Pac-Man World 2 (Review)

Pac-Mans Geburtstagstitel zum zwanzigsten Jahrestag des Arcade-Originals auf der PlayStation war ein voller Erfolg und so hat Namco es sich natürlich nicht nehmen lassen, die Konzepte des Spiels in einem Nachfolger weiterentwickeln zu lassen. Durch den Sprung in die nächste Konsolengeneration gab es hierbei natürlich auch gleich mehr technischen Spielraum. Pac-Man World 2 ist dann auch nicht nur für Sonys PlayStation 2, sondern zudem auch den GameCube – und in den USA auch die Xbox erschienen.

In Pac-Man World 2 wird durch die Geschichte – wie gehabt in FMV-Sequenzen erzählt – die Dramatik unmittelbar erhöht. Musste Pac-Man im Erstling nur seine Freunde befreien um seine Geburtstagsfeier zu retten, steht in Pac-Man World 2 gleich die Zukunft von ganz Pac-Land auf dem Spiel, denn die goldenen Früchte wurden gestohlen und der böse Geist Spooky möchte mit ihrer Macht das Pac-Land auslöschen. Grund genug für Pac-Man, sich einmal mehr von seiner heldenhaften Seite zu zeigen.



Sobald man die Kontrolle über Pac-Man übernimmt, fällt als erstes auf, dass die Kamera ganz grundlegend überarbeitet wurde. Wurde der erste Pac-Man World-Teil noch aus einer fixen, erhöhten Kameraperspektive gesteuert, ist die Kamera in Pac-Man World 2 dynamisch und wesentlich näher am Geschehen. Außerdem kann man die Kamera mit dem rechten Stick drehen, so dass man ein wenig Kontrolle über die Perspektive hat. Leider ist die manuelle Drehung der Kamera oft verboten und selbst wenn man die Kamera drehen kann, ergeben sich viel zu oft Situationen, in denen die Kamera sich bockig in einer Position hält, die absolut nicht hilfreich ist, um Sprünge abzuschätzen. Nichtsdestotrotz, dank der beweglichen Kamera ist einer der zentralen Kritikpunkte am Erstling deutlich abgeschwächt: Ist ein Sprung schlecht abzuschätzen, kann man durch einige Kameraschwenks eine bessere Sicht auf die Situation gewinnen.

In Sachen Steuerung ist beinahe alles beim Alten geblieben, weiterhin kann Pac-Man dank seiner Kugelform wie ein Basketball durch die Gegend hopsen und so Schalter aktivieren und Gegner besiegen. Auf Knopfdruck kann Pac-Man auch immernoch auf der Stelle rennen um dann in bester Spin-Dash-Manier durch das Level zu kugeln. Durch die dynamischere Kamera, ein etwas besseres Momentum und ein etwas breiter angelegtes Leveldesign findet diese Technik jetzt aber wesentlich mehr Verwendung und macht auch eine Menge Spaß.



Das Leveldesign ist weiterhin strikt linear und setzt vor allem auf anspruchsvolle Hüpfsequenzen. Allerdings gibt es dieses Mal auch eine Menge kleiner Abwechslungen. So kann man in einem Level in Crash Bandicoot-Manier vor einer Lawine davon rennen, in einem anderen Level fährt Pac-Man Schlittschuh oder schwimmt unter Wasser automatisch nach vorn, so dass der Spieler wie in einem Autorunner entgegen kommenden Hindernissen ausweichen muss. Die meisten ungewöhnlichen Aktivitäten machen Spaß, doch gibt es auch einen ziemlichen Rohrkrepierer. Am Ende eines relativ kniffligen Levels muss Pac-Man eine Rutschbahn entlang kullern. Diese ist allerdings sehr schmal und Pac-Man reagiert sehr langsam auf Richtungsänderungen, so dass man nicht umhin kommt, die Rutschbahn im Wesentlichen auswendig zu lernen.

Eine weitere Schwierigkeitsspitze stellt der Endgegner eben dieser Welt dar, denn dieser kommuniziert relativ schwach mit dem Spieler. Pac-Man muss diversen Feuerangriffen des Gegners ausweichen und dann auf das Cockpit des Gegners stampfen. Allerdings ist das Zeitfenster, in dem man auf das Cockpit stampfen kann viel geringer als der Ablauf des Kampfes suggeriert, so dass man oftmals völlig überrascht ist, keinen Treffer platziert zu haben. Hinzu kommt, dass man bei dem Endgegner von einer etwas unzuverlässigen Abprallphysik abhängig ist, so dass der Endgegner durchaus recht frustrierend sein kann.



Die übrigen Level und Endgegner wissen aber mit einem gut balancierten Schwierigkeitsgrad, abwechslungsreicher Präsentation und gelungener Rekombination von Aufgabenstellungen zu gefallen. Einzig, wer das Spiel wirklich zu 100% durchspielen möchte, wird bei Pac-Man World 2 wahrscheinlich an die Grenzen seiner Geduld gehen. Man muss nämlich hierfür in den Levels Spielhallenmünzen sammeln. Insgesamt gibt es derer 189, für 180 Münzen schaltet man Ms. Pac-Man, die letzte Belohnung frei. Neben den verstreuten Münzen gibt es in jedem Level aber noch zwei Bonusmünzen. Die eine erhält man für einen (durchaus gut gelungenen) Time Attack, die andere dafür, dass man in einem Durchlauf alle Früchte und alle Dots sammelt. Von letzteren gibt es stets mehrere Hundert und es ist durchaus nicht unrealistisch, den einen oder anderen Dot zu verpassen. Die schiere Menge an Sammelobjekten sorgt dafür, dass diese Aufgabe schlicht in Stress ausartet, zumal es eine ganze Menge Levelabschnitt gibt, in denen man (halb-) automatisch nach vorn getrieben wird und so nur eine Chance je Durchlauf hat, die hier verstreuten Sammelobjekte aufzulesen. Das macht schlicht keinen Spaß und ist die Belohnung auch nicht wirklich wert.

Insgesamt ist Pac-Man World 2 ein spaßiges, forderndes 3D Jump & Run, das leider mit einem Umfang von etwa fünf Stunden ziemlich kurz geraten ist. Sammelfreunde können zwar wesentlich mehr Zeit mit dem Spiel verbringen, werden aber dann auch nicht selten völlig genervt vom Spiel sein. Im Vergleich zum Vorgänger wurden viele kleine Schritte nach vorn gemacht, aber auch einige Verschlechterungen, wie die bereits angesprochenen Nebenaktivitäten und der Sammelaspekt umgesetzt. Ein kurzes Wort noch zu den obligatorischen Pac-Man-Labyrinthen, die man in Pac-Man World 2 freischalten kann: Dieses Mal hat Namco auf dynamische Fallen verzichtet, so dass diese Labyrinthe wesentlich mehr Spaß machen und im Grunde genommen einfache Levelpacks zum Arcade-Original darstellen. Man sollte allerdings zu Beginn eines Labyrinths unbedingt die Kamera herauszoomen, da man sonst allzu oft von Gegnern überrascht wird, die man schlicht nicht sehen kann, bevor es zu spät ist.

Getestet auf GameCube.