrischen Perspektive gespielt kann Sonic in diesem Spiel erstmals in alle Himmelsrichtungen laufen und zusätzlich springen. Dass Sonic 3D Blast nicht zur Blaupause für spätere 3D-Abenteuer wurde, ist in Anbetracht der Qualität des Spiels allerdings hoch erfreulich.

Sonic 3D Blast wirkt auf den ersten Blick in der Tat wie eine 3D Konversion der Sonic-Formel. Sonic bewegt sich relativ zügig, hat seinen bekannten Spin Dash Move mit dabei – der jetzt allerdings, da man sich nicht mehr ducken kann, indem man das Steuerkreuz nach unten drückt, auf einem eigenen Knopf gelegt – und auch der optische Stil ist eng an die Mega Drive-Klassiker angelehnt. Allerdings ist die Spielmechanik alles andere als gut umgesetzt. Sonic schlittert durch die Level als wäre er auf Eis, was die Hüpfpassagen unnötig frustrierend gestaltet. Hinzu kommt, dass die Perspektive keine Hilfsmittel bietet, um Sonics Position im Raum zu bestimmen. Das hat zur Folge, dass bei Sprüngen über Plattformen in der Luft Trial and Error an der Tagesordnung ist. Das Leveldesign nimmt auf die optischen Einschränkungen der vorgerenderten 3D Grafiken aus starrer Perspektive keinerlei Rücksicht.

Wer bei einem Sonic-Spiel arcadiges Gameplay und hohe Spielgeschwindigkeit erwartet, wird bei Sonic 3D Blast aber schnell eine Überraschung erleben, denn in diesem Spiel geht es nicht etwa darum, schnell das Levelziel zu erreichen. Stattdessen muss man in mehreren Abschnitten zunächst eine Reihe von blauen Vögeln, Flickies genannt, retten, indem man alle Gegner im Areal tötet und dann die Flickies am Zielring des Abschnitts abliefern. Fehlt auch nur ein Flicky, kann man nicht zum nächsten Abschnitt vordringen. In der Konsequenz ist der ganze Spielablauf darauf ausgelegt, die verwinkelten Gassen der Level abzulaufen um alle Gegner zu finden. Die Kämpfe gegen die Gegner sind ziemlich unspektakulär, aber immerhin hat das zur Folge, dass man sich auch nicht allzu oft in der Situation wiederfindet, von einem der kleinen Gegner zur Strecke gebracht zu werden und dann den ganzen Abschnitt von vorn spielen zu müssen.

Nichtsdestotrotz ist das Konzept außerordentlich ermüdend und sorgt dafür, dass man ein ums andere Mal planlos durch das Level irrt, auf der Suche nach dem letzten Gegner, den man übersehen hat. Im Zusammenspiel mit der unangenehmen Steuerung ist das ziemlich nervig. Wer Sonic 3D Blast mit einem guten Ende abschließen möchte, sollte sich allerdings auf weitere Sucherei einstellen, denn neben den Flickies muss man dann auch die Chaos Emeralds einsammeln. Diese erhält man, indem man Sonics Freunde, die in den Levels versteckt sind, findet und ihnen genügend Ringe bringt, so dass man ein Bonuslevel betreten darf, in dem man sich durch das Sammeln von Ringen einen Chaos Emerald verdienen kann.

An dieser Stelle ist es sinnvoll, auf einen Versionsunterschied zwischen den verschiedenen Fassungen des Spiels zu verweisen. Neben der mittlerweile einzigen verbreiteten Version für das Mega Drive gibt es auch noch einen Port für Sega Saturn und den PC (nicht zu verwechseln mit der heutzutage erhältlichen Steam-Fassung, die eine Emulation der Mega Drive-Version ist). Die Saturn-Version und die PC-Version teilen sich verbesserte Tilesets mit höherer Farbtiefe, einen neuen Soundtrack und neue, farbenreichere und flüssigere FMV-Sequenzen. Der größte Unterschied ist allerdings, dass die Mega Drive-, Saturn- und PC-Fassung jeweils mit einem eigenen Satz Bonuslevels daherkommt.

Der generell beschriebene Ablauf ist überall gleich, aber während man in der Mega Drive Fassung mit Sonic über eine Brücke läuft um Ringe zu sammeln, bieten die Saturn- und PC-Version jeweils eine eigene Interpretation des Minispiels aus Sonic 2. Hierbei wird auch in der Tat Polygon-basierte 3D-Optik verwendet, ausschließlich auf dem Saturn ist selbst das Sonic-Charaktermodell in 3D gehalten. Die Minispiele des Saturns sind die besten, aber für alle drei Versionen gilt, dass die Bonuslevel besser sind als das Hauptspiel. Ob das die hohen Anschaffungskosten für die Saturn-Version rechtfertigen, ist allerdings höchst zweifelhaft.

Sonic 3D Blast ist ein ziemlich langweiliges Spiel, das sich obendrein sehr unangenehm anfühlt. Die Präsentation ist für sich genommen sehr ansprechend und sowohl Grafik als auch Soundtrack schaffen eine gelungene Atmosphäre. Das hilft aber leider überhaupt nicht, wenn das Leveldesign schon nach wenigen Minuten schlichtweg zu Tode langweilt und die Spielmechanik hakelig ist. Im Endeffekt ist Sonic 3D Blast selbst Serienfans kaum zu empfehlen.

Getestet auf GameCube.