Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz (Review)

Wenn man nicht selbst kämpfen kann, muss man eben andere Wege finden. Beispielsweise, indem man Monster zähmt und gegen andere Monster antreten lässt. Wie in Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz, dem neuesten Spin-Off der langjährigen DRAGON QUEST-Reihe. Es ist ein halbes Jahr her, da habe ich Schätze gesammelt, diesmal verlangt es mich danach, Meister über alle Monster zu werden. Hoffentlich mit mehr Macht als ein Pokémonmeister. Getrieben bin ich dabei wie ein guter dunkler Prinz von Rache.

Begleitet werde ich dabei von einer Elfe, die Rubine weint, einem menschlichen Dieb und der altbekannten DRAGON QUEST-Musik. Hoffentlich habt ihr die noch nicht zu viel gehört.

Ob das ein Zeichen für gelungenen Monstersammelspaß im Dragon Quest-Gewand ist?

Der dunkle Prinz

Ihr kennt das bestimmt. Euer Vater ist der Obermotz der Monster, aber eure Mutter ein normaler Mensch. Kein Wunder, dass es da kein glückliches Familienleben gibt. Wenn da das Kind mal den Vater töten möchte, wer könnte es ihm verübeln?

Bedauerlicherweise bin ich die Art von Prinz, die anschließend mit einem Fluch leben muss. Meinen Rachegelüsten tut das aber keinen Abbruch.

Erst einmal ziehe ich mich in ein kleines Dorf der Menschen zurück, das mich wohlwollend aufnimmt, obwohl die Monster nicht gut auf mich zu sprechen sind. Ein paar Jahre bin ich dennoch gut beschützt. Bis ich eines Tages Monsterzähmer werden muss. 

So schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich kann mich zur Wehr setzen und stärker werden und mir zudem einen gewissen Ruf erarbeiten, der gewiss die Aufmerksamkeit meines Vaters Randolfo weckt.

Ich mag Monster, die niedlich UND stark sind!
Jedes Monster braucht einen Namen

Um zu kämpfen, nutze ich die große Auswahl an Monstern, die ich in Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz fangen kann. Nachdem Dragon Quest 11 bei mir schon ein paar Jährchen her ist und ich daneben erst Dragon Quest Builders 2 und Dragon Quest Treasures gespielt habe, war ich sehr überrascht, wie viele unterschiedliche Monster es schon zu Beginn des Spiels gibt. Natürlich sind auch einige dabei, die Variationen des gleichen Typs sind, teils angepasst an die Region. Daneben gibt es aber auch viele komplett unterschiedliche Designs.

Um eine engere Bindung zu meinen Monstern aufzubauen, kann ich ihnen Spitznamen vergeben. Die Anfrage ploppt bei einem neuen Monster im Team automatisch auf, ich könnte aber auch einfach den normalen Namen bestätigen. Jedenfalls, wenn dieser kurz genug ist. 

Bis zu sechzehn Zeichen sind möglich, was üblicherweise ausreicht. Dennoch hatte ich bald schon Entsetzliche Unt in meinem Team. Da musste ich den Namen einfach übernehmen. Das amüsiert mich bis heute.

Normalerweise habe ich immer irgendein Konzept für meine Spitznamen. Meistens übernehme ich den ersten Buchstaben und verteile einen Namen, der damit anfängt. Manchmal benenne ich nach Lebensmitteln oder Tieren. Diesmal habe ich als Konzept für Spitznamen leichte Abwandlungen des Monsternamens gewählt. Da passt die Entsetzliche Unt für die Entsetzlichen Untertassen perfekt hinein. 

Vor dem Benennen steht das Fangen.
Aus zwei mach eins

Aber die Spitznamen haben einen unschönen Nebeneffekt, an den ich mich erst einmal gewöhnen musste. Denn Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz baut ein wenig darauf, dass ich Synthese betreibe, um neue oder stärkere Monster zu erhalten. Dafür nutze ich zwei Monster, die mindestens auf Stufe 10 sind; anfangs trainiere ich sie dafür, später fange ich sie schon auf der passenden Stufe. Bei der Synthese gehen die beiden Monster verloren und ein neues entsteht auf Stufe 1. Da fiel es mir erst einmal schwer, meine liebevoll benannten Monster einzusetzen. Im Verlauf des Spiels, als ich sie meist nicht mehr aktiv im Team oder in der Reserve hatte, wurde das etwas leichter. 

Allerdings sind die synthetisierten Monster erst einmal kaum zu gebrauchen, da sie auf der niedrigsten Stufe beginnen. Ein wenig gleicht aus, dass sie ein paar Talentpunkte erben, aber wenn ich eines wirklich nutzen wollte, durfte es erst einmal im Reserveteam passiv aufleveln. 

Doch ich kann nicht nur zwei meiner Monster zu einem neuen synthetisieren. Überall in Nadiria sind Monster daran interessiert, eines ihrer Monster mit einem von meinen zu synthetisieren. Dabei haben sie eine Vorliebe, ich kann aber theoretisch jedes beliebige Monster verwenden. Allerdings lohnt es sich durchaus, das richtige Monster einzusetzen, da dadurch ein besseres Monster entsteht. Dafür habe ich mich gern manches Mal auf die Suche nach einem bestimmten Monster gemacht, das ich sonst vermutlich nicht gefangen hätte.

So finde ich die Synthese nur eingeschränkt nützlich. Doch da ich die Digital Deluxe Edition von Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz habe, kann ich Monster, die ich schon einmal besessen habe, noch einmal fangen. Dafür gehe ich auf die Koppel, auf der sich meine gesammelten Monster befinden, und spreche mit einem Maulwurf. Nach Rang aufgeteilt (beginnend mit G als schlechtestem Rang), kann ich auf einem kleinen Feld gegen Monster kämpfen, die ich schon einmal hatte. Verschiedene Ränge setzen die Monster dabei auf ein bestimmtes Levelniveau. Habe ich ein Monster mit einem bestimmten Rang, kann ich es erneut fangen (mit einer bestimmten Fangwahrscheinlichkeit). So kann ich schauen, ob ich Monster auf dem passenden Level finde. Die meiste Zeit über habe ich allerdings ein weitgehend gleichbleibendes Team mit einzelnen ausgewechselten Monstern. 

Tschüss!
Automatische Kämpfe und Befehle

In den Kämpfen habe ich einige Auswahlmöglichkeiten. Die Monster können automatisch eine Aktion aussuchen oder ich gebe spezifische Befehle. Aktionen bringe ich über Talentpunkte bei, die die Monster alle paar Levelaufstiege erhalten. Ich kann auch einzelnen Monstern Befehle geben und die übrigen automatisch angreifen lassen. Die ersten Spielstunden reicht es völlig aus, Monster dauerhaft automatisch angreifen zu lassen. Ungefähr beim dritten Boss stieß ich dann zum ersten Mal an Grenzen. Ich musste mehr auf die LP meiner Monster achten und habe ihnen zwischendurch ein paar Heilmittel zugeworfen. 

Später dann habe ich vermehrt auch auf Taktik geachtet. Ob Gegner immun gegen oder empfindlich für bestimmte Aktionen sind, kann ich praktischerweise ablesen. Aber ich kann auch die Monster beim eigenständigen Handeln taktisch agieren lassen und beispielsweise auf Heilung fokussieren oder MP sparen lassen. Daneben regle ich die Wahrscheinlichkeit hoch oder herab, wie oft sie welche Aktionen nutzen. So habe ich immer das Gefühl, dennoch Kontrolle über die Aktionen zu haben, auch wenn die Monster auch bei weniger feinen Einstellungen sehr kompetent agieren.

Trotzdem hatte ich in der Spielmitte ziemlich mit den Bossen zu kämpfen. Das liegt vor allem daran, dass sie gern Aktionen nutzen, die meinem gesamten Team schaden. Wenn meine Monster dann etwa empfindlich auf Feuer reagieren, dann ist ziemlich schnell das halbe Team innerhalb von einer Runde vernichtet. Die Häufigkeit dieser Angriffe ist völlig in Ordnung und man kann sich auch darauf einstellen, wenn man nicht so stur ist, das Team unbedingt in identischer Aufstellung beibehalten zu müssen. So brauchte ich dann oft mehr Heilmittel, als ich mir leisten konnte.

In meinem Team sind maximal 8 Monster, von denen maximal 4 im Hauptteam sind. Normale Monster besetzen einen Slot, große Monster zwei. Zwischen den Runden kann ich üblicherweise Monster zwischen meinem Hauptteam und dem Reserveteam auswechseln. Erfahrungspunkte erhalten alle Monster, die ich gerade bei mir habe, ob sie am Kampf teilnehmen oder nicht.

Ich will der Allerbeste sein!

Turniere gibt es in Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz auch. Aber ich muss dafür nicht acht Arenen irgendwo in der Welt abklappern. In der Menschenwelt trete ich gegen andere Monsterzähmer:innen an. Angefangen mit Rang G, trete ich jeweils in drei aufeinanderfolgenden Kämpfen an, um den nächstbesseren Rang freizuschalten. Erst schickt mich die Story dorthin, dann kann ich aber auch unabhängig davon antreten und mein Können beweisen. Oder scheitern, weil meine Monster nicht stark genug sind.

In Turnieren kann ich keine Befehle geben, sondern meine Monster nur automatisch handeln lassen. Ihre Taktik kann ich während der Kämpfe aber weiterhin anpassen. Außerdem trete ich nur mit meinem Hauptteam an. Ist das Team besiegt, habe ich den Kampf verloren.

Wie es sich für ein richtiges Turnier gehört, gibt es auch einen Moderator. Der menschliche Moderator ist ganz in Ordnung, aber der Moderator in Nadiria, der Monsterwelt, ist um Klassen besser. Die deutschen Texte sind sehr gut, aber der Monster-Moderator leistet auch bei der englischen Synchronisation einen wundervollen Job. Auch abseits der Turniere wissen die Texte und die Synchronisation wieder zu überzeugen.

Auf nach Nadiria

Nadiria, das Reich der Monster, bietet aber nicht nur Turniere. Den größten Teil des Spiels verbringe ich in den unterschiedlichen Gegenden. Jede Gegend besteht aus drei Kreisen, wobei ich auf dem untersten Kreis beginne und erst einmal andere Gegenden aufsuche, bevor ich den mittleren Kreis erreichen kann. Jede Gegend hat dabei ihre eigene Geschichte, die dadurch auch in mehrere Abschnitte gegliedert ist. Dadurch ist es manchmal etwas schwierig, sich an alle Details zu erinnern, wenn man nach einem abgeschlossenen Storyabschnitt erst nach einigen Spielstunden wieder dort weitermacht. Doch meistens dauert es nicht lange, bis ich wieder ausreichend Überblick habe. Die einzelnen Storys binden sich gut in die übergreifende Story ein und entwickeln sich immer weiter.

Optisch sind die Gegenden Nadirias sehr abwechslungsreich. Mal zuckersüß, mal Lavaeinöde, mal Eiswelt. Zudem gibt es überall vier Jahreszeiten, die sich immer wieder abwechseln und die Gegenden verändern. Je nach Jahreszeit werden so neue Wege zu Truhen frei. Auch das Wetter ändert sich (glücklicherweise spüre ich herabfallende Süßigkeiten nicht). Je nach Wetter und Jahreszeit treffe ich zudem unterschiedliche Monster an. Grafisch mag Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz zwar nicht absolut herausragend sein, aber ich mochte es trotzdem, mir die Gegenden anzuschauen. Leider merkt man auch ein paar Framerate-Einbrüche, wenn mehr auf dem Bildschirm los ist, doch ansonsten läuft das Spiel ohne große Ruckler.

Online-Funktionen

Das Online-Erlebnis in Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz ist eher durchwachsen. Was vor allem daran liegt, dass das Matchmaking für Online-Kämpfe trotz verschiedener Ränge nicht besonders gut funktioniert. Zweimal wurde mein Team in der ersten Runde vernichtet, ehe ich die Chance hatte, einen Treffer zu landen. Vermutlich deshalb, weil meine Gegner im Postgame waren, während ich erst zehn Stunden gespielt hatte, als ich den Online-Modus ausprobiert habe. 

Daneben gibt es automatische Kämpfe in Folge. Je nach Anzahl an Siegen gibt es unterschiedliche Belohnung. Meistens gewinnt mein Team ein oder zwei Kämpfe, weshalb ich nur die Minimalbelohnung erhalte, aber das ist besser als nichts. Einmal pro Tag kann ich mein Team antreten lassen.

Als etwas praktischer erweist sich der Online-Shop mit täglich wechselndem Sortiment. Dort kann ich Zubehör für meine Monster kaufen oder ein paar andere Items. Niemand gibt mir das Gefühl, ich hätte mein Team nicht gut genug aufgestellt.

DLC

Wie bereits erwähnt, habe ich die Digital Deluxe Edition des Monstersammelspiels. Der bringt für einen kleinen Aufpreis ein wenig DLC-Content mit. Für mich waren natürlich die alternativen Outfits das Highlight.

Daneben bietet der Maulwurf das erneute Antreffen von bereits gefangenen Monstern an. Zum Trainieren eignet sich der Maulwurf nicht, aber dafür ist er auch nicht gedacht. Stattdessen habe ich dort hin und wieder versucht, ein paar Monster erneut zu fangen. Bei den höheren Rängen ist natürlich die Fangwahrscheinlichkeit eher gering, weshalb mir starke Monster so trotzdem nicht geschenkt werden. Mit verschiedenen Snacks kann ich die Wahrscheinlichkeit aber zumindest etwas erhöhen. Mit etwas Glück möchte sich ein Monster aber auch einfach so nach einem Kampf meinem Team anschließen. Und wenn es das möchte, wie soll ich da nein sagen?

Für das Training ist das Dojo etwas besser geeignet. Dabei handelt es sich um kleine Dungeons, die täglich wechseln. Mit meinem Hauptteam betrete ich den Dungeon, suche Schlüssel für die nächste Ebene und bekämpfe schließlich den Boss, um ein Item zur Belohnung zu erhalten. Theoretisch jedenfalls. Die meisten Dungeons sind eine deutliche Herausforderung und mein Team hatte oft keine Chance. Daher eignet sich das Dojo eher für das Endgame. Neben der allgemeinen Schwierigkeit bieten die Dungeons verschiedene Einschränkungen in Form von Bedingungen, die an das Team gestellt werden. Mal sollen alle Monster einen bestimmten Rang haben, mal einem bestimmten Typus angehören. Vier Drachen zusammenzubekommen, ist gar nicht so einfach.

Doch am meisten habe ich die Truhe benutzt, bei der ich einmal jede Stunde Items geschenkt bekomme. Zehn verschiedene Items gibt es, und wenn ich jedes einmal bekommen habe, kann ich alle noch einmal erhalten. 

Bin ich nun böse oder nicht?

Aber nun zum wichtigsten Teil des Spiels: Mir. Ich bin nicht komplett unvertont, rede aber nur hörbar, wenn ich meinen Monstern ein Item gebe. Den einen oder anderen Seitenhieb fange ich mir dafür ein, aber das heißt nur, dass das anderen auch auffällt. Mag vielleicht etwas altbacken wirken, aber mich amüsiert das sehr. 

Natürlich ist die Rache mein größter Antrieb. Ich tue alles dafür, meinen Vater zu erreichen. Manchmal habe ich Antwortmöglichkeiten und kann sagen, es sei anders, aber wir wissen alle, dass das eine Lüge ist. Natürlich sind die Optionen dann eigentlich unsinnig, aber sie sind zumindest unterhaltsam.

Aber ich habe auch eine andere Seite. Ich sorge mich um die Leute im Dorf. Ich schütze wildfremde Elfen, die von Menschen bedroht werden und meinem Charme nach einem ersten Schock verfallen. Anders kann ich mir nicht erklären, warum sie bei mir bleibt, obwohl ihr mein Ziel und meine rabiaten Methoden Sorge bereiten.

Auf meinem Weg durch Nadiria, um Ruhm zu erlangen, helfe ich auch den unterschiedlichsten Monstern bei ihren Problemen. Okay, vor allem deshalb, weil sie meist mit den Lokalmatadoren zu tun haben und ein Sieg über diese mein Ansehen steigert. Aber ich beschütze sie auch, wenn es brenzlig wird.

Aber ich möchte mich trotzdem weiterhin rächen! … oder?

Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz schafft es wunderbar, mich immer wieder fast vergessen zu lassen, dass ich den rachsüchtigen dunklen Prinzen spiele, nur um mich dann wieder davon zu überzeugen, dass ich wirklich ein Bösewicht bin. Bis ich dann wieder etwas tue, was mich davon überzeugt, dass ich doch nicht so böse bin. Aber auch das hält nicht ewig an. So erhält das Spiel immer die Spannung aufrecht.

Fazit

Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz bietet viel Monstersammelspaß mit einer unterhaltsamen Geschichte und einigen überraschenden Wendungen. Die Texte sind in gewohnter Dragon Quest-Qualität (auch ohne Haiku) mit vielen Eigenheiten verschiedener Monstertypen. Die Kämpfe werden nach einem einfachen Einstieg fordernd und die Kampfoptionen sind zahlreich. Die Inhalte der Digital Deluxe Edition vereinfachen an einzelnen Stellen das Spiel, ohne es trivial zu machen oder dem normalen Spiel einen großen Nachteil zu verschaffen. Insgesamt eignen sie sich eher für Endgame oder Postgame, um zu trainieren und das Monsterlexikon zu füllen.

Die Synthese konnte mich nicht komplett überzeugen, hat mir aber doch das eine oder andere seltene Monster beschert.

Doch die Kritikpunkte fallen über das Spiel hinweg wenig ins Gewicht und auch die nicht ganz optimale Performance tut dem Spielspaß keinen Abbruch. Wer gern Monster sammelt und gegeneinander antreten lässt oder Dragon Quest im Allgemeinen mag, kann auch hier bedenkenlos zugreifen.

Herzlichen Dank an Square Enix für die Bereitstellung des Testmusters. Synthetisiert auf Nintendo Switch.