Spyro Enter the Dragonfly (Review)

Der arme Spyro wurde beim Generationenwechsel von seinen Eltern vor die Tür gesetzt, da Insomniac Games den Umstand, dass Spyro nicht einmal eine Waffe halten könne, untragbar fand. Doch Großvater Universal Games wollte Spyro nicht seinem Schicksal überlassen, sondern hat sich umgehend auf die Suche nach Pflegeeltern gemacht, in diesem Fall Equinoxe Digital Entertainment und Check Six Studios – für die beide Spyro Enter the Dragonfly das letzte Spieleprojekt sein sollte.

Die Geschichte von Spyro Enter the Dragonfly ist schnell erzählt: Die in Drachenbabys, um deren Sicherheit es im dritten Teil ging, sollen nun endlich ihre Libelle erhalten, doch die Feierlichkeiten werden von Ripto gestört, der alle Libellen im Land verstreut, so dass die kleinen Drachen vorerst auf ihre Libellen verzichten müssen. Selbst Spyros Freund Sparx wird verschleppt. Spyro muss sich nun aufmachen, alle Libellen wieder zu befreien. Keine Sorge braucht man aber als Fan von Spyros Libelle Sparx zu haben, Sparx findet man nämlich umgehend nach der Introsequenz wieder – da Sparx Spyros Lebensenergieanzeige ist, ist das auch nicht weiter erstaunlich.

Spyro Enter the Dragonfly folgt sehr streng der Designschablone, die Insomniac Games mit dem Originalspiel definiert hat. Das heißt die acht Welten des Spiels werden über eine – in diesem Fall einzige zusammenhängende – Oberwelt betreten, die relativ frei begehbar ist. Die Level selbst sind hingegen wie ein Ring designt, sind also im Wesentlichen linear, am Ende des Levels kommt man aber wieder am Beginn aus. Als Hauptsammelgegenstände im Spiel fungieren wie eingangs erwähnt die Libellen, die man als Belohnung für das erfolgreiche Abschließen von Hauptaufgaben erhält, oder aber einfach an – ziemlich willkürlichen – Orten in den Levels findet. Die Libellen dienen zudem als Schlüssel zu den verschiedenen Levels im Spiel – nur wer genug Libellen sein Eigen nennt, darf das nächste Level betreten. Zusätzlich gibt es in jedem Level hunderte farbige Diamanten zu sammeln, die den gesamten Weg des Spiels abdecken.

Leider gilt weiterhin, dass die Diamanten ziemlich willkürlich in die Level geschmissen wurden und das Sammeln der Diamanten selbst, so anspruchslos es auch sein mag, eine Menge Zeit in Anspruch nimmt. Zudem ist das Spiel enorm streng was die Sammelgegenstände anbelangt, denn nur wer in jedem Level alle Diamanten sammelt – im Gesamtspiel gibt es derer immerhin 7000 – bekommt den vollen Abspann zu sehen. In der Hinsicht waren selbst Sammelkönige Donkey Kong 64 und Banjo-Tooie kulanter.

Das Leveldesign weist die gleiche Schwäche wie bei Insomniac Games Spielen auf: Es fehlt nahezu jeglicher Anspruch, die meisten Sprungpassagen sind vollkommen trivial und nahezu jeder Tod im Spiel kommt von Schwierigkeiten mit der Steuerung, die mit einem recht großen Wendekreis und einer außergewöhnlichen Inputverzögerung beim Segelflug daher kommt. Die Sammelgegenstände sind wahllos in die ohnehin sehr flache und spielerisch wenig eindrucksvolle Welt geworfen und so lebt Spyro Enter the Dragonfly sehr stark von der Präsentation der Level und Charaktere. In dieser Hinsicht muss man zunächst auch ein Lob aussprechen, denn sowohl Charakter- als auch Weltendesign ist stilistisch sehr ansprechend.

Allerdings ist die Spielerfahrung in Enter the Dragonfly dennoch auf Grund der technischen Umsetzung äußerst zweifelhaft. Die Schwierigkeiten beginnen bei einer fürchterlich ungenauen Kollisionsabfrage, die zu so Bugs führt wie dass man eines der Hauptore im Spiel – das das dritte Drittel der Oberwelt abtrennt – einfach durchrennen kann, oder dass man mit einer Stampfattacke in der Nähe des Zugangs zum letzten Endgegner gleich zu Beginn durch den Boden glitchen und mit dem Endgegner kämpfen kann. Hinzu kommt dass das Spiel gelegentlich gerne abstürzt, Spyro in irgendwelchen Animationen gefangen bleibt, Spyro an Ecken in der Spielwelt hängen bleibt, die es nicht geben sollte, oder gegen unsichtbare Hindernisse prallt und abstürzt, wenn man zu einer Plattform segelt. Doch damit nicht genug, bricht die ohnehin niedrige Framerate regelmäßig derart ein, dass man nur noch von einer Slideshow sprechen kann. Egal ob Spyro Feuer spuckt, mehrere Gegner im Bild sind oder man auf einer Regenbogenstrecke mit Nebel rennt, die Framerate wird an unzähligen Stellen im Spiel völlig untragbar.

Spyro Enter the Dragonfly ist ein sehr traditionsbewusster Nachfolger der PlayStation-Trilogie und kann in vielerlei Hinsicht direkt an diese anknüpfen. Abseits von der Möglichkeit, zwischen vier verschiedenen Elementen für den Atem (Feuer, Wasser, Eis und Elektrizität) zu wechseln, gibt es aber keinerlei neue Impulse für die Formel, die mit drei Spielen ohnehin schon überstrapaziert wurde. Die oft langweiligen Minispiele, extrem langen Ladezeiten und fürchterliche technische Umsetzung heben es qualitativ dann aber doch so stark negativ von seinen Vorgängern ab, dass man das Spiel eigentlich niemandem mehr empfehlen kann. Immerhin ist das Leveldesign besser als im direkten Vorgänger.

Getestet auf GameCube.