Crash Bandicoot: Der Zorn des Cortex (Review)

Mit dem Generationenwechsel von Nintendo 64 und PlayStation zu GameCube, Xbox und PlayStation 2 hat sich Universal Studios, die ihre Spiele zuvor ausschließlich für die PlayStation veröffentlicht haben, für weitere Plattformen geöffnet. Crash Bandicoot und Spyro, die vormals nur Sony-Kunden beglückt haben, haben beim Sprung in die neue Konsolengeneration ihr Publikum erweitert. Allerdings ist auch ein Bruch mit den vormaligen Entwicklerstudios einhergegangen und so hat Traveller’s Tales statt Naughty Dog die Entwicklung des vierten Crash Bandicoot-Spiels mit dem Untertitel Der Zorn des Cortex übernommen. Ob Traveller’s Tales der Beutelratte wohl gewachsen ist?

Man kann der Crash Bandicoot-Reihe auf der PlayStation sicherlich nicht nachsagen, allzu risikofreudig gewesen zu sein. In der Tat gibt es klar einige klare Entwicklungen innerhalb der drei Titel, doch blieb die Reihe ihrem Grundkonzept so sehr treu, dass man die Nachfolger erst bei genauerem Hinsehen auseinanderhalten konnte. Nichtsdestotrotz ist Traveller’s Tales noch auffällig konservativ vorgegangen. Dem Vernehmen nach einer sehr geringen Entwicklungszeit geschuldet, hat das Team im Grunde genommen ein Levelpack zu Crash Bandicoot 3 entwickelt.

Um sich Crash Bandicoot endlich vom Hals zu schaffen, hat Dr. Neo Cortex an seinen genetischen Experimenten weitergearbeitet und scheinbar endlich die Lösung all seiner Probleme gefunden. Crunch Bandicoot, ein genetisch weiterentwickelter intelligenter Nasenbeutler soll Crash und seine Freunde ein für allemal ausschalten. Crash und seine Schwester Coco müssen nun also einmal mehr die 25 Kristalle sammeln, um Cortex fiesen Plan zu vereiteln und Crunch Bandicoot aus Cortex‘ Gewalt zu befreien.

Die Oberwelt in Crash Bandicoot: Der Zorn des Cortex ist der von Teil 3 exakt nachgebildet. In fünf Warpräumen finden sich jeweils fünf Level, die der Reihe nach durchgespielt werden müssen. Am Ende einer jeden Welt erwartet Crash ein Endgegner, bevor er in die nächste Welt vordringen kann. Wie bereits im Vorgänger sind allerdings nicht alle fünf Level einer Welt klassische Jump & Run-Level. Stattdessen sind jeweils zwei Level ein spezielles Event wie ein Rennen, ein Monkey Ball-artiger Kugelkurs oder aber ein Unterwasser-Level. Während diese Speziallevel in Crash Bandicoot 3 regelmäßig Totalausfälle waren, nerven in Der Zorn des Cortex einzig die ziemlich langsamen Coco-Jump & Run-Level. Insbesondere die Kugellevel sind erstaunlich gut gelungen.

In Sachen Gameplay hat sich in den Hauptlevels verhältnismäßig wenig getan. Dadurch, dass die Entwickler dieses Mal fest davon ausgehen konnten, dass die Spieler einen Controller mit Analogstick besitzen, verfügt Crash endlich über eine vollständig analoge Steuerung. Dieser Vorteil gegenüber den PlayStation-Spielen ist aber in der Zwischenzeit obsolet, da man in der N-Sane Trilogy mittlerweile auch alle drei Klassiker mit voller Analogsteuerung spielen kann. Darüber hinaus ist die Steuerung nahezu identisch zu Crash Bandicoot 3 mit einer – ziemlich unverständlichen – Ausnahme. Die Möglichkeit, aus einem Slide zu springen und so das Momentum aus dem Slide mitzunehmen, wurde entfernt, wodurch Der Zorn des Cortex ein wenig steifer wirkt als sein unmittelbarer Vorgänger. Leider ist auch das Leveldesign der Jump & Run-Level noch einmal etwas uninteressanter als im ohnehin schon eher schwachen dritten Teil. Das hat zur Folge, dass Der Zorn des Cortex weniger stark ausgeprägte Hohen und Tiefen hat als Warped, über die gesamte Spielzeit hinweg betrachtet aber etwa gleich gut ist.

Die Time Attacks aus dem dritten Teil sind auch in Der Zorn des Cortex wieder mit von der Partie und erfreulicherweise sind alle Level gut auf die Zeitlimits angepasst, so dass es viel Spaß macht, die Relics zu sammeln Nur wer in jedem Level ein Gold-Relic holt, kann überdies alle Level spielen und das richtige Ende des Spiels sehen, der Time Attack ist also einmal mehr nicht ganz optional. Erstaunlicherweise hat aber die Präsentation stark unter dem Generationenwechsel gelitten. Musikalisch wird altbekannte Kost wieder aufgewärmt, so dass es hier keine schlechten Überraschungen gibt, aber die Grafik, wenngleich etwas klarer als auf der PlayStation, versprüht nicht mehr den Charme der PlayStation-Originale. Die Grafik wurde sehr ungleichmäßig verbessert, in Sachen Artstyle sogar etwas langweiliger gestaltet und das Ergebnis ist ein etwas inkohärentes Bild. Wer auf der PlayStation 2 spielt, muss außerdem mit exorbitanten Ladezeiten rechnen, die aber zum Glück für GameCube und Xbox auf ein erträgliches Maß reduziert wurden.

Crash Bandicoot: Der Zorn des Cortex ist ein sehr konservativer Nachfolger zu Crash Bandicoot 3 und schafft es nicht, nennenswerte eigene Akzente zu setzen. Wer die Reihe mag, wird sicher auch mit Der Zorn des Cortex seinen Spaß haben, aber eine uneingeschränkte Empfehlung kann man für das Spiel mit Sicherheit nicht aussprechen.

Getestet auf GameCube.