FreezeME (Review)

Die vergangene Konsolengeneration war nicht gerade ein Fest für Freunde von 3D Jump & Runs. Zwar gab es eine Hand voll echter Highlights, aber abseits der Mario- und Sonic-Reihe war es extrem still um das Genre geworden. Zum Glück haben einige Indie-Entwickler sich des Genres angenommen und mittlerweile zumindest einen gewissen Sockel an zusätzlichen 3D-Hüpfern geschaffen. Den Anfang dieser Jump & Run Renaissance hat das von einem Ein-Mann-Studio entwickelte FreezeMe auf der Wii U und der PlayStation 4 gemacht.

In FreezeMe schlüpft man in die Rolle von des Mädchens R, die optisch übrigens der Freundin des Entwicklers nachempfunden ist. R möchte eigentlich nur mit ihrem besten Freund, dem Hund M spielen, da kommt der fiese Fat the Cat daher und entführt M. Das kann R natürlich nicht einfach auf sich sitzen lassen und macht sich gleich auf, M aus den Fängen von Fat the Cat zu befreien. Die Geschichte des Spiels wird klassisch durch Texteinblendungen und Murmeln à la Banjo-Kazooie erzählt, nimmt aber natürlich ohnehin einen marginalen Raum im Spiel ein.

Auch wenn die Präsentation des Spiels weitgehend an Super Mario Galaxy erinnert, ist FreezMe als Collectathon strukturiert. In insgesamt drei umfangreichen Hauptlevels gibt es jeweils zehn Hauptaufgaben zu lösen, deren Abschluss mit einem goldenen Würfel entlohnt wird. Zusätzlich kann man im Spiel insgesamt 80 grüne Schweinsmünzen finden, die teilweise in den Levels verstreut sind und teilweise ihrerseits an etwas einfachere und kürzere Aufgaben in den Levels geknüpft sind.

Für jeweils 10 dieser grünen Schweinsmünzen erhält man wiederum einen goldenen Würfel. Allerdings ist es leider relativ schwierig, alle grünen Schweinsmünzen eines Levels zu finden, denn anders als die goldenen Würfel, die immer zu Levelbeginn mit einer kurzen Kamerafahrt angekündigt werden, gibt es keine gute Variante, um herauszufinden, wo die grünen Münzen sich befinden. Insofern erinnern die grünen Münzen also frappierend an Super Mario Sunshines blaue Münzen – nur mit dem verschärfenden Umstand, dass, um M tatsächlich befreien zu können alle Münzen gesammelt werden müssen.

Abgesehen hiervon und vor allem im Hinblick auf die drei Hauptlevel ist FreezeMe allerdings sehr gewissenhaft designt. Die Level haben eine sehr gute Designdichte, sind kompakt genug, dass man sich nicht oder höchstens sehr selten verirrt, aber groß genug, dass sie zum Erkunden einladen. Die roten Schweinsmünzen – 150 in einem Level gesammelt ergeben einen goldenen Würfel – strukturieren die Level zudem gut, aber nicht auf einem vergleichbar hohen Niveau wie beispielsweise die Noten in den Banjo-Spielen. Also sollte FreezeMe ein wirklich tolles Spiel für Jump & Run-Fans sein, oder?

Leider ist die Antwort kein uneingeschränktes „Ja“ und der Grund hierfür ist die zweite wichtige Komponente: Die Spielmechanik. Rs Moveset ist zwar löblicherweise an Super Mario angelehnt, die Physik des Spiels kann aber hiermit nicht annähernd mithalten. Rs Momentum ist oft viel zu steif und zwingt den Spieler in unglückliche Richtungen. Besonders heftig ist dieser Effekt auf dem Eis, das in gleich zwei der drei Levels Verwendung findet. Noch viel kritischer ist aber die ungenaue Kollisionsabfrage. R tut sich nicht selten schwer damit, auf einer Plattform zu landen und stolpert viel zu oft unbeholfen von Kanten herunter, ohne, dass der Grund für den Spieler ersichtlich wäre. In Anlehnung an Super Mario Galaxy spieelt FreezeMe zudem oftmals mit der Gravitation, in diesen Momenten werden die Kollisionsprobleme aber noch einmal deutlich verschärft, ganz zu schweigen von den heftigen Kameraschwenks, die hier nicht selten tödlich wirken können. Das namensgebende Feature, Gegner und Plattformen einzufrieden, wird nach dem ersten Level leider nur noch äußerst sporadisch verwendet, um Endgegner und Uhren einzufrieren und ist ansonsten weitgehend nutzlos.

FreezeMe ist insgesamt ein gut designtes Spiel mit leider viel zu deutlichen Schwächen in der eigentlichen Kernmechanik. Mit gerade einmal drei Levels und im Gegenzug aber 80 versteckten grünen Schweinsmünzen gibt es außerdem ein gewisses Missverhältnis zwischen hochwertigen Spielinhalten – den dreißig Hauptmissionen – und Füllmaterial. Zu seinem moderaten Preis und in Anbetracht dessen, dass es als Ein-Mann-Projekt schon ziemlich beeindruckend ist, kann man FreezeMe auf jeden Fall eine Chance geben, aber andere Indie-Hüpfspiele haben FreezeMe in den Jahren danach den Rang abgelaufen.

Getestet auf Wii.