MLB The Show 24 (Review)

Artwork zu MLB The Show 24

In meiner “Karriere” als Videospieler und Freizeitschwaffler habe ich schon wirklich viele Sportspiele erleben dürfen. Selbstverständlich Fußball, mein Steckenpferd, wie zuletzt letztes Jahr mit EA Sports FC 24. Diverse Racing-Simulationen. Basketball, Eishockey, Olympia – selbst Handball-Simulationen haben es bereits in meine Konsole geschafft. Lediglich Baseball ist bisher, abseits von Minispielen, komplett unter meinem Radar gewesen. Gut, dass Sony über die letzten Jahre sein eigenes Franchise etabliert hat. Dank MLB The Show 2024 weiß ich jetzt zumindest, warum mich diese Form der Sport-Simulation bisher (unbewusst) nicht angesprochen hat.

Baseball pur in MLB The Show 2024

Vor etlichen Jahren wurde mir ein Muster zu Madden NFL 15 aufgedrückt. Ein kleiner Glücksfall, denn dadurch habe ich ein “anderes” Verständnis für die Sportart, die ich zuvor lediglich aus Hollywood-Produktionen kannte, gewonnen. Ich mag American Football, wenn auch nicht in demselben Ausmaße wie andere Sportarten. Dieser Tage habe ich daher freiwillig bei MLB The Show 24 meinen “Will haben”-Stempel in der Village-Redaktion gesetzt. Vielleicht würde bei Baseball ja etwas Ähnliches passieren können?

Und MLB legt sich richtig ins Zeug, um mir als Anfänger zu gefallen. Die Präsentation ist weitestgehend gut und authentisch, auch wenn ich manche Bewegungen ein Stück weit zu steif empfand. Aber wenn mich das stören würde, wäre ich sicherlich nicht immer wieder mit dem Fußball von EA zugange. Was mir nach dem Installations-Match sehr gefallen hat, waren die wirklich detaillierten Steuerungsoptionen, die MLB The Show 24 bietet und Schritt für Schritt durch das Spiel lenkt. Anders als FC 24 nimmt MLB The Show halt nicht als gegeben hin, dass Käufer:innen sofort Bezug zum Spiel, der Sportart und ihrer Systeme haben.

Ich möchte jetzt nicht ausführlich auf die Regeln des Sports selbst eingehen, da diese eine Webseite für sich füllen könnten (schätze ich). Doch die Übertragung ins Gameplay ist beim eher “rundenbasierten” System von Baseball gut gelungen. Wenn wir am Wurfmal stehen, können wir unter verschiedenen Wurfarten auswählen, um den Ball am Batter vorbei zu werfen. Dies gelingt mal mehr, mal weniger effektiv. Das geübte Auge wird hier sicherlich Körperhaltung und Schläger genau studieren können, um zu wissen, wie man optimal agiert. Für Einsteiger wie mich werden Wurfarten vorgeschlagen, schön inklusiv!

Homerun oder nicht Homerun, das ist hier die Frage

Etwas komplexer sieht es als Batter aus, der den Wurf des Pitchers abschmettern muss. (Merkt ihr, wie ich mir Worte aus der Sportart extra für euch eingeprägt habe! Ha, Service!) Der Schlag ist je nach Flugkurve und Geschwindigkeit des geworfenen Balles und selbstverständlich vom eigenen Timing stark abhängig. Dies hat mir schon Spaß gemacht und zeigt mir schon, warum diverse Minispiele wie in der Yakuza-Reihe lieber diesen Aspekt von Baseball übernehmen.

Screenshot aus MLB The Show 24

Idealerweise schmettert man auf diese Weise den Ball so präzise auf die Zuschauerränge, dass der Batter problemlos alle Bases ablaufen kann. Ansonsten gilt es halt für die Angreifer, jede Base schneller zu erreichen, als der Ball zurückkommen kann. So werden nach und nach Punkte innerhalb eines Innings (ein Abschnitt innerhalb des gesamten Matches) erzielt. Verteidiger hingegen müssen jeden Schläger “auswerfen”, damit er keine Punkte erzielen kann.

Doch die anfängliche Freude, als Batter Bälle durch die Arena zu prügeln, hat sich zu schnell verflüchtigt. Alles sieht gut aus, es spielt sich auch gut, um Baseball ideal zu simulieren. Aber bei Sportspielen möchte ich “aktiver” sein. Als Batter ist dies lediglich durch den Schlag möglich, das Sprinten von Base zu Base erfordert keinen sonderlichen Aufwand. Als Verteidigung hingegen gibt es kleinere Variationen, da wir abgewehrte Bälle des gegnerischen Batters im weiten Outfield stellenweise durch Slides und Sprints abfangen können. Dies fühlte sich für mich aber nicht gut an und bei meinen Matches kam ich nie in einen Flow, diese Verteidigung wirklich zu verinnerlichen.

Eine klassische Sportsimulation

Ansonsten dürften Freund:innen von Sportsimulationen bei MLB The Show 24 die weitestgehend gewohnt solide Kost bekommen. Glanzstück dürfte der Modus “Road to the Show” sein, in dem wir erstmals auch eine weibliche Spielerin erstellen und zu Glanz und Glorie spielen dürfen. Ich mag es, dass solche Optionen mehr und mehr ihren Weg in Videospiele hinein finden. Und gleichzeitig versucht sich der Modus daran, eine Art von Sportstory zu erzählen. Irgendwie will das bei mir, aber – ähnlich damals auch bei The Journey von der FIFA-Reihe so gewesen – nicht wirklich zünden.

Persönlich mag ich sehr den Modus “Storylines”, in dem wir historische Duelle und Ereignisse aus zig Jahrzehnten Baseball- und MLB-Geschichte wiedererleben können. Ich mag solche Modi, weil sie ein deutlicher Beweis dafür sind, dass Teile des Studios viel Herzblut darin investieren, ihren Spieler:innen einen Eindruck der jeweiligen “Kultur” hinter der Sportart zu gewähren. Zugleich stimmt mich mit der Fortsetzung der Negro League Season 2 in MLB The Show 24 auch der Ansatz fröhlich, die eher unbekannte Liga afroamerikanischer Teams im Schatten der MLB zu zeigen.

Der Rest erscheint mir – ohne jetzt das Franchise in den letzten Jahren verfolgt zu haben – wie der übliche Umfang einer Sportsimulation. Im Franchise-Mode übernehmen wir ein Team und rocken die MLB. Mehrspieler-Modi gibt es online und offline genug, um auch mit Freund:innen (oder Fremden) Spaß am Baseball zu haben. Und es gibt auch Diamond Dynasty, einen mit Mikrotransaktionen und Sammelkarten gefüllten Modus, um ganz in FUT-Manier noch ein paar Dollar mehr herauszupressen. Seufz.

Gute Voraussetzungen für MLB The Show 24

Normalerweise sage ich in meinen Reviews zu Sportspielen irgendwas in der Form von »Also, für Fans ist es definitiv etwas«. Dies liegt vor allem daran, dass ich nahezu jeder Sportart etwas abgewinnen kann. Bei Baseball und somit auch MLB The Show 2024 hingegen stehe ich auf der anderen Seite. Ich bin nie wirklich warm geworden mit dem Spiel und Baseball bleibt wohl eher eine Sportart, die ich mit amerikanischen Sportlerdramen im Fernsehen assoziiere.


Nichtsdestotrotz ist MLB The Show 2024 – wenn ich das Spiel als solches bewerte – eine solide Baseball-Simulation. Die Einstellungsmöglichkeiten für individuelle Schwierigkeits- und Steuerungsoptionen haben mir sehr gut gefallen und die Vielfalt an Spielmodi kann mit anderen Sportsimulationen eindeutig mithalten. Langjährige Fans dürften vor allem den Storylines-Modus lieben. Leider ist Baseball ein für sich stehend gemächlicher Sport, weswegen das Gameplay weitaus weniger aktiv und eher abwartend ist. Und so komme ich zum fast schon obligatorischen Fazit: Also, für Fans ist es definitiv etwas! (Überraschung!)

Den Homerun auf PlayStation 5 verpasst. Ein herzlicher Dank geht an Sony Interactive Entertainment für die Bereitstellung eines Mustercodes.