RedBrooke’s Adventure

Ein neues Jahr beginnt. Gute Vorsätze kann man sich viele nehmen. Oder eben gerade nicht, denn sich ernsthaft etwas zu überlegen wäre schon zu viel Aufwand. Bleiben noch die ganzen beliebten Dinge, die ich mir nie vorgenommen habe. Mit dem Rauchen aufhören, abnehmen, weniger Alkohol trinken. Alles nicht möglich oder nicht nötig. Oder eben dieses ominöse „mehr Sport treiben“. In meinem Fall hätte das immer ein „mit dem Sport anfangen“ sein müssen.

Noch vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, dass ich mir das nicht mehr vornehmen könnte. Aber hier bin ich, am Anfang eines weiteren Jahres, und denke gar nicht weiter darüber nach, ob ich heute etwas tun soll oder nicht. Und das nur wegen Ring Fit Adventure.

Ich hatte das Spiel schon lange im Blick. Schon nach dem ersten Trailer war ich interessiert, wusste aber gleichzeitig immer, dass ich dafür gar nicht genug Platz habe. Oder zumindest ging ich davon aus. Später kam dann das Update mit dem Rhythmus-Spiel und ich war nur umso mehr interessiert. Ironischerweise habe ich diesen Modus bisher nur kurz ausprobiert.

Unrealistisch. Mit 20 fühlt man sich schon uralt.

Irgendwann wurde in unserem Discord-Channel aber ein Angebot verlinkt, dass ich nicht ausschlagen konnte. Schließlich war der Preis in Ordnung, zudem war das Spiel überhaupt wieder verfügbar. Ich wollte nicht bereuen, die Gelegenheit verpasst zu haben, und dann lange warten, bis ich es mir doch zulegen kann.

Der Platz? Nein, der ist in der Zwischenzeit nicht mehr geworden. Aber ich bin dazu übergegangen, zu denken, dass das halbwegs klappen müsste. Notfalls würde ich ein paar Möbel verschieben, um spielen zu können. Jetzt muss ich bloß meinen Stuhl verschieben und einen Stapel Bücher auf meinen Schreibtisch verfrachten. Dann steht die Switch hoch genug und ich kann loslegen. Das Bild ist dann zwar recht klein, aber ansonsten habe ich keinen Ton.

Zugegeben, es ist wirklich knapp. Übungen im Stehen gehen problemlos, beim Sitzen kommt es darauf an, wie weit ich meine Arme bewegen muss. Aber einige Übungen im Liegen oder mit teilweise ausgestrecktem Körper sind nicht nur dadurch schwierig, dass sie echt anstrengend sind. Sie sind es vor allem auch dadurch, dass ich gegen die Heizung stoße, auch wenn ich halb unter dem Schreibtisch liege. Deshalb mache ich diese Übungen eher selten.

Aber es bleiben auch genügend andere übrig. Squats, statische Squats, Sumo-Squats, Überkopf-Squats. Zwischendurch hatte ich eine Phase, in denen ich Squat-Übungen im Kampf gemieden habe, weil die auf der Strecke schon anstrengend genug waren. Inzwischen traue ich mich wieder mehr an sie heran, auch wenn ich nach zwei Dritteln oft das Gefühl habe, dass meine Beine mich nicht mehr tragen können.

Kaum auszudenken, wenn ich plötzlich dicke Beine bekäme.

Das ist ein Punkt, der mich an Ring Fit Adventure sehr überrascht. Ich bin mit der Einstellung an das Spiel gegangen, dass ich eben spiele. Dass ich die Geschichte erlebe, die Sportwitze, und mich nebenbei ein wenig bewege. Natürlich trotzdem, dass es eine gewisse Anstrengung geben wird, immerhin bin ich total unsportlich.

Stattdessen habe ich die Trainingsintensität innerhalb von 65 Tagen von Intensität 11 auf das Maximum von 30 erhöht. Wenn ich daran denke, dass ich am ersten Tag nach dem Spielen erst einmal ein paar Minuten auf dem Boden saß und mich ausruhen musste, fällt es mir immer noch schwer, das zu glauben.

Ein bisschen fühlt sich das auch wie Schummelei an. Immerhin sind nicht alle Übungen gleich anstrengend. Ich muss auch nicht jede zu Ende führen, weil Gegner oft vorher schon besiegt sind. Eine Weile war das besonders schlimm, dass ich mich einfach überlevelt gefühlt habe, weshalb ich auch damit aufgehört habe, im Standby-Modus meine täglichen hundert Wiederholungen mit dem Ring durchzuführen, die mir immer noch ein bisschen Erfahrung gebracht haben. Jetzt bin ich zwar immer noch deutlich über dem empfohlenen Level, aber es sind verstärkte Gegner dazugekommen, die deutlich mehr aushalten. Dadurch muss ich wieder mehr Übungen länger wiederholen, bevor die Gegner besiegt sind. Außerdem wird es dadurch wieder etwas wichtiger, auf die Farbe der Übung zu achten, auch wenn es nicht zwingend tragisch enden würde, sollte ich darauf verzichten.

Genau, so viele Squats mache ich inzwischen direkt nacheinander.

Aber tatsächlich schaffe ich es auch, mehrere verschiedene Squat-Übungen hintereinander auszuführen, also ist die Intensität vielleicht doch nicht so falsch. So weit erhöht habe ich sie überhaupt erst, weil ich mehrere Tage hatte, an denen ich so lange gespielt habe, dass das Spiel mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich entweder vorher pausieren sollte oder meine Übungsintensität vielleicht zu gering wäre. Aus Neugier habe ich das letzte Jahr noch mit einer besonders langen Session abgeschlossen, die zwar anstrengend war, aber auch nicht zu anstrengend. Diesmal folgte keine Warnung.

Weil ich wirklich keine Ahnung von Sport habe, lasse ich mich gern ein wenig vom Spiel leiten. Nach zehn Minuten Aktivität (plus die Zeit, die man für den Abschluss eines Levels noch zusätzlich braucht), ploppt die Frage auf, ob man eine Pause einlegen wolle. Anfangs habe ich mich ziemlich strikt daran gehalten, wodurch die aktive Zeit an einem Tag meist bei einer Viertelstunde lag.

Brandaktuelle Zahlen!

Irgendwann habe ich gehört, zwanzig Minuten Aktivität am Tag seien super, also habe ich das eine Weile gemacht, bis versehentlich dreißig Minuten daraus geworden sind. Dann habe ich auf Empfehlung des Spiels eben die Intensität erhöht, und jetzt schaue ich nach dem ersten Pausenvorschlag, ob ich noch weitermachen möchte oder kann und wie lange die nächsten Level- oder Minispiel-Optionen nach Schätzung des Spiels dauern. Dementsprechend schließe ich dann entweder noch ein Level ab oder höre auf und beginne mit dem Cooldown. Der muss immer dabei sein, ebenso wie das Stretching zu Beginn jeder Session.

Fühle ich mich jetzt fitter als vor Ring Fit Adventure? Kann ich nicht sagen, auch wenn ich es wohl bin.

Was das Spiel einem allerdings nicht abnimmt, ist das Dranbleiben. Man kann eine Erinnerung einstellen, aber das habe ich nie ausprobiert. Das Spiel gibt sich auch verständnisvoll und versichert einem, dass man gar nicht täglich trainieren muss, aber Ziele helfen können.

Aber damit hatte ich noch nie Probleme. Ich habe kein klares Ziel, ich spiele einfach. Irgendwann wollte ich unseren großartigen GamepadRanger einholen und herausfinden, ob das Spiel mir irgendwann mitteilt, dass ich auch einen Tag Pause einlegen könnte. Ersteres Vorhaben habe ich ein paar Tage lang intensiver verfolgt, als ich im gleichen Kapitel angekommen war wie er. Zu letzterem gibt es keine klare Aussage, nur, dass es eben okay sei, Pausen einzulegen.

Eigentlich ist das hier die schwierigste Übung.

Deshalb steht nur auf meiner Agenda, meinen Weg fortzusetzen. Auch wenn sich die Story viel mehr anfühlt, als würde ich bloß mit Ringa durch die Welt reisen und mich von allem ablenken lassen. Aber ich lasse mich gern ablenken.