Super Mario Bros. Wonder

Mit einer Wartezeit von mehr als zehn Jahren zwischen New Super Mario Bros. U und Super Mario Bros. Wonder mussten Fans des klassischen 2D-Marios so viel Geduld beweisen wie zuletzt nur vor New Super Mario Bros. Doch die Wartezeit hat sich gelohnt, denn Super Mario Bros. Wonder strotz vor frischen Ideen, Abwechslung und kommt obendrein mit einem frischen Look daher, nachdem die Reihe zuvor optisch recht stark auf der Stelle getreten ist.

Mario und seine Freunde sind im Blumenkönigreich bei Prinz Florian zu Besuch, als die fiese Schildkröte Bowser dem Klempner mal wieder in die Parade fährt. Er entführt Prinzessin Peach… Moment, dieses Mal nicht! Stattdessen verschmilzt er mit Florians Schloss und verzerrt mit der Macht der Wunderblumen die Realität im Pilzkönigreich. Das können Mario und Co. natürlich nicht geschehen lassen und so machen sie sich auf, Bowser und Bowser Jr. das Handwerk zu legen.

Die Zahl der spielbaren Charaktere in Super Mario Bros. Wonder ist drastisch erhöht worden. Neben Mario, Luigi und den beiden Toads kann man jetzt auch Peach, Daisy und Toadette spielen. Alle diese Charaktere spielen sich absolut identisch, so dass die Wahl des Charakters zwischen diesen Charakteren eine rein ästhetische ist. Alternativ kann man einen von vier Yoshis oder Mopsie spielen. Die Yoshis und Mopsie unterscheiden sich von den anderen Charakteren dadurch, dass sie keinen Schaden bei Gegnerkontakt nehmen, im Gegenzug können sie keine Items verwenden. Zusätzlich können die Yoshis in der Luft ein wenig mit den Füßen flattern, um höher gelegene Stellen zu erreichen und kleine Gegner mit der Zunge verschlingen. Meistens sind die Yoshis und Mopsie eine Art Easy-Mode, allerdings gibt es auch einige Stellen, die mit den unverwundbaren Charakteren schwieriger zu lösen sind, gerade wenn es um Sammelgegenstände und Geheimausgänge geht. Auf der Oberweltenkarte kann man jederzeit frei zwischen den Charakteren wechseln und wer mag, kann zudem lokal mit bis zu vier Spielern gemeinsam spielen.

Die Oberweltenkarte wurde wieder deutlich offener gestaltet als zuletzt in den New Super Mario Bros.-Spielen. So gibt es nicht nur zahlreiche Abzweigungen in den linearen Teilen der einzelnen Welten, sondern sogar einige offene Gebiete, in denen man sich die Level, die man spielen möchte, frei aussuchen kann. Der Spielfortschritt bemisst sich zuvorderst in der Zahl der Wundersamen, die man in einer Welt sammelt. Ausgezeichnete Stellen einer jeden Welt verlangen, dass man eine bestimmte Zahl an Wundersamen sein Eigen nennt. Daher und weil der Zähler für die Wundersamen für jede Welt unabhängig von den anderen Welten ist, kann man in jeder Welt eine Hand voll Level auslassen und das Spiel dennoch durchspielen.

Wundersamen erhält man üblicherweise auf zwei Weisen, einerseits gibt es am Levelende stets einen Wundersamen, zusätzlich kann man in den meisten Levels einen Wundersamen verdienen, indem man eine Wunderblume im Level findet und dadurch ein spezielles Event auslöst, an dessen Ende man einen Wundersamen verdienen kann. Die Wunderblumen-Segmente modifizieren die Level deutlich und verändern oft auch Marios eigene Fähigkeiten. So kann man beispielsweise in einen Gumba verwandelt werden, der kaum springen kann, in einen Wackelpudding, der an Wänden entlangwabbeln kann oder aber ein singender Buh-Huh verfolgt Mario in einem Rennen.

Die Wundersegmente bringen eine Menge Abwechslung in das Spiel und machen gleichzeitig fast immer richtig viel Spaß. Allerdings ist bei diesen Abschnitten ungewöhnlich viel auf die Präsentation konzentriert, so dass einige Wundersegmente zwar wild aussehen, jedoch spielerisch nicht substanziell vom übrigen Level abweichen. Gerade da die 2D-Mario-Reihe zuletzt ein wenig gegeizt hat mit optischen Spielereien ist diese Überkompensation aber durchaus willkommen. Neben den Wundersamen gibt es in jedem Level zudem drei große lila Münzen zu sammeln und das Spiel speichert auch, ob man den Fahnenmast am Ende des Levels ganz oben berührt hat – hat ein Level mehrere Fahnenmaste, reicht es aber, nur einen davon oben zu berühren. Spieler, die alles sehen wollen, was Super Mario Bros. Wonder zu bieten hat, sollten darauf achten, alle diese Bedingungen in jedem Level zu erfüllen.

Mechanisch ist Super Mario Bros. Wonder trotz optischer Frischzellenkur nahezu identisch zu den New Super Mario Bros.-Spielen. Das heißt Mario kann laufen, springen, einen Doppelsprung ausführen, sich mit einem Wandsprung von der Wand abstoßen und in der Luft mit einem Wirbel seine Sprungweite ein bisschen verlängern. Es gibt zwar eine Reihe neuer Mechaniken, die sind allerdings hinter dem neuen Abzeichen-System verborgen. Im Spiel gibt es nämlich eine ganze Reihe von Abzeichen zu finden, die verschiedene Fähigkeiten mit sich bringen. Zu jedem Zeitpunkt kann man nur ein einzelnes Abzeichen anlegen, aber in den meisten Levels kann man sein Abzeichen frei wählen. Einzelne Speziallevel sind hingegen auf bestimmte Abzeichen hin designt und können nur mit diesem Abzeichen gespielt werden. In diesen Levels schaltet man die entsprechenden Abzeichen auch frei, so dass man nicht mangels passenden Abzeichens vor einem verschlossenen Level stehen kann.

Die neuen Fähigkeiten, die die Abzeichen bieten, sind beispielsweise ein Hut, mit dem man langsam herabschweben kann, ein Rennschuh, mit dem man durchgehend in einer hohen Geschwindigkeit rennt und in der Luft noch abspringen kann, und eine Ranke, mit der man sich an Wände heranziehen kann wie mit einem Enterhaken. Diese Fähigkeiten sind sehr unterhaltsam, allerdings ist, abgesehen von den ausdrücklich darauf optimierten Levels kein Level auf diese Fähigkeiten ausgelegt, so dass sie leider über weite Teile des Spiels eher Gimmick-Charakter haben.

Sowohl die Hauptlevel als auch die Abzeichen-Level sind mit viel Liebe zum Detail designt und hervorragend auf einen runden Spielfluss ausgelegt. Die außerordentlich unterhaltsame Spielmechanik und die vielen geschickt eingesetzten Levelbausteine sorgen dafür, dass man immer wieder auf andere Weise gefordert wird. Allerdings ist der Schwierigkeitsgrad des Spiels über weite Stecken enorm niedrig. Es gibt zwar einige schwierigere Extralevel, aber das umfangreiche Post-Game, das man zuletzt von Mario-Spielen gewohnt war, ist hier deutlich überschaubarer, so dass Profis sich möglicherweise etwas unterfordert fühlen. Allerdings ist Super Mario Bros. Wonder auch nie völlig trivial und sollte daher auch geübte Spieler nicht langweilen. Nichtsdestotrotz wären ein paar mehr richtig fordernde Level schon erfreulich gewesen. Leider ebenfalls nicht mehr mit von der Partie ist der exzellente Challenge-Modus aus New Super Mario Bros. U. Ein herber Verlust gerade in Anbetracht des moderaten Schwierigkeitsgrades des Spiels.

Leider gibt es aber auch eine Hand voll Level, die meines Erachtens nicht gut gelungen sind. Einerseits gibt es immer mal wieder ein Level, das als Verschnaufpause bezeichnet wird und einfach komplett anspruchslos ist. Das ist allerdings mehr ein Kuriosum als ein Ärgernis. Gelegentliche reine Kampflevel sind zwar als kleine Challenge zwischendurch vielleicht ganz nett, können aber mit den Hauptlevels des Spiels nicht mithalten. Richtiggehend schwach fand ich allerdings die Such-Levels, in denen man fünf spezielle Münzen sammeln muss, um einen Wundersamen freizuschalten. Diese Münzen sind hinter unsichtbaren oder obskur versteckten Levelkonstruktionen versteckt und im Endeffekt sind diese Level ein reines systematisches Abklappern. Zum Glück gibt es nur sehr wenige dieser Level. In Anbetracht der enorm hohen Designqualität der übrigen Level ist es erstaunlich, dass diese Level es in das finale Spiel geschafft haben.

Technisch ist Super Mario Bros. Wonder makellos. Die Bildwiederholrate bleibt konstant bei 60 Bildern in der Sekunde und die Grafik selbst kann mit unzähligen tollen Animationen, Effekten und äußerst variabler Geometrie strahlen. Es ist bemerkenswert, wie viel Arbeit die Designer in kleine Animationsdetails aller Hauptcharaktere gesteckt haben, die erst bei sehr genauem Hinsehen zu erkennen sind. Akustisch wird ebenfalls stimmige Kost geboten, die allerdings meines Erachtens nicht so eingängig ist wie die Musik in den Klassikern.

Super Mario Bros. Wonder ist ein exzellentes 2D Jump & Run und ein Pflichttitel für jeden, der das Genre oder Super Mario mag. Spielmechanik, Leveldesign und Präsentation sind hervorragend und machen durchweg Lust auf mehr. Mit einigen Extrarunden für die Kinder habe ich Super Mario Bros. Wonder bis zum vollständigen Abschluss etwa 20 Stunden gespielt und dabei abseits der etwas nervigen Suchmissionen zu jedem Zeitpunkt eine Menge Spaß gehabt.

Vielen Dank an Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.