Wie Immortals: Fenyx Rising mich mit Ubisofts Open World versöhnt

Ubisoft war besonders in der vergangenen Konsolengeneration einer meiner liebsten Entwickler. Michel Ancel und sein Team bei Ubisoft Montpellier waren ein absoluter Hitgarant, Prince of Persia hat unter Ubisoft Quebec seinen Höhepunkt erreicht und die Assassin’s Creed-Serie hat die für mich deutlich interessantesten offenen Welten geboten. Leider ist diese Liebe in der aktuellen Generation sehr zum Erliegen gekommen. Michel Ancel ist oder wurde gegangen, Prince of Persia in der Versenkung verschwunden und Assassin’s Creed zu einem RPG umgebaut, das mit seinem Gigantismus für mich nahezu jeden Spaß aus der Formel gesogen hat. Doch nach den ersten Spielstunden mit Immortals: Fenyx Rising hat Ubisoft Quebec mich erstmals seit Assassin’s Creed Syndicate wieder für ein Ubisoft-Spiel begeistern können.

Immortals: Fenyx Rising ist ganz klar von Zelda: Breath of the Wild inspiriert – was für mich, anders als für die meisten Spieler, eher kein guter Referenzpunkt ist. Daher war Fenyx auch lange nicht auf meinem Radar, doch dank meines Redaktionskollegen Andreas konnte ich es jetzt doch bereits kurz nach Erscheinen anspielen und bin äußerst überrascht, dass Fenyx mir vom ersten Moment an durchgehend eine Menge Spaß macht. In der Tat wirkt Fenyx Rising viel weniger wie ein Breath of the Wild-Abklatsch, sondern wie ein neuer Ansatz, um The Legend of Zelda mit einer offenen Welt zu kombinieren. Die offene Welt selbst orientiert sich wesentlich stärker an Ubisofts älteren Open World-Spielen. Das heißt, dass die Points of Interest recht nah beieinanderliegen, Kletterei einen wesentlichen Teil der Oberweltinteraktion darstellt und die Welt nicht mit unzähligen Botengang-Aufgaben gefüllt ist.

Beeindruckend ist aus meiner Sicht, dass Ubisoft Quebec es geschafft hat, das klassische Zelda-Rätsel-Gameplay auch in der Oberwelt gekonnt einzubinden. Während bei Breath of the Wild die Oberwelt eine nahezu leblose große Fläche war, die vorrangig für Physikspielereien genutzt wurde, ist bei Fenyx Rising eine Ruine nicht einfach ein großer leerer Raum, sondern es gibt immer auch eine Reihe Mechanismen, die für kleine Rätsel genutzt werden. Positiv fällt mir dabei auf, dass die Geometrie geschickt genutzt wird um die Rätsel in einen komplexeren Kontext zu setzen.

Die aus Breath of the Wild bekannten Schreine heißen in Fenyx Rising Risse und bieten Rätsel im Zelda-Stil in konzentrierter Form. Man mag hier vielleicht die Physikspielereien des systemischeren Breath of the Wild vermissen, doch nachdem diese Art der Rätselei bei einem 3D Zelda das letzte Mal vor neun Jahren zu finden war, freue ich mich sehr, dass Immortals hier einen traditionelleren Ansatz gewählt hat. Auch in Sachen Präsentation gefällt mir Immortals sehr gut. Die Kombination aus Comicstil und Realismus ist meines Erachtens noch etwas stimmiger gelungen als in Zelda Breath of the Wild und die Kommentare der Erzähler erinnern an Waldorf & Statler von den Muppets.

So macht mir Immortals: Fenyx Rising in den ersten Spielstunden nicht nur mehr Spaß als alle bisherigen Ubisoft Open World-Spiele, sondern lässt auch Breath of the Wild bislang für mich deutlich hinter sich. Und jetzt freue ich mich bereits auf die nächste Spielsession!