Chameleon Twist 2 (Review)

Das relativ unbekannte japanische Studio Japan Supply Systems hat nach dem Start des Nintendo 64 den ersten Konkurrenten zu Super Mario 64 auf die Plattform gebracht: Chameleon Twist. Wohl auch auf Grund des frühen Release für die notorisch an Spielmangel leidende Plattform konnte Chameleon Twist eine durchaus respektable Verbreitung erreichen und hat ein leider deutlich weniger bekanntes Sequel nach hervorgebracht. Chameleon Twist 2 steht zwar in keinem erkennbaren inhaltlichen Zusammenhang zum Erstling, ist spielerisch aber eine klare Weiterentwicklung des Originals.

In Chameleon Twist 2 schlüpft man in die Rolle eines Chameleons, das von Zauberhand zu einem augenscheinlich intelligenten Zweibeiner wird. Durch sechs Level hüpft, springt und schwingt man sich als Chameleon, bis man den Weg zurück in die freie Wildbahn geschafft hat. Wie schon der erste Teil bietet auch Chameleon Twist 2 sechs Level, die über ein Levelauswahlmenü ausgewählt werden können, aber in einer festen Reihenfolge freieschaltet werden. Perfektionisten können bereits absolvierte Level noch einmal betreten, um dort versteckte Münzen zu sammeln, das ist jedoch für den eigentlichen Spielfortschritt egal. Mit den Münzen schaltet man nur Kostüme für das Chameleon frei. Im Laufe der Level findet man zudem den Zugang zu Minilevels, die sich auf die Bewegungsmöglichkeiten der Zunge des Helden konzentrieren.

Die Zunge ist auch weiterhin das Alleinstellungsmerkmal von Chameleon Twist, denn abseits der Zunge bietet das Spiel ein sehr traditionelles Bewegungsrepertoire. So kann man Springen und Rennen, oder eben mit dem B Knopf seine Zunge ausfahren. Mit der Zunge kann man Gegner aufnehmen und ausspucken, man kann die Zunge als Sprungstab verwenden, oder sich an Stangen entlangschwingen, um mächtig Geschwindigkeit aufzubauen und sich durch die Luft zu schwingen. Einige der Techniken sind gar nicht so einfach zu beherrschen, da die Zunge sich sehr langsam bewegt und besonders das Timing bei Aktionen in der Luft stellenweise recht knifflig wird. Ohne die Minilevel kann die Lernkurve hier recht steil werden, aber wenn man die Minilevel spielt, ist man stets gut vorbereitet.

Im Gegensatz zum Erstling wurde Chameleon Twist 2 deutlich freier gestaltet. Im ersten Teil hat man sich auf sehr engen Pfaden von Raum zu Raum fortbewegt, hier jedoch sind die Level deutlich organischer gestaltet. Auch wenn der Ablauf grundsätzlich linear bleibt, sind die Level insgesamt deutlich besser ausgearbeitet. Klassische Sprungaufgaben nehmen einen deutlich größeren Raum im Spiel ein und machen jetzt auch den Großteil des Leveldesigns aus. Rätsel hingegen gibt es überhaupt keine mehr. Etwas kurios ist das Lebenssystem. Das Chameleon hat eine große Energieleiste. Wenn man von einem Gegner getroffen wird oder in einen Abgrund fällt, verliert man ein Energiestück, kann aber in jedem Fall fast am selben Ort weiterspielen. Ist die gesamte Lebensenergie aufgebraucht, kann man im Game Over Bildschirm wählen, fortzufahren. In diesem Fall startet man mit maximaler Energie wiederum fast genau an dem Ort, an dem man gestorben ist. Abgesehen von den Endgegnern am Ende eines jeden Levels verliert man dadurch absolut keinen Spielfortschritt und es ist fraglich, welchen Zweck das Lebenssystem in den normalen Levels überhaupt hat.

Die Endgegner leiden leider ein Stück weit unter einer recht unglücklichen Kamera im Zusammenspiel mit den oft überwältigend vielen kleinen Gegnern, die die Arena fluten. Hinzu kommt, dass das Zielen beim Ausspucken eines kleinen Gegners sehr fummelig ist und man wesentlich häufiger als man meinen würde, danebenschießt. In dieser Hinsicht hätte man auf jeden Fall noch einmal gründlich nacharbeiten sollen.

Chameleon Twist 2 ist ein unterhaltsames 3D Jump & Run und durchaus ein Schritt nach vorn im Vergleich zum Erstling. Allerdings verliert es auch ein Stück weit die Besonderheit des Vorgängers, weil es sich wesentlich mehr wie ein durchschnittliches Jump & Run spielt. Darüber hinaus ist der Spielumfang recht gering. In gerade einmal etwa drei Stunden hat man das Spiel abgeschlossen, was in Anbetracht des verhältnismäßig hohen Gebrauchtpreises zum jetzigen Zeitpunkt dafür sorgt, dass man das Spiel nur Genrefans, denen Chameleon Twist gut gefallen hat, empfehlen kann.

Getestet auf Nintendo 64.