Animal Hospital (Review)

Was als Handyspiel beginnt, schafft es heute immer häufiger auch auf die Konsolen. Animal Hospital könnte ein Beweis dafür sein, dass Handyspiele nicht nur der kleine nervige Cousin von “richtigen” Videospielen sind. Könnte.

Die Grundidee ist vorhersehbar simpel. Mit Abschluss des Tiermedizinstudiums erhält man einen mysteriösen Brief mit einem Schlüssel zu einer Tierklinik. Ich habe eine weibliche Ärztin als Charakter ausgewählt, man kann sich aber auch für einen Tierarzt entscheiden. Meine Ärztin leitet nun eine kleine Klinik und muss sich um tierische Patienten kümmern. Diese kommen immer einzeln in die Klinik und können auf verschiedene Weisen untersucht und behandelt werden. Das wars auch schon.

Auf dem ersten Blick sieht man bereits den typischen Handyspielcharakter. Zunächst sind nur ein paar wenige Basisbereiche freigeschaltet. Es ist aber klar erkennbar wie viele zusätzliche Bereiche noch freigeschaltet werden können. Und auch ab welchem Level das jeweils möglich ist.

Und da erkennt man bereits, wie lieblos die Portierung ist. Die Fortschrittsleiste hätte man sich gleich sparen können, da sie überhaupt nicht funktioniert. Sie bleibt generell auf 0 stehen. Stattdessen zeigt die Herausforderungsliste, die auch generell nur eine einzige Herausforderung anzeigt und auch nur zu eindeutig ein kränkelndes Überbleibsel aus der App ist, was getan werden muss, um zur nächsten Stufe zu gelangen.

Ich frage mich wirklich ernsthaft, ob die Person(en) die Handyspiele für Konsolen portieren überhaupt ihr Produkt einmal selbst spielen oder ob sie nur den Code bereinigen, die Pay-to-win-Anteile entfernen und es so veröffentlichen. Und das nicht zum ersten Mal.

Mit steigendem Level kommen auch immer weitere Tierarten und Krankheiten dazu. Die Patienten werden auf dem Untersuchungstisch abgehört, genäht, auf Läuse und Hautkrankheiten untersucht oder kommen auch einfach mal zum Lungenfunktionstest und Belastungs-EKG. Wer auch immer diese Routine-Untersuchungen für die Tierchen plant darf auch gerne meine jährlichen Untersuchungen organisieren. Es scheint Zufall zu sein, denn es ist schon auffällig, wie oft ich immer wieder das gleiche Tier mit den gleichen Beschwerden behandeln muss.

Die Untersuchungen und Behandlungen sollen eine Art Minispiel sein. Allerdings wäre das eine Beleidigung gegenüber Minispielen. In den meisten Fällen reicht es den Analogstick wild im Kreis zu drehen. Die Vielzahl an verschiedenen Mittelchen und Ressourcen wecken wieder die Erinnerung daran, dass Animal Hospital nicht für die Konsole entwickelt wurde. Einige Male war ich mir sicher, dass ich erst neue Pflaster bekomme, wenn ich eine 45 Sekunden lange Candy Crush Werbung abgesessen habe.

Insgesamt fehlt mir bei dem Spiel auch einfach der Stressfaktor. Jeder Spieltag startet mit einer Liste an Patienten, die in die Klinik kommen werden. Es gibt keinen Andrang. Ich muss das erste Tier komplett fertig behandeln, bevor das nächste überhaupt die Tür betritt. Und der Tag endet auch wirklich erst dann, wenn alle Tiere auf der Liste behandelt wurden. Manche bleiben wegen schweren Erkrankungen oder Verletzungen über Nacht aber selbst diese sind sehr geduldig.

Es ist zum Haare raufen langsam. Und leider auch sehr, sehr langweilig. Was mich auch extrem gestört hat war die Tatsache, dass ich nicht einmal auswählen konnte welche Untersuchung oder Behandlung ich ausführen möchte. Statt einer Auswahlmöglichkeit wurde einfach generell das richtige Prozedere gestartet. So sehr ich es auch gewollt hätte, ich hätte also rein gar nichts falsch machen können.

Was ich aber positiv hervorheben muss, sind die Animationen der Tiere. Wenn man sie mit Streicheleinheiten verwöhnt, sind sie wirklich furchtbar niedlich.

Fazit

Animal Hospital könnte mit ein bisschen mehr Arbeit in der Entwicklung auch auf der Konsole unterhalten. Dafür fehlen aber bislang die Genauigkeit und dadurch Abwechslung bei den Behandlungen, die Möglichkeit eigene Entscheidungen treffen zu dürfen und vor allem eine grundlegende Veränderung des Pacings. Das Spiel hat es geschafft, dass ich dreimal eingeschlafen bin. Zumindest meinen Schlafrhythmus scheint es positiv zu beeinflussen. Aber dafür reicht mir dann auch die Handyversion.

Ein herzlicher Dank geht an Nacon für die Bereitstellung des Mustercodes. Getestet auf Nintendo Switch.