This Bed We Made (Review)

Artwork und Logo zu This Bed We Made

Neugierde kann Fluch und Segen zugleich sein. Nicht umsonst gibt es im englischsprachigen Raum die Redewendung “Curiosity killed the cat”, während in der antiken Philosophie Neugierde oftmals als der Ursprung allen Wissensdurstes der Wissenschaften gilt. Es ist daher ein zweischneidiges Schwert, abhängig der jeweiligen Situation, ab wann Neugierde eine Tugend oder eine Sünde darstellen kann. Ich bin mir ziemlich sicher, die Bedingungen in dem neuen Indie-Spiel This Bed We Made sind ein sehr dünnes Schwert. Doch das unaufhaltsame Stöbern und Schnüffeln in der Privatsphäre der Hotelgäste machte mir einfach viel zu sehr Freude, als dass ich es nicht riskieren könnte.

Ungewöhnliche Einblicke in This Bed We Made

Ein Risiko, das ich nach Anblick des Trailers in Kauf nahm, denn This Bed We Made fällt als narratives 3D-Adventure auf jeden Fall in mein Beuteschema. Wir schlüpfen in die Rolle der Hotel-Reinigungskraft Sophie Roy im Jahr 1958. Und sie ist mir vielleicht eine neugierige Nase, das sage ich euch! Sie ist ein großer Fan der Klatschpresse und nutzt ihren Job aus, um im Besitz der Hotelgäste herumschnüffeln und sich Geschichten aus deren Leben auszumalen. Doch sie ist nicht die einzige Schnüfflerin im Hotel. Eines Tages entdeckt sie ein notdürftig im Gästebadezimmer eingerichtetes Fotolabor – und Fotos von ihr, wie sie in den Koffern der Gäste herumschnüffelt. 

Wer der geheimnisvolle Stalker ist, bleibt aber nicht das einzige Problem an diesem Tag. Sophie findet mit unserer Hilfe schnell heraus, welches Drama sich gerade unter den Gästen oder dem Personal anbahnt. This Bed We Made ist ruhig und gemächlich. Es nimmt sich viel Zeit eine bodenständige Kriminalgeschichte zu konstruieren, in deren Zentrum nicht wirklich das Ende, sondern vielmehr der Weg dahin steht. Ich empfand das Writing während der knapp vierstündigen Story sehr gut, wenn auch etwas zurückhaltend. Vieles ist vorhersehbar, große Twists und Wendungen besitzt das Spiel trotz seines Genres nicht. Es besitzt allerdings das Herz am rechten Fleck und zeigte in meinem Durchgang auch recht schonungslos die Probleme der Charaktere zu dieser Zeit.

Screenshot aus This Bed We Made
Wir können nicht nur die gefährlichen Fotos, sondern fast alles wegschmeißen von den Gästen! Verführerisch!

Ganz im Stile vieler anderen narrativen Adventure bietet auch This Bed We Made eine Reihe an Entscheidungen, welche die Story grob oder eklatant beeinflussen können. Diese resultieren dann in einer Fülle an unterschiedlichen Enden, welche die Schicksale der involvierten Charaktere anzeigen. Auch hier werden keine größeren Dilemmata oder wichtige Botschaften vermittelt, wenn man sich mal hierfür, mal dafür entscheidet. This Bed We Made ist ein sehr solider Einstieg für Lowbirth Games, um in einem mittlerweile sehr überfüllten Genre doch seine Liebhaber (wie mich) zu finden.

Von Panzerknackern und Hobbydetektiven

Ein weiteres Plus von This Bed We Made ist das Adventure-Gameplay. Während wir durch die Zimmer der Hotelgäste schleichen, deren Koffer öffnen und Briefe lesen, dürfen wir unsere dienstlichen Pflichten nicht vernachlässigen. Wir wollen doch schließlich Mitarbeiterin des Monats werden, oder? Demnach können wir die Betten beziehen, Müll entsorgen, das Geschirr wegräumen oder neue Handtücher bereitlegen. Je nachdem, was das jeweilige Zimmer gerade benötigt.

Ansonsten bietet der Krimi einige nette Ideen in seiner knappen Spielzeit. Hier und da gibt es Codes zu entschlüsseln oder Schlüssel auf ganz besondere Weise zu knacken. Mir gefiel hier die Abwechslung und auch der Realismusgrad, mit dem wir Safekombinationen aufspüren oder Szenen erleben durften. Auch abseits dessen spürt man viel Liebe zum Detail und für das Genre der Crime-Noir-Filme. Wenn man wirklich etwas kritisieren würde wollen, wäre es der steife Animationsstil des Spiels. Dieser kann abschreckend und uncanny wirken, da hier zu viel Realismus in den steifen Bewegungsgrad der Figuren reinspielt. 


Doch wenn ihr dies beiseite schieben könnt, erwartet euch ein ruhiger und spannender Krimi aus einer ganz neuen Perspektive. Es geht viel weniger um die Tat und vielmehr um die Motive, um die Menschen hinter der Fassade. Erwartet nicht den nächsten Hochglanz-Thriller mit Spannung hinter jeder Hoteltür. Aber erwartet ein aufrichtiges Adventure, dessen Entwickler:innen viel Herzblut investiert haben. Und eventuell ein Debüt, welches einigen Personen viel bedeuten könnte, dass etwas in der Form heutzutage möglich ist. Und wir nicht noch im Jahr 1958 leben.

Meine Neugier hat auf PlayStation 5 keine Katze getötet. Ein herzlicher Dank geht an Lowbirth Games für die Bereitstellung des Mustercodes. This Bed We Made erschien am 1. November 2023 für PS5 und PC. Am 13. Dezember 2023 folgt es für PS4 und Xbox Series-Konsolen.