Boti: Byteland Overclocked (Review)

Lange habe ich auf Boti: Byteland Overclocked warten müssen. Auf der Gamescom 2022 wurde bereits eine fortgeschrittene Fassung des Spiels veröffentlicht, das fertige Spiel war für dasselbe Jahr geplant. Doch nach einer Verschiebung ins Jahr 2023 erschien es zunächst nur für den PC und als Konsolenspieler musste ich mich noch volle zwei weitere Jahre gedulden, bevor Boti jetzt endlich auch auf Konsolen sein Debüt feiern kann. Was lange währt wird endlich gut?

In Boti: Byteland Overclocked schlüpft man in die Rolle des titelgebenden Roboters Boti, der, unterstützt durch zwei redselige Begleiter namens Eins und Null das Byteland, das innere des Computers, in dem Boti lebt, zu retten. Die Geschichte des Spiels wird mit englischer Sprachausgabe und (sehr kleinen) deutschen Bildschirmtexten in Form von Echtzeitsequenzen zu Beginn und Ende eines jeden Levels erzählt. Zusätzlich wird sie durch Kommentare der beiden Begleiter vorangetrieben. Während Null eine etwas depressiv wirkende Realistin ist, ist Eins eine hyperaktive Frohnatur und Optimistin. Die Dynamik zwischen den beiden Figuren lädt zum Schmunzeln ein, wenn das Spiel auch nicht mit dicken Lachern aufwarten kann. Die Geschichte bleibt aber immer sympathisch und drängt sich nicht unangenehm in den Vordergrund.

Strukturell ist Boti: Byteland Overclocked in eine Oberwelt mit acht durch Portale zugängliche Hauptlevel unterteilt. Zusätzlich gibt es drei optionale Level im Halloween-Stil. Die acht Hauptlevel des Spiels sind im Wesentlichen lineare Hüpflevel, die aber mit zahlreichen offeneren Teilgebieten zum Erkunden einladen und unzählige kleine Nebenwege bieten, auf denen man seltene Sammelgegenstände finden kann, die allerdings augenscheinlich nur einem Selbstzweck dienen. Ich habe zwar sehr gründlich gespielt, aber nicht ganz alle Sammelgegenstände gefunden; sofern Boti nicht überraschend bei der Vervollständigung der Sammlung doch noch eine Belohnung auspackt, haben die Sammelgegenstände aber keine Bedeutung jenseits der optionalen Herausforderung, sie zu finden.

Mit einem Umfang von ca. 20 bis 40 Minuten sind die Level ziemlich lang, so dass man für eine Spielsession Boti immer ein wenig Zeit mitbringen sollte. Aus mechanischer Sicht ist Boti simpel, bietet aber doch ein wenig Finesse. Boti kann laufen, springen, einen Doppelsprung ausführen, Gegner schlagen, stampfen und einen Dash durchführen. Zusätzlich kann er sich magnetisieren und so magnetische Blöcke verschieben oder sich an magnetischen Ankern entlangschwingen. Die Spielmechanik wird in den Levels gut exploriert. Die sehr niedrige Spielgeschwindigkeit und die etwas zu zahlreichen Kämpfe gegen kleine Gegner können den Eindruck ein wenig trüben, aber gerade für die augenscheinlich junge Zielgruppe bietet Boti eine angenehme Herausforderung in einer farbenfrohen Welt. Gleichzeitig wandelt Boti aber auch nur auf ausgetretenen Pfaden: Neue Ideen gibt es kaum, Genre-Kenner werden aber viele unterhaltsame Grundideen wiederfinden.

Leider ist die Umsetzung des Spiels auch beinahe zwei Jahre nach dem ursprünglichen PC-Release noch ziemlich fehlerhaft. In den ersten sechs Levels habe ich jeweils einen erheblichen Fehler erlebt, der äußerst frustrierend war. Nach erstmaligem Abschluss des ersten Levels wurde das zweite Level nicht freigeschaltet und ich habe sehr viel Zeit in der Oberwelt zugebracht um herauszufinden, wie ich in das zweite Level gelange – im Endeffekt half nur, das erste Level noch einmal komplett von vorn zu spielen, was in Anbetracht der Levellänge doch ziemlich ungünstig ist. In Level 3 hat ein magnetisches Levelelement, eine Art Flipper-Automat, seinen Dienst eingestellt und konnte nur durch Level-Neustart repariert werden und in Level 5 wurde ich vom Endgegner unter den Boden befördert und konnte nicht mehr sterben, ein Levelneustart war erforderlich. Beim zweiten Durchlauf ist dann die Lebensenergieleiste nach Besiegen des Endgegners übriggeblieben und hat mich bis zum Ende des achten Levels durch das ganze Spiel begleitet.

Das sind nur die heftigsten Fehler, die ich beim Spielen von Boti: Byteland Overclocked erlebt habe, unzählige Kleinigkeiten, wie die Unmöglichkeit, eines der drei Charakterattribute aufzuleveln, oder aber das fehlerhafte Kostümmenü, das immer wieder automatisch auf den ersten Eintrag zurückspringt, stören die Spielerfahrung zusätzlich. Das ist sehr schade, denn in dieser hohen Frequenz trüben die Fehler den Spieleindruck schon erheblich und schlagen sich natürlich auch auf die Bewertung nieder. Immerhin, basierend auf der PlayStation 5-Fassung ist die Konsole-Umsetzung hinsichtlich der Framerate sauber, was in Anbetracht früher Probleme auf dem PC nicht selbstverständlich ist. Ich empfehle aber, auf den Performance-Modus zu wechseln.

Optisch ist Boti: Byteland Overclocked liebevoll gestaltet. Farbenfroh, verspielt und fröhlich kann es sich mit anderen mittelgroßen Jump & Run-Spielen problemlos messen und versprüht im Zusammenhang mit dem bereits angesprochenen Humor eine lockere, unterhaltsame Atmosphäre, die auch bis zum Ende des Spiels trägt. Die Musik erinnert ein wenig an Crash Bandicoot, ist aber deutlich weniger eingängig und hat mich nicht über das Spielende hinweg begleitet. Im Spiel selbst passt sie aber gut und steht dem Spielspaß nie im Weg.

Boti: Byteland Overclocked ist ein etwas langsames Jump & Run mit vielleicht etwas zu langen Levels, das aber mit viel Liebe designt wurde und spielerisch nicht viel falsch macht. Allerdings trüben die teilweise heftigen Fehler, die vor allem auch viel Wiederholung vom Spieler verlangen, den Spielspaß und können sich als sehr frustrierend erweisen. Falls diese Fehler behoben werden, ist Boti, wenn man mal von dem ziemlich stressigen letzten Endgegner absieht, ein prima Spiel gerade für Neueinsteiger ins Genre, ohnedies ist aber eine Frustresistenz notwendig, die junge Spieler vermutlich eher nicht mitbringen werden.

Vielen Dank an Untold Tales für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation 5.