Sonic Heroes (Review)

Nach Segas Ende als Konsolenhersteller konnte das japanische Unternehmen zunächst einmal mit Portierungen von Dreamcast-Spielen nach neuen Kunden suchen, schon bald musste aber neues spielbares Material her. Sonic Team hat mit Sonic Heroes nicht nur den ersten Hauptreihenteil abseits einer Sega-Konsole entwickelt, sondern zudem auch Sonics Debüt auf Xbox und PlayStation 2 vorbereitet. Bis dahin hat Sega die Sonic-Spiele nämlich nur auf dem GameCube veröffentlicht.

Die Sonic Adventure Spiele haben viel Kritik für die vielen verschiedenen Spielstile auf sich gezogen, die samt und sonders bedeutend weniger Spaß gemacht haben als Sonics Spielstil. Bei Sonic Heroes ist man diese Kritik angegangen, indem man die Fähigkeiten der Sonic-Charaktere in einen einzigen Spielstil integriert hat. Die Sonic-Charaktere wurden in Dreierteams organisiert, wobei jedes Team einen Geschwindigkeits- einen Flug- und einen Kraft-Charakter bietet. Per Knopfdruck (in der GameCube-Version mit Hilfe der X- und Y-Knöpfe) kann man (fast) jederzeit zwischen den Charakteren wechseln und so unmittelbar die zur Verfügung stehenden Fähigkeiten wechseln. Zudem gibt es noch einige kleine Spielereien wie einen Team-Angriff, der – sofern man genügend Gegner besiegt hat – auf Knopfdruck alle Gegner auf dem Bildschirm auslöscht.

Die Teams sind untereinander nahezu identisch. Allerdings macht es dennoch einen Unterschied, welches Team man wählt. Team Rose, bestehend aus Amy Rose, Big the Cat und Cream the Rabbit,   bietet die kürzesten Varianten der Level und ist somit als Einsteigerteam geeignet. Team Sonic, mit Sonic, Tails und Knuckles, durchläuft längere Varianten der Level und hat eine etwas höhere Spielgeschwindigkeit als andere Teams. Team Dark, mit Dr. Eggman, Shadow the Hedgehog und E-123 Omega bietet die längsten Versionen der Level, hat aber auch eine höhere Gegnerdichte und somit einen etwas höheren Action-Fokus. Team Chaotix schließlich, mit Espio, Charmy und und Vector, durchläuft die Level in aller Regel mit etwas ungewöhnlicheren Zielsetzungen – und ist damit leider auch die Niete unter den Teams, da die alternativen Zielsetzungen leider oft weniger Spaß machen als schlicht das Ende eines Levels zu erreichen.

In Sachen Spielmechanik orientiert sich Sonic Heroes, abgesehen von den ausgesuchten Stellen, an denen man mit einem Flugcharakter einen Abgrund überwinden oder mit einem Kraftcharakter eine Wand einreißen muss, stark an den Sonic-Levels aus Sonic Adventure und Sonic Adventure 2 und weiß mit einer hohen Spielgeschwindigkeit zu gefallen. Allerdings ist die Steuerung sensibler als in den Vorgängern, was es etwas schwieriger macht, die Charaktere in langsameren Szenen zu steuern. Noch störender ist leider das Kampfsystem. Um den Kraftcharakteren einen Mehrwert zu geben haben die Entwickler nicht nur die Gegnerzahl erhöht, sondern den Gegnern obendrein eine Energieleiste gegeben. Zwar wird man nie so lange aufgehalten wie in Shadow the Hedgehog, doch wird man immer wieder im Spiel gezwungen, widerstandsfähigere Gegner mit mehreren Schlägen auszuschalten. Dem Spielfluss tut das nicht eben gut.

Nichtsdestotrotz muss man Sonic Heroes zugutehalten, dass das Leveldesign sehr abwechslungsreich und durchdacht ist. Das Problem des hohen Designaufwands für Sonic-Level wurde ein wenig dadurch relativiert, dass die Level jetzt in Paaren daherkommen, die sich eine Präsentationsidee teilen. Immer nach zwei Levels muss man sich außerdem einem Endgegner stellen. In dieser Hinsicht lehnt sich Sonic Heroes an die Act-Struktur der Mega Drive-Sonics an. Löblicherweise haben die Entwickler aber darauf geachtet, dass der erste und zweite Act eines Stils sich jeweils sehr unterschiedlich spielen, so dass sie tatsächlich wie eigenständige Level wirken.

Jedes Level bietet neben dem initialen Durchlauf noch eine Zusatzmission je Team an. Team Sonic muss ein Zeitlimit einhalten, Team Rose möglichst schnell eine vorgegebene Zahl an Ringen sammeln und Team Dark möglichst schnell eine vorgegebene Zahl an Gegnern besiegen. Einzig Team Chaotix weicht von diesem Muster ab und bietet je Level eine individuell gestaltete Zusatzmission. Sowohl die normalen Level als auch die Zusatzmissionen werden mit einem Rang von A bis E versehen und wenn man in jeder Mission einen A-Rang erreicht, schaltet man einen Very Hard Modus frei, in dem man unter deutlich erschwerten Bedingungen (unter anderem muss man komplett von vorn beginnen wenn man seine Leben aufgebraucht hat) die Hauptstory noch einmal durchspielen kann. Obgleich man hier mit Team Sonic spielt, werden zusätzliche Levelareale von Team Dark in die Level integriert.

Wer einfach nur die Story durchspielen möchte, ist dennoch ordentlich beschäftigt, denn hierzu muss man nicht nur alle vier Storys durchspielen, sondern obendrein die Chaos-Emeralds in Minilevels, die an die Bonusrunden aus Sonic 2 erinnern, einsammeln. Wie gewohnt schaltet man hierdurch eine Extra Story frei, in der man aber nur einen Endgegner besiegen muss. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist relativ hoch ausgefallen, was insbesondere daran liegt, dass die Level außerordentlich lang sind. Teilweise benötigt man selbst für einen sehr schnellen Durchlauf mehr als 20 Minuten für ein einzelnes Level. Da die Level insgesamt gut designt und abwechslungsreich sind, ist das kein großes Problem, allerdings kann die schiere Länge der Level bei der Ranking-Jagd durchaus etwas nervig sein.

Aus technischer Sicht ist Sonic Heroes auf dem GameCube und der Xbox sehr sauber und bietet einen farbenfrohen Stil, der bis heute in Spin-Off Spielen wie den Sonic-Rennspielen immer wieder Verwendung findet. Anders sieht das leider auf der PlayStation 2 aus, die nicht nur eine deutlich schlechtere Grafik bietet, sondern überdies mit einer instabilen Framerate zu kämpfen hat, was für ein Performance-orientiertes Spiel leider ziemlich unangenehm ist. Aus musikalischer Sicht wird eine Kombination der Rockmusik der beiden Vorgänger und Musik die an Mega Drive-Zeiten erinnert geboten.

Sonic Heroes macht vieles besser, aber auch vieles schlechter als seine Vorgänger und hat im Endeffekt eine deutlich höhere Konsistenz in Sachen Designqualität, ohne aber die Höhen eines Sonic Adventure 2 zu erreichen. Für das einfache Durchspielen ist Sonic Heroes womöglich der bis hierhin beste Teil der 3D-Reihe, da die Schwierigkeitsprogression hierfür durchdacht ist und es keine Totalausfälle wie Big the Cat in Sonic Adventure zu ertragen gibt, für den optimalen Spielfluss stehen aber leider die Flugcharaktere, die Gegner mit Energieleisten und der enorme Umfang vieler Level im Weg.

Getestet auf GameCube und PlayStation 2.