Hirilun (Review)

Auch wenn 3D Jump & Runs traditionell nur selten die Ego-Perspektive wählen, hat es in den letzten Jahren einen kleinen Trend zu First-Person 3D Jump & Runs gegeben. Womöglich dem Vorbild von Mirror’s Edge geschuldet, wird dabei gerne auf das Thema Parcour Bezug genommen. So auch im Hüpfspiel-Snack Hirilun, der mit einiger Verzögerung kürzlich den Sprung auf die Konsole geschafft hat.

Hirilun hält sich nicht mit Oberflächlichkeiten wie einem Intro oder überhaupt einer Geschichte auf, sondern schmeißt den Spieler gleich in eine einfache Levelwahl. Insgesamt bietet Hirilun sechs Level zur Auswahl, die nacheinander freigeschaltet werden, mit einem Sterne-Ranking-System aber zum wiederholten Spielen einladen wollen. Tatsächlich sind die Sterne kein reines Bonbon für ehrgeizige Spieler, sondern dienen als Schlüssel für die späteren Level. Wenn man alle Level durchspielen möchte, muss man durchschnittlich ca. 1,5 von 3 Sternen je Level verdienen. Die Sterne werden abhängig von der benötigten Zeit vergeben und wer trödelt, kann auch mit leeren Händen aus einem Level gehen.

Spielerisch beschränkt sich Hirilun auf das Wesentliche, das heißt, dass man laufen und springen kann, zusätzlich gibt es drei Spezialfähigkeiten, die man nur beschränkt einsetzen kann: Boost, Hover und Dash. Der Dash ist allerdings leider meines Erachtens zu schwach und, jedenfalls mit Controller-Steuerung, fummelig, um ein gutes Spielgefühl zu vermitteln. Die übrigen Fähigkeiten machen aber Spaß. Auf Kämpfe oder auch mobile Hindernisse im Allgemeinen verzichtet Hirilun vollständig. Im Ergebnis ist Hirilun fokussiert und lenkt den Spieler nicht mit frustrierenden halbgaren Spielelementen ab.

Hirilun zu spielen ist unterhaltsam, allerdings ist die Spielgeschwindigkeit selbst mit Boost recht gering, was in Anbetracht dessen, dass das Spiel sich so stark auf den Performance-Gedanken konzentriert, ungewöhnlich ist. Allerdings ist die Steuerung in der Ego-Perspektive natürlich auch etwas weniger geeignet, um in halsbrecherischem Tempo durch die Spielwelt zu rasen. Das Leveldesign ist sehr abwechslungsreich und jedes der sechs Level hat eine klare eigene Identität. Allerdings habe ich in einigen Levels deutliche Orientierungsprobleme gehabt. Viele Level haben nämlich eine Vielzahl alternativer Pfade und in vielen Fällen ist nicht ganz offensichtlich, wie man am besten weiterlaufen sollte. Das hat bei wiederholtem Spielen der Level einen immer geringeren Einfluss auf die Spielerfahrung, dennoch wäre es für ein Performance-orientiertes Spiel wünschenswert, dass das Spiel jedenfalls einen Pfad optisch klar kommuniziert.

Optisch setzt Hirilun auf farblichen Minimalismus. Die gesamte Spielwelt ist in Schwarz-Weiß gehalten – sogar weitgehend ohne von Grautönen Gebrach zu machen. Einzig die roten Checkpoints und die gelben Zeitstopp-Items weichen von dieser Farbgebung ab. Stellenweise kann das etwas irritierend sein, wenn man vor einer großen schwarzen Fläche steht, aber nach kurzer Eingewöhnungsphase funktioniert der einfache optische Stil schon ganz gut und stellt sich nur selten als Hindernis heraus.

Hirilun ist ein kurzes, aber unterhaltsames 3D Jump & Run, das zwar keine besonders herausstechenden Ideen mitbringt, für die Spielzeit aber gut unterhalten kann. Achivement-Jäger können sich mit zahlreichen Zusatzkriterien für die jeweiligen Level auseinandersetzen – beispielsweise den Verzicht auf die Spezialfähigkeiten oder das Erreichen aller drei Sterne – wer aber überhaupt keine Lust hat, sich an bessere Leistungen in den Levels heranzuarbeiten, wird vermutlich nicht auf seine Kosten kommen.

Vielen Dank an Ratalaika für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.