Voodoo Vince (Review)

Noch ein 3D Jump & Run von Microsoft? Ja, in der Anfangsphase der Xbox war Microsoft recht umtriebig was das Publishing von 3D Jump & Runs anbelangt. Im Falle von Voodoo Vince hat der Titel – trotz vergleichbarer Kritiken zu Blinx – sogar eine gewisse Fangemeinde aufbauen können, so dass erst kürzlich eine Neuauflage für die Xbox One veröffentlicht wurde.

In Voodoo Vince schlüpft man in die Rolle einer lebenden Voodoo Puppe namens Vince, dessen Erschafferin Madam Charmaine vom bösen Kosmo entführt wird und Vince telepathisch zu Hilfe ruft. Als loyale Voodoo-Puppe macht sich Vince natürlich umgehend auf den Weg, seiner Erschafferin zur Seite zu stehen. Obgleich Voodoo Vince mit einer klassischen Entführungsgeschichte sicher eines der bekanntesten Videospiel-Klischees aufgreift, ist die Geschichte abseits vom groben Plot alles andere als gewöhnlich. Skurrile Charaktere, skurrile Situationen, skurrile Dialoge, die Geschichte von Voodoo Vince ist in einem Rahmen präsentiert, der merkwürdiger kaum sein könnte, aber auch immer wieder zu einem Lacher führt.

Als Voodoo-Puppe ist Vince natürlich äußerst schmerzresistent und obendrein der Lage, zerstörerische Effekte, denen er ausgesetzt ist, auf andere Subjekte zu übertragen. Das bedeutet nicht, dass Vince unverwundbar wäre: er verfügt über eine klassische Lebensenergieleiste – die durch Sammelgegenstände übrigens erweitert werden kann – und kann durchaus, wenn er zu viele Angriffe von Gegnern einsteckt, ein Leben verlieren. Doch gibt es gleichzeitig eine Menge von Schadensformen, die Vince nichts anhaben können und stattdessen verheerende Effekte auf seine Gegner haben. Immer wieder im Spiel kann Vince sich selbst entzünden, indem er auf eine Flamme springt (Wario lässt grüßen), an einer Stelle muss er sich von einem Zug überfahren lassen und an anderer aus hoher Höhe auf ein Stachelbett springen.

Damit nicht genug, schaltet Vince nach und nach besondere Voodoo-Kräfte frei, die auf Knopfdruck eingesetzt werden können und nach einer meist ziemlich amüsanten Animation, in der Vince auf merkwürdige Art selbstverletzend tätig wird, sein direktes Umfeld von Gegnern säubert. Obwohl bis hierhin viel über Gegner gesprochen wurde, ist Voodoo Vince aber keinesfalls ein Action-Jump & Run, sondern durchaus ein klassisches Jump & Run mit vielen interessanten Sprungsequenzen, geheimen Wegen und Sammelgegenständen. Sein Moveset erinnert stark an Crash Bandicoot – inklusive Wirbelattacke, die Vinces Sprung verlängern kann, wohingegen das Leveldesign zwar meist eine gewisse Zielrichtung aufweist, mit vielen Alternativwegen und versteckten Sammelgegenständen aber dennoch zur Erkundung einlädt.

Leider ist das Leveldesign aber stellenweise auch ein wenig unglücklich geraten. So gibt es teilweise unnötige Redundanzen. Besonders ärgerlich ist ein Level, in dem man einfach vier Mal die gleiche Sprungpassage erledigen muss, um drei Bomben von einem oben positionierten Bombenspender nach unten zu befördern und schließlich noch einmal am Bombenspender vorbei zum Levelausgang gehen muss. Auch gelingt es den Entwicklern leider nicht, das volle Potential von Vinces Leidensfähigkeit auszunutzen. Zwar demonstriert das Spiel einige gute Ideen, oftmals werden diese aber spielerisch eher langweilig genutzt und sind eher nette Animationen nach Aktivierung eines Schalters als richtige Spielelemente. Hier hat Wario – wenngleich in 2D – deutlich mehr Kreativität mit einem ähnlichen Konzept bewiesen. Auf der anderen Seite gebührt den Entwicklern ein Lob für einen sehr gelungenen letzten Endgegner, der auf sehr geeignete Weise die Kernmechanik des Spiels – Hüpfen und Rennen – abfragt.

Voodoo Vince ist ein gutes 3D Jump & Run mit einem interessanten Konzept, das aber sein Potential leider nicht annähernd ausschöpfen kann. Das ist ärgerlich, sollte aber Genre-Freunde dennoch nicht davon abhalten, das Spiel zu spielen. Spielerisch gut und noch ein gutes Stück besser präsentiert ist Voodoo Vince auf jeden Fall ein spielenswerter Titel.

Getestet auf Xbox.