Demon Turf: Neon Splash (Review)

Drei lange Jahre war das Indie-Jump & Run Demon Turf in der Mache. Da ist es durchaus überraschend, wenn der zweite Teil gerade einmal vier Monate nach dem Erstling erscheint. Allerdings ist Demon Turf: Neon Splash, so der Name des Spiels, das – jedenfalls vorerst – unter den Konsolen nur auf Nintendo Switch verfügbar ist, kein klassisches Sequel. Stattdessen setzt der Titel auf ein kompakteres Design, das stark an Toree 3D und Toree 2 erinnert. Das heißt, dass man aus einem Menü strikt lineare Level auswählt, die auf Hochgeschwindigkeitsgameplay ausgelegt sind.

Wenngleich Demon Turf: Neon Splash im Optionsmenü die Möglichkeit anbietet, die Zwischensequenzen des Spiels zu überspringen, sollte man nicht mit einer ausführlichen Geschichte rechnen. In der Tat hat Demon Turf abseits einer kurzen Startsequenz nur im letzten Level zwei wenige Sekunden lange Sequenzen zu bieten, die dem Spiel einen Minimalrahmen bieten. Das ist allerdings kein Verlust, denn im Gegenzug konzentriert sich Demon’s Turf ganz auf sein zügiges Gameplay.

Mechanisch orientiert sich Demon Turf: Neon Splash eng an seinem Vorgänger, hat aber einige Feinheiten überarbeitet. Am auffälligsten ist sicherlich, dass man jetzt beliebig viele Checkpoints manuell setzen kann. Im Erstling war die Zahl der Checkpoints noch eng begrenzt. Allerdings sind die Level in Demon Turf: Neon Splash relativ kurz, so dass man eigentlich auch ganz gut ohne die großzügige Checkpoint-Option auskommen würde. Ungeübte Spieler freuen sich aber auf jeden Fall über diese Möglichkeit; wer hingegen die Zeitvorgaben des Spiels schlagen möchte, hat keine Zeit, einen Checkpoint zu setzen, oder sich zu einem Checkpoint zurücksetzen zu lassen.

Was Demon Turf: Neon Splash im Vergleich zu den meisten anderen 3D Jump & Runs auszeichnet, ist ein komplexes Moveset. So kann Beebz, der Hauptcharakter, nicht nur laufen und springen, sondern auch einen Doppel- und Dreifachsprung ausführen, ein Stück weit wie ein Helikopter fliegen oder aber in der Form eines Vogels mit einem kräftigen Flügelschlag nach vorn fliegen. Schließlich ist es auch noch möglich, sich auf dem Boden in ein Rad zu verwandeln und so mit besonders hoher Geschwindigkeit voranzurollen. Aber Achtung. Je schneller man sich mit einem Move vorwärtsbewegt, desto weniger Kontrolle hat man über die Bewegung. Das bedeutet, dass insbesondere der Flügelschlag und das Rad sehr gefährliche Moves sind, die aber gleichzeitig für das Erreichen der Zielzeiten essentiell sind.

Sehr gewöhnungsbedürftig ist allerdings, dass die Moves nur auf sehr spezielle Weise miteinander kombiniert werden können. So kann man beispielsweise erst den Helikopterflug und dann den Flügelschlag ausführen, aber nicht umgekehrt. Besonders der Umstand, dass man nach einem Doppel- oder Dreifachsprung keinen Wandsprung mehr ausführen kann, ist ungewöhnlich und kann dazu beitragen, dass Demon Turf: Neon Splash, besonders, wenn man den Erstling nicht kennt, eine lange Einarbeitungszeit hat.

Beim Leveldesign haben sich die Entwickler von Fabraz auf die Stärken von Demon Turf konzentriert und die größten Schwächen eliminiert. Die kürzeren, lineareren Level sorgen dafür, dass die Rennen auf Zeit eine Menge Spaß machen und man mit wesentlich weniger Levelkenntnis erfolgreich auf Bestzeitjagd gehen kann, indem man sich mit der Mechanik gut vertraut macht. Die wichtigste Verbesserung im Vergleich zum Erstling ist allerdings, dass es keine Kämpfe mehr gibt. Die Kämpfe im ersten Demon Turf waren gelinde gesagt Mist und haben jedes Level, in dem sie eine größere Rolle gespielt haben, heruntergezogen; dieses Problem kennt Neon Splash nicht. Leider sind kleinere Macken allerdings weiterhin enthalten.

So kann man etwa nach einem Helikopterflug in einer Wand kleben bleiben und mehrere Sekunden lang vor sich hin rotieren bevor man sich wieder befreien kann oder nach einem Treffer (sofern man das Lebensenergie-Upgrade verwendet und nicht ohnehin sofort tot ist) auf unvorhersehbare Weise weggeschleudert werden. Das ist für sich genommen sicherlich keine Katastrophe, in Anbetracht des starken Fokus auf Zeitrennen ist es aber doch ärgerlich.

Das Leveldesign in Demon Turf macht also eine Menge Spaß, der Spaß hängt allerdings stark daran, ob man bereit ist, sich auf die Jagd nach den Trophäenzeiten einzulassen. Das reine Durchspielen der Level ist hingegen leider weniger unterhaltsam. Das liegt einerseits daran, dass das Moveset wesentlich spaßiger ist, wenn man in einem flüssigen Durchlauf durch die Level läuft, andererseits auch daran, dass die Kürze und der niedrige Schwierigkeitsgrad der Level bei einem vorsichtigen Vorgehen dem Spiel den Reiz nehmen können. Nichtsdestotrotz gibt es auch einige Inhalte für Sammler mitzunehmen. In den ersten neun Levels gibt es jeweils achtzig Süßigkeiten und eine Schallplatte zu finden. Mit der Schallplatte schaltet man eine schwierigere Fassung des Levels frei – die durch den stark abweichenden Pfad im Grunde als separates Level gewertet werden kann – und von den Süßigkeiten kann man sich Fähigkeitenupgrades wie die bereits angesprochene zusätzliche Lebensenergie kaufen. Wer alle Gegenstände sammelt und zudem in allen 19 Levels des Spiels den Goldpokal holt, schaltet ein etwas längeres zwanzigstes Level frei.

Technisch ist Demon Turf: Neon Splash gut gelungen. Der Neon-Look sieht deutlich attraktiver und übersichtlicher aus als der dunkle Look des Originals und die Framerate von 30 Bildern in der Sekunde wird außer im zwanzigsten Level durchgehend gehalten – und dort nur an einer Stelle regelmäßig unterboten. Trotz des veränderten Looks bedient sich Demon Turf: Neon Splash allerdings stark an den Assets aus Demon Turf, wer beide Spiele kennt, wird sich also oft an den 2021er Titel erinnert fühlen.

Demon Turf: Neon Splash ist zwar ein wesentlich kompakteres Spiel als Demon Turf, hat aber die wesentlichen Schwächen von Demon Turf beseitigt und macht mit seinem prägnanteren Leveldesign durchweg Spaß. Wer Spaß an der Jagd nach Bestzeiten hat und vor dem recht komplexen Moveset nicht zurückschreckt, wird mit Neon Splash mit Sicherheit gut unterhalten.

Vielen Dank an Fabraz für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.