A Memoir Blue (Review)

Vor einiger Zeit habe ich A Memoir Blue in den Most Wanted März 2022 als meinen “typischen Artsy-Indie-Titel des Monats” bezeichnet. Und da das Spiel im Gamepass erscheinen sollte, habe ich mir fest vorgenommen, es sofort zu spielen. Doch “leider” hat sich unerwartet das neue Werk von From Software dazwischen geschoben und wirklich ALLES verdrängt. Nach anstrengender Elden-Platin gilt es nun also für mich einige Titel nachzuholen und als abstraktes Kontrastprogramm habe ich A Memoir Blue ausgewählt. Aber hat mich das künstlerische Werk von Cloisters Interactive (@cloisters_i) am Ende überzeugen können?

Erinnerungen unter der Oberfläche von A Memoir Blue

Der Titel von A Memoir Blue ist Programm. Wir begleiten eine junge Schwimmerin, die gerade ihren größten Turniertriumph erleben durfte. Doch allein in ihrem Appartement verfolgt sie die Erinnerung bis in ihre Träume. Sie durchlebt in der abstrakten Traumwelt noch einmal die Trennung ihrer Eltern sowie ihre Anfänge als Schwimm-Ass. 

Auf Gameplay-Ebene bleibt dabei das Spiel sehr simpel. A Memoir Blue ist ein 2D-Point’n’Click-Adventure, in dem wir lediglich einen Cursor steuern. Wir wandern gemeinsam mit der Schwimmerin durch die einzelnen Szenerien, die optisch sehr kreativ präsentiert werden. Hin und wieder hält das Spiel an, damit wir eine kurze Interaktion triggern oder Objekte manipulieren können. Die spielerischen Ideen halten sich hier leider in Grenzen, Rätsel oder andere Herausforderungen sind leider kaum vorhanden. Im Grunde sind die meisten Aktionen damit verknüpft, die Erinnerung weiter voranschreiten zu lassen.

Wunderschön, aber leider auch wundervoll öde

Screenshot aus A Memoir Blue mit 2D-und 3D-Artstyle
A Memoir Blue hat einige Bilder, deren Artstyles ungewöhnlich gut harmonieren können

Auf künstlerischer Ebene tobt sich das Studio hingegen mehr aus und sorgt für eine stimmige Ästhetik. A Memoir Blue schafft es mit seiner Verzahnung aus 3D-Umgebung und -Objekten sowie den vereinzelten 2D-Animationen einen Stil mit Wiedererkennungswert zu kreieren. Zudem ist Licht- und Schattenspiel der Szenen hübsch anzusehen und der weitestgehende Einsatz blauer Farbtöne unterstreicht das Traumelement des Wassers, welches sich durch das gesamte Spiel zieht.

Leider fehlt optisch trotz der eigenen Identität ein wirkliches Highlight, welches A Memoir Blue in dem Feld mit artverwandten Spielen wie Florence auf eine Ebene hievt. Es hilft dabei auch nicht, dass sich spielerisch der Titel ebenso wenig hervorhebt wie narrativ. Die Story rund um die junge Schwimmerin und ihre Vergangenheit wirkt sehr zahm und substanzlos. Die späteren Momente zwischen ihr und der Mutter stehen im Zentrum und wirken dennoch zu oberflächlich, um selber in Erinnerung zu bleiben. Ein Spiel wie Unpacking hat letztes Jahr bewiesen, wie sich eine so bodenständige Geschichte dennoch nicht dermaßen belanglos anfühlen muss.

Von allem ein bisschen…

…aber nichts wirklich bemerkenswert. Das könnte in einem Satz mein Fazit zu A Memoir Blue umreißen, denn überzeugen konnte mich das Spiel leider nicht. Das Gameplay und die Narrative funktionieren zwar, kratzen aber nur an der Oberfläche des jeweils Möglichen. Und die Ästhetik – wenn auch mein persönliches Highlight – mag zwar stimmig sein, aber kann in der Masse von Indietiteln nicht hervorstechen. Sicherlich ist die eine Stunde von A Memoir Blue keine Zeitverschwendung. Aber es ist keine Stunde, die lange in Erinnerung bleiben wird. Freunde von künstlerischen Titeln, die versuchen die Grenzen zwischen den einzelnen Elementen verschwimmen zu lassen, können einen Blick riskieren. Aber wenn vergleichbare Spiele wie Florence, Unpacking oder The Artful Escape noch auf euch warten, ist die Zeit dort wahrscheinlich besser angelegt. 

Gespielt auf Xbox Series X via Gamepass.