Rocket: Robot on Wheels (Review)

Bevor Sucker Punch auf der PlayStation 2 mit Sly Cooper zu Sonys Hüpftrio beigetragen hat, hat sich das Studio zunächst an einem Nintendo 64 Jump & Run in bester Mario 64-Tradition versucht. Rocket Robot on Wheels hat zwar einen etwas irreführenden Namen – Rocket besitzt nämlich tatsächlich nur ein einzelnes Rad – gehört aber auf jeden Fall zu den Geheimtipps unter den N64-Spielen und wartet überdies mit einer ungewöhnlich komplexen Physik auf.

In Rocket: Robot on Wheels schlüpft man in die Rolle des kleinen Roboters Rocket, der von seinem Besitzer aufgetragen bekommt, auf seine zwei Haustiere aufzupassen, während der Professor letzte Vorbereitungen für eine große Zirkusshow mit dem Walross und dem Waschbären trifft. Leider ist der Waschbär aber gar nicht damit einverstanden, nur die zweite Geige zu spielen und bricht, als Rocket ihm gerade den Rücken zudreht, aus. Mehr noch, stiehlt er alle Eintrittstickets und Token für die sonstigen Attraktionen, die der Professor vorbereitet hat. Pflichtbewusst macht sich Rocket auf den Weg, nicht nur den Waschbären wieder einzufangen, sondern unterwegs alle Tickets und Token wieder aufzulesen.

Rocket: Robot on Wheels bietet sechs Level mit jeweils 12 Hauptaufgaben. Zusätzlich ist die Oberwelt, ähnlich wie in Banjo-Kazooie, selbst aufgebaut wie ein Hauptlevel und bietet ebenfalls 12 Hauptaufgaben. Jede Hauptaufgabe wir mit einem Ticket entlohnt. Die Tickets sind in jedem Level von A bis L mit jeweils einem Buchstaben versehen und das Pausemenü gibt für jedes Ticket einen knappen Hinweis, wo im Level es zu finden ist. Die bereits angesprochenen Token sind etwas zahlreicher vertreten und so sind jeweils 200 Token in jedem Level versteckt. Da es auch Token im Wert von fünf oder zehn Tokens gibt, ist die Gesamtzahl der zu sammelnden Objekte etwas geringer als 200, doch überwiegen klar die Token von Wertigkeit 1. Die Token sind so in der Welt verteilt, dass sie größtenteils auf dem Weg liegen oder auch den Weg anzeigen, es gibt aber in jedem Level einige etwas fieser versteckte Token. Besonders ärgerlich für Perfektionisten ist, dass Sucker Punch einige Token bewusst so platziert hat, dass sie in für die -ohnehin sehr bockige – Kamera schwer einsehbaren Stellen liegen. Schwächen des eigenen Spielsystems auszunutzen, um dem Spieler das Leben schwer zu machen, ist schon eine etwas gewöhnungsbedürftige Designentscheidung.

In Hinblick auf die Spielmechanik bietet Rocket zunächst keine großen Überraschungen und so kommt der Roboter mit einem überschaubaren Standardrepertoire an Bewegungen daher. Zu Beginn kann Rocket laufen (respektive fahren), springen und Objekte mit einer Art Traktorstrahl anheben. Immer wenn Rocket eine gewisse Zahl an Token gesammelt hat, erhält er außerdem zusätzliche Moves, beispielsweise einen Angriff oder einen Doppelsprung. Die große Besonderheit im Spielsystem ist die bereits angesprochene Spielphysik. Dass Rocket auf einem Rad unterwegs ist ist nämlich nicht nur kosmetischer Natur. Das Momentum das er aufnimmt ist entscheidend dafür, ob er eine Fläche entlanglaufen kann oder nicht und entscheidet auch über die Sprungweite. Früh im Spiel erhält Rocket zudem die Fähigkeit, sich wie an einem Seil zu schwingen – wiederum mit einem besonderen Augenmerk auf Momentum. Die Spielmechanik ist somit etwas komplexer als man es im Genre gewohnt ist, die Entwickler haben die sich hieraus ergebenden Möglichkeiten aber sehr gut im Spiel genutzt.

Das Leveldesign ist erfreulich kompakt und dicht mit Aufgaben versehen. Viele Level sind zudem in zwei Phasen unterteilt. Es gibt nämlich in jedem Level sieben Maschinenteile zu finden, die man benötigt um eine spezielle Maschine zu aktivieren. Diese Maschine ist zwar zu Beginn nicht mehr als ein Schlüssel zu einem kleinen Extragebiet mit einem Ticket, später wird aber das Level durch die Maschine signifikant erweitert. Zwar ist der Spielfluss nicht annähernd so rund wie bei Mario oder Banjo, doch sind viele Teilaufgaben und auch die Gesamtstruktur der Level gut durchdacht, so dass Rocket: Robot on Wheels ein echter Geheimtipp auf dem Nintendo 64 ist.

Getestet auf Nintendo 64.