Monster Sanctuary (Review)

Monster Sanctuary ist ein Spiel, das ich schon sehr lange auf dem Radar habe. Mein erster Kontakt damit war ein Post, den der Entwickler auf imgur veröffentlich hat. Ein Monster Taming Metroidvania? Das klang sofort interessant und es dauerte nicht lange, bis ich die Entwicklung auf Kickstarter unterstützt habe. Den Zielbetrag von 20.000 € hat die Kampagne mit 105.297 € leicht übertroffen, so dass auch die Stretch Goals wie u.a. eine Version für Nintendo Switch, ein Speedrun Modus und Online Multiplayer PvP umgesetzt werden konnten. Scheinbar hat das Entwicklerteam aus Frankfurt (Oder) mit diesem Konzept einen Nerv getroffen.

Knapp zwei Jahre später ist das Spiel nun am 8. Dezember 2020 zeitgleich für Steam, Nintendo Switch, PlayStation 4 und Xbox One erschienen und wurde sogar direkt in den GamePass mit aufgenommen. Der Launch ist, den Entwicklern zufolge, dabei sehr positiv verlaufen und sie haben bereits jetzt eine Roadmap erstellt, die die geplante Weiterentwicklung zeigt. Auf diese komme ich am Ende der Review noch einmal zurück.

Ich selbst war nie ein all zu großer Metroidvania Fan. Zu schnell verliere ich immer den Überblick darüber, wo ich schon gewesen bin und wo ich später noch etwas mit einer neuen Fertigkeit erkunden kann. Die Kombination mit dem Monster Taming Genre hat mich aber so sehr gereizt, dass ich einfach nicht widerstehen konnte. Da ich mich selbst jedoch etwas schwer mit dem Vorankommen tue, hat sich Dirk (unserer Community vielleicht besser als Zeratul bekannt) dazu bereiterklärt, das Spiel gemeinsam mit mir zu testen. Hier folgen also nun unsere Eindrücke.

Dirk:

Monster Sanctuary war so ein Spiel, das ich schon sehr lange im Blick hatte, aber das nie einen allzu großen Hype bei mir generiert hat. Zu skeptisch war ich, ob die Mischung aus Monster Taming und Metroidvania wirklich gut funktioniert. Letzten Endes hat Monster Sanctuary mich nicht nur davon überzeugt, dass dieser Mix richtig gut funktioniert, sondern wurde auch zu meinem persönlichen Überraschungshit des Jahres 2020.

Die Story von Monster Sanctuary fängt dabei ganz unspektakulär an. Ihr seid ein Monsterhüter aus einer von vier Familien, die einen sogenannten Spektralbegleiter besitzen, ein Monster, das für die namensgebende Monsterzuflucht sehr wichtig ist. Euer Ziel ist es ein großer Monsterhüter zu werden, damit eure Familie stolz zu machen und vor allem die Zuflucht zu beschützen. Dazu müsst ihr die vielen verschiedenen Regionen der Zuflucht erkunden, neue Monster sammeln und trainieren, sowie die sogenannten Championmonster besiegen, wodurch ihr auch in den Rängen der Monsterhüter immer weiter aufsteigt. Bei den Championmonstern handelt es sich um besonders starke Monster, von denen zum Beginn der Handlung außergewöhnlich viele in der Zuflucht auftauchen und für Ärger sorgen. Warum dies so ist, dazu möchte ich aus Spoilergründen nicht verraten. Aber für ein Monster Taming Spiel entwickelt sich die Story überraschend gut und bleibt durchweg interessant.

In Sachen Gameplay besteht Monster Sanctuary wie schon eingangs erwähnt aus zwei Komponenten: Dem Monster Taming – und den damit verbundenen Kämpfen – sowie einem Metroidvania-Part, bei dem man die Spielwelt nach und nach durch immer neue Fähigkeiten oder Ausrüstungsgegenstände erschließt.
Anders als in typischen Metroidvaniaspielen, erhält man hier die Fähigkeiten nicht durch das Besiegen von Bossen oder das Öffnen von schwer erreichbaren Truhen, sondern indem man bestimmte Monster fängt bzw. ausbrütet, die dem Protagonisten dann mit einer sogenannten Erkundungsfähigkeit helfen in der Spielwelt weiterzukommen. So ist ein Monster in der Lage mit seinen Klauen Ranken zu zerschneiden, die dem Spieler den Weg versperren, während ein anderes Monster dem Protagonisten durch seine Flugfähigkeit dabei hilft weite Abgründe zu überwinden. Genau bei diesem Gameplay-Element hatte ich die größte Skepsis, da es ja durchaus möglich wäre, dass man das Monster mit der benötigten Fähigkeit einfach nicht fängt und dadurch die Progression im Spiel verhindert bzw. verlangsamt wird. Diese Sorge war jedoch vollkommen unbegründet. Einerseits gibt es stets mehrere Monster, die über die benötigten Fähigkeiten verfügen und zum anderen findet man die Monster immer in der gleichen Konstellation am gleichen Ort, sodass man ganz gezielt auf die Jagd nach einem bestimmten Monster gehen kann. Mir ist es in meinem Durchgang jedenfalls nie passiert, dass ich ernsthaft am Weiterkommen gehindert wurde, weil ich nicht an eine benötigte Erkundungsfähigkeit kommen konnte.

Der Kern des Gameplays ist aber eigentlich das Monster Taming und noch viel mehr die Kämpfe mit den Monstern. Dabei gibt es drei verschiedene Arten von Kämpfen. Kämpfe gegen „gewöhnliche“ wilde Monster, Kämpfe gegen die zuvor erwähnten Championmonster sowie Hüterduelle gegen andere Monsterhüter. Die Kämpfe finden dabei (mit Ausnahme der Kämpfe gegen Championmonster) im Modus 3 vs 3 statt. Zu Beginn jedes Kampfes wählt ihr aus eurem 6er-Team drei Monster aus, die den Kampf antreten sollen, wobei jederzeit ein aktives Monster gegen eines der drei Reservemonster ausgetauscht werden kann. Die Kämpfe finden genretypisch rundenbasiert statt. Zuerst führen eure drei Monster eine Aktion aus, dann die gegnerischen Monster. Die Kämpfe erinnern dabei in ihrer Komplexität und ihren Möglichkeiten mehr an JRPGs, als an Spiele wie beispielsweise Pokémon. Neben physischen und magischen Angriffen aus den fünf verschiedenen Elementen Feuer, Wasser, Erde, Wind und Neutral stehen euch mit Buffs, Debuffs, Dispel (dem Entfernen von Buffs und Debuffs), Heilzaubern, Schildzaubern usw. die komplette Bandbreite an Fähigkeiten aus Rollenspielen zur Verfügung. Dabei hat jedes der 101 Monster seine eigenen Talentbäume, in die ihr mit jedem Level-Up einen Punkt investieren könnt. Natürlich hat jedes Monster seine eigenen Stärken und Schwächen. Das eine Monster konzentriert sich beispielsweise komplett auf magische Angriffe, während die Stärke eines anderen eher bei physischen Angriffen liegt und wieder ein anderes ist eher für Heilzauber und Buffs zuständig. Je nachdem wie man die Punkte in die Talentbäume investiert, kann auch das gleiche Monster zwei vollkommen verschiedene Aufgaben übernehmen. Zusätzlich zu diesen Talentbäumen kann jedes Monster noch mit einer Waffe sowie drei Accessoires ausgerüstet werden, die auch alle mit Craftingmaterialien in der Basis der Monsterhüter verbessert werden können. Und zu guter Letzt können eure Monster mit verschiedenen Nahrungsmitteln gefüttert werden, die zusätzlich verschiedene Statuswerte wie Gesundheit, Mana oder Verteidigung erhöhen, wobei jeweils nur die letzten drei verfütterten Nahrungsmittel Boni gewähren. Man sieht also, dass Monster Sanctuary einiges an Komplexität und Tiefgang bietet. Dies kann sowohl als große Stärke des Spiels aber auch als Hürde für einige Spieler betrachtet werden. Wer sich nicht groß mit Statuswerten, Talentbäumen und der Optimierung von Ausrüstung auseinandersetzen möchte, der wird es spätestens ab der Mitte des Spiels recht schwer haben, denn da zieht der anfangs noch recht leichte Schwierigkeitsgrad ein gutes Stück an und wird bis zum Ende hin immer höher. Wer jedoch darin aufgeht sein perfektes Team mit der optimalen Ausrüstung zusammenzustellen, der wird hier voll bedient.
Damit aber auch Spieler mit wenig Erfahrung in Rollenspielen Monster Sanctuary frustfrei spielen können, haben die Entwickler bereits ein Update für Februar angekündigt, das dem Spiel neben einem Master-Schwierigkeitsgrad auch einen Casual-Schwierigkeitsgrad hinzufügen soll, der das Spiel ein wenig vereinfacht.

Mich hat Monster Sanctuary über 50 Stunden lang vollends in seinen Bann gezogen und das, obwohl ich die PvP-Funktion, bei der man Online gegen andere Spieler antreten kann, nicht mal ausgenutzt habe, sondern mich lediglich auf die Hauptstory sowie das Postgame konzentriert habe. Wer Monster Taming oder JRPGs mag und kein Problem mit etwas komplexeren Spielen hat, der sollte sich Monster Sanctuary nicht entgehen lassen.

Lars:

Da ich mich den Erläuterungen von Dirk zur Story und den Gameplayelementen nur anschließen kann, kaue ich diese nicht noch einmal für euch durch, sondern fasse stattdessen meine Erfahrungen und Eindrücke zum Spiel zusammen.

Die Kombination der beiden Genres klappt überraschend gut und wurde dabei so ausbalanciert, dass man nie zu früh an Stellen gelangt, an die man noch nicht kommen soll. Besonders gut gefällt mir, wie stark die Rollenspielanteile überwiegen. Ich habe mich oft länger in Menüs wiedergefunden, in denen ich Skillpunkte verteilt und Ausrüstungsgegenstände zugewiesen habe, als ich mit Kämpfen und Erkunden beschäftigt war. Und das ist durchaus keine Kritik, denn das Balancing hängt in Monster Sanctuary sehr stark von den Entscheidungen des Spielers ab. Wer erwartet, wie in einem Pokémon Spiel einfach nur mit dem Klicken auf die selbe Attacke zu gewinnen, der wird schnell auf eine Mauer treffen. Insbesondere die Statusveränderungen entscheiden häufig über Sieg oder Niederlage und sollten nicht unterschätzt werden.

Die zuvor angesprochene Roadmap, die Moi Rai kürzlich veröffentlich hat, gibt einen Ausblick darauf, wie sich das Spiel in naher Zukunft weiterentwickeln soll und spricht dabei auch die Punkte an, die mir beim Testen die größten Steine in den Weg gelegt haben. Als jemand, der, wie bereits erwähnt, ständig die Orientierung in Metroidvanias verliert, tue ich mich auch mit Monster Sanctuary ein wenig schwer. Die Roadmap zeigt zum Glück u.a. eine geplante Verbesserung der Minimap. Neben eigenen Markierungen sollen auch automatische Informationen detaillierter abrufbar sein, als dies bisher der Fall ist. Außerdem hat Dirk ja bereits den für das Update 1.1 geplanten Schwierigkeitsgrad ‚Casual‘ angesprochen. Den brauche ich unbedingt, denn besonders die Hüterduelle sind für mich eine harte Nuss, an der ich mir zum Teil die Zähne ausbeiße. Ich persönlich bin noch nicht einmal bei der Hälfte des Spiels angekommen und werde nun wohl auf den neuen Schwierigkeitsgrad warten.

Insgesamt liefert Monster Sanctuary nicht nur alles, was es versprochen hat, sondern sogar noch mehr. Dafür gibt es unseren Gaming-Village Stempel, der besonders herausragende Spiele als unbedingte Empfehlung auszeichnet. Jeder Fan der beiden Genres sollte hier unbedingt einen Blick riskieren!

Vielen Dank an Team 17 für die Bereitstellung eines digitalen Testmusters für die Nintendo Switch.