Wonder Boy Collection (Review)

Wonder Boy hat nach einigen erfolgreichen Jahren auf den frühen Sega-Konsolen und in der Spielhalle erst vor einigen Jahren ein fulminantes Comeback gefeiert. Mit zwei Remakes und einem inoffiziellen Sequel konnten vor allem Metroidvania-Enthusiasten begeistert werden. Die Wonder Boy Collection erlaubt nun einen Blick auf die Ursprünge der Reihe und enthält vier der ersten Wonder Boy-Spiele in emulierter Form.

Die Präsentation des Hauptmenüs der Wonder Boy Collection ist erstaunlich schlicht. Es gibt zwar einige Hintergrundinformationen zu den enthaltenen Spielen und auch einen Credits-Bildschirm, doch handelt es sich hier um einfache halbtransparent-weiße Overlays über das Hauptmenü mit schlicht gehaltenem Text. Nun ist Schlichtheit nicht unbedingt ein Nachteil, in Anbetracht dessen, wie aufwendig vergleichbare ROM-Sammlungen präsentiert sind, ist es aber in jedem Fall auffällig. Erfreulich ist in dieser Hinsicht allerdings, dass man im Gegensatz zum Beispiel zur Sega Mega Drive Classics-Spielsammlung mit nur wenigen Klicks im Spiel landet.

Die Emulation der Spiele ist soweit ich die Spiele spielen konnte – hierzu später mehr – makellos. Es gibt keine optischen oder akustischen Probleme, das Spiel reagiert schnell und zuverlässig auf Steuerungseingaben und es gibt eine Vielzahl von Anzeigeoptionen, so dass jeder Spielertyp in dieser Hinsicht auf seine Kosten kommen dürfte. Die Steuerung lässt sich individuell für jedes Einzelspiel konfigurieren – meines Erachtens ist das auch insofern sehr gut, als dass die Standardsteuerung etwas unbequem ist – und auch hinsichtlich des Spielfortschritts wird jeder Komfort geboten. Die obligatorischen Savestates werden begleitet von der Option, nach einem Fehler großzügig zurückzuspulen. Bei den beiden Metroidvania-Spielen ist das keine große Erleichterung, doch die ersten beiden Wonder Boy-Spiele haben einen Arcade-Ursprung und besonders der erste Teil, der noch ein reines Jump & Run ist, wird durch diese Optionen bedeutend weniger frustrierend.

Spielerisch sind die Spiele trotz ihres fortgeschrittenen Alters – die ersten beiden Spiele sind noch für das Master System erschienen – sehr rund und machen eine Menge Spaß. Interessant ist, welch spielerische Vielfalt diese eigentlich recht lose zusammenhängende Reihe bietet. Von einem Jump & Run, das als Vorläufer der Autorunner-Spiele verstanden werden kann über eine Mischform aus Jump & Run und RPG hin zu zwei Metroidvania-Hüpfspielen macht die Reihe eine erstaunliche Entwicklung durch, bevor sie ihre heute bekannte Form erhalten hat.

Leider hat – ich möchte vorsichtig sagen bei mir, denn ich finde online keine weiteren Berichte über dieses Problem – sich bei der Wonder Boy Collection ein Bug eingeschlichen, der nicht nur äußerst unangenehm ist, sondern der Gesundheit meiner Nintendo Switch nicht gerade zuträglich war. Die Spiele in der Sammlung sind sämtlich im 4:3 Format entwickelt worden – wenig erstaunlich, da sie ursprünglich für Master System und Mega Drive erschienen sind. Der hierdurch entstehende Rand soll wohl mit schwarzer Farbe gefüllt werden. Allerdings ist es – trotz mehrfacher Installation und Neustarts – bei mir so, dass dieser Rahmen fehlerhaft arbeitet. In schneller Abfolge, meinem Augenmaß im Takt der Framerate, wechselt sich der schwarze Rahmen ab mit dem Hauptmenü des Spiels.

Das ist zunächst einmal vor allem potenziell gefährlich für Menschen mit Epilepsie, zum anderen hat sich gezeigt, dass der Nintendo Switch das auch nicht sonderlich gut bekommt: Nachdem ich den ersten Wonder Boy-Teil durchgespielt habe, wollte ich meinen Augen eine Pause gönnen, doch für die Nintendo Switch war das Leiden noch lange nicht vorbei, denn das exzessive Blinken hat den Switch-Bildschirm mehrere Stunden lang nicht losgelassen. Auch im Hauptmenü und in anderen Spielen hat nach der etwas längeren Spielsession das Blinken als Hintergrundbeleuchtung angehalten. Nach 12 Stunden war der Bildschirm zwar wieder im Normalzustand, doch hat das zur Folge, dass ich die weiteren drei Spiele leider nicht in der Collection durchspielen kann.

Dieser Bug wäre an sich ein Grund, dem Spiel eine rote Ampelwertung zu geben, da andere Kritiker und Spieler dieses Problem nicht zu haben scheinen, spreche ich daher einfach eine vorsichtige Warnung aus: Im Handheldmodus mit meiner Launch-Switch und aktueller Firmware ist dieses Problem konsistent aufgetreten, ich weiß nicht, ob es an der Hardwarekonfiguration liegt, ich kann aber sicher sagen, dass kein vergleichbares Problem bei anderen Nintendo Switch-Spielen auf dem gleichen Gerät auftritt. Insgesamt verzichte ich daher in diesem Review auf eine Wertung, verbleibe aber mit dem Fazit, dass die vier gebotenen Spiele eine lohnende Spielerfahrung und vorbildlich emuliert sind. Der Umfang der Sammlung ist im Vergleich zu anderen Sammlungen von Mega Drive-Klassikern eher gering, aber dafür sind die gebotenen Spiele für viel Unterhaltung gut.

Vielen Dank an Inin für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.